Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

20.06.2021, 07:45 Uhr

Es ist schon ein starkes Stück, wie Spahn mit uns Apothekers umgeht... (Foto: Alex Schelbert)

Es ist schon ein starkes Stück, wie Spahn mit uns Apothekers umgeht... (Foto: Alex Schelbert)


15. Juni 2021

Auch wenn Thomas Dittrich, Chef des Deutschen Apothekerverbands, zuerst vollmundig ankündigte, „wir sind vorbereitet… das Ganze funktioniert“ und gleichzeitig die Bevölkerung darum bat, dass doch bitte nicht gleich alle am Montag die Apotheken stürmen, um ihre Impfpässe digitalisieren zu lassen: Es gab ihn doch, den Run vieler Geimpften auf die Apotheken. Und erwartungsgemäß ging der Server in die Knie, die Hotline war überlastet, nichts ging mehr in vielen Apotheken. Es war ein holpriger Start, Kunden mussten vertröstet werden.

Klar, es gab auch Apotheken, bei denen alles einwandfrei lief. Aber woran das technische Versagen letztlich lag und ob man so etwas verhindern kann – das wissen nur die Telematik-Götter.

Und auch am Tag zwei und drei scheint es sich noch nicht gänzlich gerüttelt zu haben, so manche Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter verzweifeln an dem Versuch, die digitalen Covid-19-Impfzertifikate auszustellen. Bei der Suche nach den Ursachen zeigt sich, dass es möglicherweise  auch ein Problem mit den zentralen Strukturen gibt – was immer dies heißen mag. Und die ABDA macht das, was sie in solchen Situationen am besten kann: schweigen.

Die Technikprobleme sind das eine, das andere sind noch Unklarheiten, wie die für die Abrechnung der digitalen Impfzertifikate erforderlichen Daten erfasst werden. Auf dem Apothekenportal ist z. B. nicht ersichtlich, welche Zertifikate mit 18 und welche mit 6 Euro vergütet werden. In manchen Apotheken werden bereits Strichlisten geführt, um den Überblick u behalten. Immerhin, der Apothekerverband Schleswig-Holstein bemüht sich um Aufklärung: Spätestens zur Abrechnung am Monatsende sollen alle erforderlichen Daten im Apothekenportal angezeigt werden. Außerdem macht der Apothekerverband noch auf weitere Punkte aufmerksam, die es zu beachten gilt. 

Wer nochmal nachlesen möchte, was Apotheken dokumentieren müssen und was zu beachten ist: DAZ.online fragte den Rechtsanwalt Dr. Morton Douglas.

Alles schön und gut, aber wie läuft eigentlich die Abrechnung für die Ausstellung der digitalen Impfzertifikate? Wie kommen die Apotheken an die für die Abrechnung relevanten Daten? Hierfür hat die ABDA einen Leitfaden herausgeben – der sich angenehm liest, denn hier rechnet die ABDA noch mit einem Honorar von 18 Euro für die Erstimpfung und 6 Euro für die zweite. Und Ironie des Schicksals: Wenige Minuten vor der Veröffentlichung des ABDA-Leitfadens hatte Spahn angekündigt, dass er die Apothekenvergütung der für das Erstellen von digitalen Impfzertifikaten ab 1. Juli auf pauschal 6 Euro kürzen will (siehe auch den nächsten Tagebuch-Eintrag).



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Honorarkürzung

von Stefan Meinhardt am 20.06.2021 um 23:25 Uhr

Bei der Aufzählung der unlauteren Maßnahmen des BMG wir vergessen, dass er das gleiche Spiel auch bei der Erstattung der Impfstoffe macht. Ich verstehe hier auch nicht, wo der Aufwand für die Apotheken geringer wurde, die Erstattung wird und wurde wieder gekürzt

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von Anita Peter am 20.06.2021 um 16:49 Uhr

Wer kontrolliert bei den aktuellen Temperaturen eigentlich den Versand? Die Bundesregierung wollte hier doch ganz genau hinschauen. Wenn Herr Hennrich mit dem Beobachten des AVP Skandals fertig ist, könnte er hier nahtlos in die nächste Beaobachtung übergehen. ( Etwaiges konsequentes Handeln erwartet natürlich keiner )

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Betriebswirtschaftliche Lösung?

von Christiane Patzelt am 20.06.2021 um 16:40 Uhr

Ich erhalte vom BMG 6€ für das Impfzertifikat und die restlichen 12€ zahlt der Patient. Wird nicht jeder prall finden, aber wenn es meinem Betrieb nicht gut geht, hat auch keiner was gewonnen. Dafür gibt es dann begleitetes App-Installieren und Nachkontrolle kostenlos.

