Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

15.08.2021, 07:30 Uhr

Mitten im Sommer: Winds of Change in der Apolandschaft – wie sich so manches auf einmal ändert... (Foto: Alex Schelbert)

Mitten im Sommer: Winds of Change in der Apolandschaft – wie sich so manches auf einmal ändert... (Foto: Alex Schelbert)


11. August 2021

„Wählen bringt nichts“  – meint mehr als ein Drittel derjenigen, die sich an unserer nicht repräsentativen Online-Umfrage beteiligt haben. DAZ.online hatte die Umfrage gestartet, weil die Wahlbeteiligung zur neuen Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg erschütternd gering ausfiel: Gerade mal knapp 25 Prozent hatten sich an der Wahl beteiligt. Mein liebes Tagebuch, ein bescheidenes Ergebnis. Aber warum hat sich so eine extreme Wahlmüdigkeit breit gemacht? Warum nehmen so viele Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit nicht wahr, in der Berufspolitik mitzubestimmen? Tja, „wählen bringt eh nichts“, viele wissen auch nicht, was da gewählt wird oder haben schlicht und einfach vergessen zu wählen. Und schaut man sich die angegebenen Gründe fürs Nichtwählen an, finden sich Antworten, die auch auf die Standesführungen zurückfallen: eine gewisse Ernüchterung bzw. Unzufriedenheit mit der Standesvertretung, man fühle sich von der Standesvertretung nicht repräsentiert, die Standespolitik tue nichts für den Berufsstand. Ja, mein liebes Tagebuch, solche Meinungen kann man durchaus vertreten, aber umso mehr müsste man doch eigentlich ein Interesse haben, zu wählen – damit sich etwas ändert. Und noch eins: Im Jahr 2021 sollte man in der Tat den Kammermitgliedern auch anbieten, digital wählen zu können – derzeit ist dies nur im Kammerbezirk Westfalen-Lippe möglich. Eine Online-Wahl, ein Maus-Klick geht leichter als sich um Briefmarke und Briefkasten kümmern zu müssen. 

 

Wieder Neues vom Plattform-Markt: "gesund.de", die von Phoenix und Noventi gegründete Apotheken-Plattform, will nun endlich auch bei den Endkunden sichtbarer werden. Die teilnehmenden Apotheken haben ein „Welcome-Kit“ erhalten mit Werbemitteln und einem gesund.de-Gütesiegel. Wie schön, mein liebes Tagebuch, dann kann’s ja losgehen. Nun ja, so richtig steppt der Bär noch nicht. Ein bisschen Arzt- und Apothekenfinder, ein bisschen vorbestellen und Gesundheitsakte (wer macht das derzeit schon?), für die man sich über DoctorBox einloggen muss – arg viel mehr gibt’s da noch nicht. Das E-Rezept kommt erst noch – vermutlich kommt dann der Auftrieb und dafür sollten die Vor-Ort-Apotheken dann in der Tat gut aufgestellt sein.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Wahlmüdigkeit

von Wolfgang Steffan am 16.08.2021 um 8:52 Uhr

Ich schließe mich dem Kommentar vom Kollegen Rodiger
voll an: Die PZ trieft von Hofberichterstattung, die DAZ ist immerhin etwas kritischer. Aber, gibt es denn in Apothekerkreisen irgendeine Oposition, die in wenigstens einer der beiden Medien, zu Worte kommt ? Wen soll ich wählen, wenn mir die jämmerliche, sog.Berufs- Politik "unserer" ABDA nicht paßt ? Wahlverweigerung ist die einzige Antwort in dieser berufl. Schein-Demokratie !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wo nichts zu wählen ist

von Reinhard Rodiger am 15.08.2021 um 11:55 Uhr

Genauso wenig wie der Apothekertag ein Parlament ist, ist eine Wahlenthaltung von 75% eine Legitimation der Führung. In "normalen" Parlamenten ist eine nicht legitimierte Führung abwählbar oder wirksam zur Rechtfertigung zu zwingen. Und zwar jederzeit.Bei uns nicht.Da wird nicht mal geantwortet.
Auf allen Ebenen.
Es fehlt ein echtes Parlament.Deshalb gibt es nichts zu wählen.Der Gleichklang ist zu stark.Ohne Chance gehört zu werden gibt es kein Bemühen, das anhält.
Da ein offener Diskurs fehlt,übernimmt die Presse einen Teil dieser Aufgabe.Ein Armutszeugnis für die Führung.

Das Problem, dass die Führung sich nicht fragt, woran diese Abstinenz liegt, ist Jahrzehnte alt.Es erledigt sich nicht von selbst, sondern verstärkt sich.Sie agiert zunehmend im legitimationsfreien Raum.

Solange Kammern eher die eigenen Leute drangsalieren , die Regierung hofieren und Diskurs unterbinden, solange ist es wohlfeil.die Wahlmüdigkeit zu beklagen.Denn sie wird ja erzeugt.
Ich kann kein Bemühen erkennen, in einen breiteren Diskurs etwa über mehr Augenmass zu treten.Jedenfalls gibt es keine Diskursplattform. Wo nur Applaus gefragt ist und Achtung anderer Meinung fehlt, entsteht kein Mitmachen.Das ist nicht das Problem derer, die nichts wählen,wo nichts zu wählen ist.Es bleibt ein konzeptionelles Führungsdefizit.

Solange das so ist, bleibt die Presse die einzige Hoffnung, die Gedanken zu artikulieren,die nicht gehört werden wollen.

Hier hat die DAZ leider Biss und Willen zu sehr geglättet.Die Chancen hier eine eklatante Lücke zu füllen, könnten überzeugend genutzt werden.Übrigens auch für die eigentlich verantwortlichen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wo nichts zu wählen ist

von Karl Friedrich Müller am 15.08.2021 um 14:57 Uhr

Super

Extreme Kammerwahlmüdigkeit

von Ulrich Ströh am 15.08.2021 um 9:35 Uhr

Lieber Herr Ditzel, die Deutsche Apotheker Zeitung sollte auch einen Beitrag gegen die ausgeprägte Wahlmüdigkeit bei Kammerwahlen leisten .
Die Berichtartikel in der DAZ über die Kammerversammlungen sollten für Leser interessanter geschrieben werden.
Wenn dann in der DAZ weitgehend nur der Bericht der
Kammerpräsidenten und deren Zukunftserwartungen Erwähnung finden, dann bleibt das Leserinteresse gering.

Kann man besser machen…
Und immer an den Leser denken…

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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