Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

15.08.2021, 07:30 Uhr

Mitten im Sommer: Winds of Change in der Apolandschaft – wie sich so manches auf einmal ändert... (Foto: Alex Schelbert)

Mitten im Sommer: Winds of Change in der Apolandschaft – wie sich so manches auf einmal ändert... (Foto: Alex Schelbert)


10. August 2021

Mein liebes Tagebuch, wer glaubt, mit der bevorstehenden bundesweiten Einführung des E-Rezepts am 1. Januar 2021 ist alles in Butter, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Was da noch alles zu klären ist, so kurz vor Schluss – Wahnsinn! So ist es zum Beispiel nicht Aufgabe der Gematik, den Weg des E-Rezepts zwischen Apotheken und Rechenzentren in die Telematikinfrastruktur zu integrieren. Da müssen sich nun Krankenkassen und der Deutsche Apothekerverband über Regelungen und die technische Umsetzung des Prozesses einigen. Noch viele Detailfragen sind offen, wie ein Interview mit dem Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ), Klaus Henkel, zeigt. Beispielsweise verändern sich mit der Einführung des E-Rezepts die Modalitäten rund um den Versicherungsschutz. Vor allem muss angesichts der neuen digitalen Wege des E-Rezepts versucht werden, das wirtschaftliche Ausfallrisiko für alle Beteiligten so gut wie möglich zu minimieren. Mein liebes Tagebuch, man denke an die Unwetterkatastrophe und die zerstörten Apotheken: Ginge der digitale Verordnungsdatensatz einer Apotheke verloren, bevor er zur Abrechnung an die Kasse übergeben wurde, könne es schlichtweg keine Erstattung geben, d.h., „den Apotheken droht dann der Totalschaden“, bringt es Henkel im lesenswerten Interview mit DAZ.online auf den Punkt. Henkel ist auch überzeugt: „Die beste Lösung wäre, wenn die Rechenzentren täglich mit den Kostenträgern abrechnen dürften.“ Mein liebes Tagebuch, das würde auch Versicherungsprämien sparen. Läuft da nicht alles auf eine tägliche Abrechnung hinaus? Ja, mein liebes Tagebuch, und in diesem Fall wäre dann endlich auch der Zwangsrabatt von 1,77 Euro („Kassenabschlag“), den wir den Kassen für pünktliche Zahlung einräumen, Schnee von gestern!


Ab 11. Oktober soll es (abgesehen von wenigen Ausnahmen) keine kostenlosen SARS-CoV-2-Tests für Bürgerinnen und Bürger mehr geben – darauf haben sich Bund und Länder geeinigt. Hintergrund: Mittlerweile kann allen ein Impfangebot gemacht werden, eine dauerhafte Kostenübernahme durch den Steuerzahler sei nicht mehr angezeigt. Und da gleichzeitig geplant ist, Menschen, die nicht gegen Covid-19 geimpft sind, Zugang zu bestimmten Geschäften und Veranstaltungen nur dann zu gewähren, wenn sie ein negatives Testergebnis vorweisen können, wird so ein bisschen Druck auf Impfverweigerer und Impfmuffel ausgeübt. Dass dieses Vorhaben natürlich mächtig Diskussionen auslöst und je nach politischer Couleur begrüßt oder kritisiert wird, ist verständlich. Aber die Frage ist doch, mein liebes Tagebuch, wie erreichen wir einen höheren Durchimpfungsgrad unserer Bevölkerung, wodurch sich – darüber sind sich doch alle Fachleute einig – endlich eine Herdenimmunität einstellt und die Ansteckungsgefahr deutlich sinkt: Der Weg zurück zu mehr Normalität. Unsere Bundesapothekerkammer jedenfalls hat sich auf die Seite der Bundesregierung gestellt und begrüßt den Weg, Schnelltests für alle nicht mehr kostenlos anzubieten. „Es werden sich mehr Unentschlossene für eine Impfung entscheiden“, sagte BAK-Präsident Thomas Benkert, „dieser Weg ist gut, richtig und notwendig.“

 