Da das Testen eingestellt wurde, freue ich mich auf einen schönen pharmazeutischen Sommer und finde es toll, dass so viele Menschen in Deutschland erleben (durften), was die alte Tante Apotheke so alles flink auf die Beine stellen konnte. Ich für meinen Teil nehme das als Pfund mit, was in künftigen (politischen) Diskussionen was wiegen darf. Sehr viele Kollegen und Kolleginnen haben gezeigt, warum kleine Strukturen wie die Apotheke in Deutschland einen riesen Vorteil bietet -- wir sind affenzahnschnell. Während DM im März etwas von Testzentren brabbelte, hatten wir seit Dezember schon Stäbchen in anderer Leute Nasen. JETZT baut DM Testzentren auf, wo wir unsere schließen wg beschissener Bezahlung - und das finde ich auch ganz konsequent richtig so! Wir haben unseren Preis und den sollten wir auch möglichst halten, denn sonst leidet die Qualität, die Schnelligkeit oder die Zuverlässigkeit. Denn wir können nicht gleichzeitig billig, zuverlässig und schnell sein. Eines der 3 Kriterien tritt immer ins Hintertreffen.

Und Herr Spahn ist bald Geschichte und dann kommt die nächste Nase, die uns das Leben schwer macht, von daher -- lassen wir ihn ziehen. Immerhin brachte er mehr Menschen wieder in die Apotheke vor Ort als ne Nackttänzerin mit Federboa im Schaufenster.

PS: Hört mal auf, kostenlose Kalender zu verteilen, macht der Arzt auch nicht.

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AW: Betriebswirtschaftliche Lösung

von Conny am 20.06.2021 um 17:35 Uhr

Werde meine Nichte mal für die Zukunft fragen, gar nicht so schlecht die Idee mit der Nackttänzerin

Preisfindung

von Lutz Engelen am 20.06.2021 um 15:00 Uhr

Ich benötigte in der letzten Zeit ein Zertifikat der Städteregion Aachen . Dieses war mit einer Rechnung über 15.-€ versehen . Hier wird ein Betrag für eine aus Steuermitteln finanzierte Dienstleistung erhoben und von uns allen akzeptiert. Solange aber viele Kolleginnen und Kollegen der Meinung sind, dass 6.-€ für zusätzliche Dienstleistung für einen heilberuflichen Betrieb ausreichend sind , weil der Image-Gewinn nicht zu verachten ist, macht Politik mit uns was sie will. Es fehlt an Einigkeit , Kollegialität und an einer Führungsperson, die genau das bewirkt.

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Kein Boykott

von Radman am 20.06.2021 um 9:26 Uhr

Die Gewinner unseres Widerstandes wären die Sozis und die Grünen. Ob wir das so wollen, vage ich zu bezweifeln. Klar, muss man protestieren, aber drohen mit Boykott der Impfzertifikate oder „Tacheles reden“, halte ich z. Z. für nicht zielführend. Außerdem sind wir wirklich nicht in der Lage „Tacheles“ zu reden. Das haben wir beim letzten DAT bewiesen. Übrigens: Frau Overwiening war damals auch da!. Also; lassen Sie uns bitte die letzten 2 Monaten vor der Wahl durchhalten.

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AW: Kein Boykott

von Karl Friedrich Müller am 20.06.2021 um 12:12 Uhr

So wie es aussieht, wird sich nichts ändern. Also nur zum Nochschlimmeren. Weil mit Laschet Spahn bleibt.
Bleibt die Frage, ob man sich ernsthaft mit Spahn anlegen will. Noch mehr hassen kann er uns eigentlich nicht. Vielleicht hasst er uns auch nicht, nur mag der halt DocMorris und macht alles für den Konzern.
Wir dürfen nur die Kastanien für ihn aus dem Feuer holen. Dankbarkeit kennt er nicht. Im Gegenteil, wenn es die öffentliche Meinung verlangt, tritt er uns.
Freunde kann der Mann nicht haben. Loyal ist er nur zu sich selbst. Es ist schon erschreckend, mit welchen Charakterzügen man Politiker sein kann und darf, dazu auch noch an der Spitze.

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