Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

20.06.2021, 07:45 Uhr

Es ist schon ein starkes Stück, wie Spahn mit uns Apothekers umgeht... (Foto: Alex Schelbert)

Es ist schon ein starkes Stück, wie Spahn mit uns Apothekers umgeht... (Foto: Alex Schelbert)


Typisch Spahn: erst locken, dann kürzen – das war bei den Vergütungen für Masken so, bei den Botendiensten, es kommt bei den Corona-Tests und jetzt bei Impfzertifikaten. Immer das gleiche Spiel. Keine Verlässlichkeit. Missachtung der apothekerlichen Arbeit. Das zerstört Vertrauen! Aber wo bleibt ein deutliches „So nicht“ der ABDA? Ein bisschen Schmollen reicht da nicht. Hoffen wir für die kommende Woche, dass wenigstens das Apothekenportal zur Digitalisierung der Impfzertifikate nicht mehr in die Knie geht. Und mit einer kleinen Eintrittsgebühr für einen Gastzugang dürfen sogar Apotheken mitspielen, die kein Verbandsmitglied sind. Na, geht doch. 

14. Juni 2021

Das Bundesgesundheitsministerium überarbeitet seine Corona-Testverordnung. Das ist notwendig, denn es liegen mehrere Verdachtsfälle vor, dass Testzentren bei den Abrechnungen betrogen haben sollen. Mit einer nachgebesserten Testverordnung sollen die Kontrollen verstärkt und, ja, die Vergütung gesenkt werden. Zum Nachteil auch von testenden Apotheken. In ihrer Stellungnahme zur neuen Corona-Testverordnung macht die ABDA klar, dass sie vor dem Hintergrund der Berichte über mutmaßlichen Abrechnungsbetrug grundsätzlich Verständnis für die Überarbeitung hat. Kein Verständnis zeigt sie allerdings dafür, dass der Verordnungsgeber zwar „Arztpraxen“ als zuverlässige und geeignete Leistungserbringer einstuft, jedoch Apotheken, Zahnärzte und andere ärztlich geführte Einrichtungen nur noch vorbehaltlich bestimmter Kriterien und auf Basis individueller Entscheidungen der örtlichen Gesundheitsbehörden beauftragt werden sollen: Apotheken werden dadurch praktisch mit beliebigen gewerblich tätigen Dritten gleichgesetzt. Mein liebes Tagebuch, so geht’s nicht! Da kann die ABDA gar nicht laut genug dagegen protestieren! Wenn Not am Mann ist, sind die Apotheken für das Bundesgesundheitsministerium gerade recht: Apotheken sollen eben mal schnell Masken verteilen, Impfpässe kontrollieren. Und vor einem halben Jahr lobte man die Apotheken über alles, als viele von ihnen die Bürgertests anboten. Und nun ordnet man sie nur noch bedingt als zuverlässige und geeignete Leistungserbringer ein. Die neue Testverordnung suggeriert: Arztpraxen sind zuverlässig, Apotheken nur noch bedingt. Mein liebes Tagebuch, ein starkes Stück, da geht es um unseren guten Ruf, mehr noch, um die Grundlage unserer Berufsausübung: Zuverlässigkeit! Da muss lauter Protest her!

Und was die geplante Absenkung der Vergütung betrifft – statt 8 Euro für den Test und 12 für die Durchführung soll es nur noch 4,50 und 8 geben –, ist dies für so manche testende Apotheke ebenfalls ein Problem. Damit nimmt das Ministerium in Kauf, dass einige Apotheken keine Tests mehr anbieten können. Aber so ist es bei den Spahnschen Aufgaben: erst locken, dann kürzen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


7 Kommentare

Honorarkürzung

von Stefan Meinhardt am 20.06.2021 um 23:25 Uhr

Bei der Aufzählung der unlauteren Maßnahmen des BMG wir vergessen, dass er das gleiche Spiel auch bei der Erstattung der Impfstoffe macht. Ich verstehe hier auch nicht, wo der Aufwand für die Apotheken geringer wurde, die Erstattung wird und wurde wieder gekürzt

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 20.06.2021 um 16:49 Uhr

Wer kontrolliert bei den aktuellen Temperaturen eigentlich den Versand? Die Bundesregierung wollte hier doch ganz genau hinschauen. Wenn Herr Hennrich mit dem Beobachten des AVP Skandals fertig ist, könnte er hier nahtlos in die nächste Beaobachtung übergehen. ( Etwaiges konsequentes Handeln erwartet natürlich keiner )

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Betriebswirtschaftliche Lösung?

von Christiane Patzelt am 20.06.2021 um 16:40 Uhr

Ich erhalte vom BMG 6€ für das Impfzertifikat und die restlichen 12€ zahlt der Patient. Wird nicht jeder prall finden, aber wenn es meinem Betrieb nicht gut geht, hat auch keiner was gewonnen. Dafür gibt es dann begleitetes App-Installieren und Nachkontrolle kostenlos.