Schon gehört? Die Coronavirus-Impfverordnung soll wieder eine Update erhalten. Neu: Laut Verordnungsentwurf soll der Impfanspruch gegen Covid-19 auf medizinisch notwendige Folge- und Auffrischimpfungen ausgeweitet werden. Und ab 1. Oktober sollen die Apotheken auch den öffentlichen Gesundheitsdienst und die Impfzentren beliefern. So weit alles klar. Der Verordnungsentwurf sieht aber auch eine Neuregelung für Nachtragungen von Covid-19-Impfungen im gelben Impfausweis (also nicht digital) vor: 2 Euro brutto könnten Apotheken dann künftig für die nachträgliche Erstellung einer Corona-Impfdokumentation abrechnen. Mein liebes Tagebuch, 2 Euro für eine quasi amtliche Dokumentation. Ist nicht üppig. Manche sprechen schon von einer Frechheit, vor allem, wenn man dieses Honorar mit dem vergleicht, was Behörden für Beglaubigungen und Eintragungen in Dokumente berechnen. Immerhin, wir Apothekers müssen dies nicht machen, es ist freiwillig. Aber wer will das ablehnen und dadurch möglicherweise Kunden verlieren? 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Wahlmüdigkeit

von Wolfgang Steffan am 16.08.2021 um 8:52 Uhr

Ich schließe mich dem Kommentar vom Kollegen Rodiger
voll an: Die PZ trieft von Hofberichterstattung, die DAZ ist immerhin etwas kritischer. Aber, gibt es denn in Apothekerkreisen irgendeine Oposition, die in wenigstens einer der beiden Medien, zu Worte kommt ? Wen soll ich wählen, wenn mir die jämmerliche, sog.Berufs- Politik "unserer" ABDA nicht paßt ? Wahlverweigerung ist die einzige Antwort in dieser berufl. Schein-Demokratie !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wo nichts zu wählen ist

von Reinhard Rodiger am 15.08.2021 um 11:55 Uhr

Genauso wenig wie der Apothekertag ein Parlament ist, ist eine Wahlenthaltung von 75% eine Legitimation der Führung. In "normalen" Parlamenten ist eine nicht legitimierte Führung abwählbar oder wirksam zur Rechtfertigung zu zwingen. Und zwar jederzeit.Bei uns nicht.Da wird nicht mal geantwortet.
Auf allen Ebenen.
Es fehlt ein echtes Parlament.Deshalb gibt es nichts zu wählen.Der Gleichklang ist zu stark.Ohne Chance gehört zu werden gibt es kein Bemühen, das anhält.
Da ein offener Diskurs fehlt,übernimmt die Presse einen Teil dieser Aufgabe.Ein Armutszeugnis für die Führung.

Das Problem, dass die Führung sich nicht fragt, woran diese Abstinenz liegt, ist Jahrzehnte alt.Es erledigt sich nicht von selbst, sondern verstärkt sich.Sie agiert zunehmend im legitimationsfreien Raum.

Solange Kammern eher die eigenen Leute drangsalieren , die Regierung hofieren und Diskurs unterbinden, solange ist es wohlfeil.die Wahlmüdigkeit zu beklagen.Denn sie wird ja erzeugt.
Ich kann kein Bemühen erkennen, in einen breiteren Diskurs etwa über mehr Augenmass zu treten.Jedenfalls gibt es keine Diskursplattform. Wo nur Applaus gefragt ist und Achtung anderer Meinung fehlt, entsteht kein Mitmachen.Das ist nicht das Problem derer, die nichts wählen,wo nichts zu wählen ist.Es bleibt ein konzeptionelles Führungsdefizit.

Solange das so ist, bleibt die Presse die einzige Hoffnung, die Gedanken zu artikulieren,die nicht gehört werden wollen.

Hier hat die DAZ leider Biss und Willen zu sehr geglättet.Die Chancen hier eine eklatante Lücke zu füllen, könnten überzeugend genutzt werden.Übrigens auch für die eigentlich verantwortlichen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wo nichts zu wählen ist

von Karl Friedrich Müller am 15.08.2021 um 14:57 Uhr

Super

Extreme Kammerwahlmüdigkeit

von Ulrich Ströh am 15.08.2021 um 9:35 Uhr

Lieber Herr Ditzel, die Deutsche Apotheker Zeitung sollte auch einen Beitrag gegen die ausgeprägte Wahlmüdigkeit bei Kammerwahlen leisten .
Die Berichtartikel in der DAZ über die Kammerversammlungen sollten für Leser interessanter geschrieben werden.
Wenn dann in der DAZ weitgehend nur der Bericht der
Kammerpräsidenten und deren Zukunftserwartungen Erwähnung finden, dann bleibt das Leserinteresse gering.

Kann man besser machen…
Und immer an den Leser denken…

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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