Arzneimittel- und Wirkstoffimporte in die EU

Wird die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten überschätzt?

Remagen - 24.06.2021, 16:45 Uhr

China spielt als maßgeblicher Wirkstoff-Lieferant eine immer größere Rolle. (Bild: Виталий Сова / AdobeStock)

China spielt als maßgeblicher Wirkstoff-Lieferant eine immer größere Rolle. (Bild: Виталий Сова / AdobeStock)


Andere Länder sind stärker von der EU abhängig als umgekehrt

Die ECIPE-Wissenschaftler ziehen aus ihrer Studie einige wichtige Schlussfolgerungen: Die EU-27 selbst sind und bleiben die wichtigste Quelle für Importe und Ausfuhrziele für die Pharmaindustrie der Union. Dies gilt für alle pharmazeutischen Kategorien, einschließlich Generika, Wirkstoffe und komplexere Humanarzneimittel. Zwar mag die EU für einige Produkte vom Rest der Welt abhängig sein kann, aber die Nicht-EU-Länder sind für die Exporte der EU-27 nach Meinung der Autoren viel bedeutsamer als deren Abhängigkeit von Einfuhren aus Drittländern. Sie befürchten deshalb, dass Eingriffe in das System zu Vergeltungsmaßnahmen seitens der Handelspartner der EU-27 führen und damit die Arzneimittel-Ausfuhren beeinträchtigen könnten.

Protektionismus und Autonomie nicht der richtige Weg

Ansätzen wie dem Zurückholen der Produktion, Zwangslokalisierung des verarbeitenden Gewerbes oder Zwangsherstellung von APIs in der EU sowie einem allgemeinen Vorstoß für „mehr Autonomie“ erteilen die RECIPE-Experten deshalb eine klare Absage. Stattdessen empfehlen sie den EU-27, andere Wege zu prüfen, mit denen die strategische Widerstandsfähigkeit weiter erhöht werden könnte. Unter anderem schlagen sie vor, die globalen Lieferketten von Unternehmen zu stärken und sie bei deren Diversifizierung besser zu unterstützen. Außerdem könnten mehr Anreize für die Produktion von Zwischen- und Endprodukten auf EU-27-Basis geschaffen werden. 

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Die Autoren verweisen im Übrigen auf ein Arbeitsdokument der EU-Kommissionsdienststellen (Commission Staff Working Document (SWD)) über „Strategische Abhängigkeiten und Kapazitäten“ vom Mai dieses Jahres.

Dieses kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Protektionismus und Autonomie nicht der richtige Weg zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Arzneimittelproduktion in der EU sind.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Keine Aussagekraft

von Jan Oesterwalbesloh am 28.06.2021 um 9:15 Uhr

Ich schließe mich Herrn Becker an, da dieses Papier keine relevante Aussagekraft hat. Zum einen ist das ECIPE ein Lobby-Organisation, die sich auf den internationalen -und damit barrierefreien internationalen Handel- beschränkt, zum anderen werden nur zwei wenig aussagekräftige Kennzahlen in dieses Papier aufgenommen. Weder die Marktrelevanz einzelner APIs oder FPPs werden betrachtet, noch die Herstellungsstätten dieser, da nur Importvolumen und -wert betrachtet werden. Auch der Herfindahl-Hirschman-Index mit ausschließlichem Blick auf die Anzahl der Länder, von denen importiert wird, beleidigt jeden intellektuell, der sich mit dem Thema auskennt.

Kurz gesagt, hat diese Lobbyorganisation hier Zahlen schöngerechnet und eine Aussage aufgrund einer Datenbasis getroffen, auf der diese gar hätte getroffen werden können, um damit mit blumiger Formulierung den status quo zu verteidigen. Abgesehen davon können auch bei ausreichender Versorgung des europäischen Marktes natürlich aufgrund verschiedener Preisgestaltungen durch Reimporte oder Parallelhandel nationale Versorgungsausfälle auftreten.

Von der DAZ hätte ich mir eine differenziertere Berichterstattung gewünscht und nicht das mehr oder minder unkritische Abschreiben eines Positionspapiers einer Lobbyorganisation.

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Wert und Volumen - toll

von David Becker am 28.06.2021 um 8:48 Uhr

Nettes Positionspapier, nur sind weder Wert noch Volumen wirklich aussagekräftige Kennzahlen sind um hier eine Abhängigkeit zu untersuchen... Wenn das L-Thyrox nicht mehr lieferbar ist hilft es wenig, dass das nur 1/1000 von dem teuren neuen Biologikum kostet oder nur 1/10000 so viel groß ist.
Da muss für eine echte Bewertung mehr Arbeit reingesteckt werden - ich fühle mich so informiert wie vorher.

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