Da das Testen eingestellt wurde, freue ich mich auf einen schönen pharmazeutischen Sommer und finde es toll, dass so viele Menschen in Deutschland erleben (durften), was die alte Tante Apotheke so alles flink auf die Beine stellen konnte. Ich für meinen Teil nehme das als Pfund mit, was in künftigen (politischen) Diskussionen was wiegen darf. Sehr viele Kollegen und Kolleginnen haben gezeigt, warum kleine Strukturen wie die Apotheke in Deutschland einen riesen Vorteil bietet -- wir sind affenzahnschnell. Während DM im März etwas von Testzentren brabbelte, hatten wir seit Dezember schon Stäbchen in anderer Leute Nasen. JETZT baut DM Testzentren auf, wo wir unsere schließen wg beschissener Bezahlung - und das finde ich auch ganz konsequent richtig so! Wir haben unseren Preis und den sollten wir auch möglichst halten, denn sonst leidet die Qualität, die Schnelligkeit oder die Zuverlässigkeit. Denn wir können nicht gleichzeitig billig, zuverlässig und schnell sein. Eines der 3 Kriterien tritt immer ins Hintertreffen.

Und Herr Spahn ist bald Geschichte und dann kommt die nächste Nase, die uns das Leben schwer macht, von daher -- lassen wir ihn ziehen. Immerhin brachte er mehr Menschen wieder in die Apotheke vor Ort als ne Nackttänzerin mit Federboa im Schaufenster.

PS: Hört mal auf, kostenlose Kalender zu verteilen, macht der Arzt auch nicht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Betriebswirtschaftliche Lösung

von Conny am 20.06.2021 um 17:35 Uhr

Werde meine Nichte mal für die Zukunft fragen, gar nicht so schlecht die Idee mit der Nackttänzerin

Preisfindung

von Lutz Engelen am 20.06.2021 um 15:00 Uhr

Ich benötigte in der letzten Zeit ein Zertifikat der Städteregion Aachen . Dieses war mit einer Rechnung über 15.-€ versehen . Hier wird ein Betrag für eine aus Steuermitteln finanzierte Dienstleistung erhoben und von uns allen akzeptiert. Solange aber viele Kolleginnen und Kollegen der Meinung sind, dass 6.-€ für zusätzliche Dienstleistung für einen heilberuflichen Betrieb ausreichend sind , weil der Image-Gewinn nicht zu verachten ist, macht Politik mit uns was sie will. Es fehlt an Einigkeit , Kollegialität und an einer Führungsperson, die genau das bewirkt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kein Boykott

von Radman am 20.06.2021 um 9:26 Uhr

Die Gewinner unseres Widerstandes wären die Sozis und die Grünen. Ob wir das so wollen, vage ich zu bezweifeln. Klar, muss man protestieren, aber drohen mit Boykott der Impfzertifikate oder „Tacheles reden“, halte ich z. Z. für nicht zielführend. Außerdem sind wir wirklich nicht in der Lage „Tacheles“ zu reden. Das haben wir beim letzten DAT bewiesen. Übrigens: Frau Overwiening war damals auch da!. Also; lassen Sie uns bitte die letzten 2 Monaten vor der Wahl durchhalten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Kein Boykott

von Karl Friedrich Müller am 20.06.2021 um 12:12 Uhr

So wie es aussieht, wird sich nichts ändern. Also nur zum Nochschlimmeren. Weil mit Laschet Spahn bleibt.
Bleibt die Frage, ob man sich ernsthaft mit Spahn anlegen will. Noch mehr hassen kann er uns eigentlich nicht. Vielleicht hasst er uns auch nicht, nur mag der halt DocMorris und macht alles für den Konzern.
Wir dürfen nur die Kastanien für ihn aus dem Feuer holen. Dankbarkeit kennt er nicht. Im Gegenteil, wenn es die öffentliche Meinung verlangt, tritt er uns.
Freunde kann der Mann nicht haben. Loyal ist er nur zu sich selbst. Es ist schon erschreckend, mit welchen Charakterzügen man Politiker sein kann und darf, dazu auch noch an der Spitze.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.