Heidelberger Herbstkongress 2021 beleuchtet Evidenz

Phytopharmaka bei Magen-Darmbeschwerden: Ingwer, Pfefferminzöl und lösliche Ballaststoffe

Stuttgart - 25.11.2021, 09:15 Uhr

Ob Reizmagen oder Reizdarm. Pfefferminzöl ist immer eine gute Wahl. (s / Foto: Igor Normann / AdobeStock)

Ob Reizmagen oder Reizdarm. Pfefferminzöl ist immer eine gute Wahl. (s / Foto: Igor Normann / AdobeStock)


Hämorrhoiden sind ein Venenleiden – auch an Stuhlregulation denken!

Auch wenn laut HMPC bei Obstipation sowohl für Leinsamen, Flohsamen, Indische Flohsamen als auch indische Flohsamenschalen der „Well-Established-Use“ gilt, so empfiehlt Fürst auch hier wieder speziell die Schalen, weil sie aufgrund des geringen Einnahmevolumens in der Anwendung am praktischsten sind. Für Anthranoid-Drogen (Aloe, Cascararinde, Faulbaumrinde, Rhababerwurzel, Sennesblätter/-früchte) gilt ebenso der „Well-Established-Use“. Allerdings dürfen sie nicht in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden und auch nicht bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. In der S3-Leitlinie zur chronischen Obstipation sind sie nur 2. Wahl nach Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat.

Lediglich „plausibel“ ist die pflanzliche Therapie von Diarrhö. Das gilt sowohl für die Uzarawurzel als auch Gerbstoffe und Füll-/Quellstoffe.

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Stechen, Jucken, Bluten

Ob Suppositorien mit Hamamelistblätter/-rinde, halbfeste Zubereitungen mit Kamillenblüten, Sitzbäder mit Eichenrinde zur symptomatischen Linderung von Juckreiz und Brennen – all das ist nicht evidenzbasiert. Allerdings betonte Fürst, dass die S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden zur Besserung der Symptomatik auf den Nutzen einer ballaststoffreichen Ernährung beziehungsweise entsprechende Stuhlregulation hinweist.

Fürst erinnerte daran, dass es sich bei Hämorrhoiden um eine venöse Störung handelt. Deshalb können laut Leitlinie auch die Flavonoide Diosmin und Hesperidin zum Einsatz kommen. Eines der am häufigsten angewendeten Medikamente mit diesen Inhaltsstoffen ist „Daflon“, in Deutschland ist es allerdings nicht zugelassen, beispielsweise in der Schweiz und Österreich ist es erhältlich. In Deutschland gibt es Präparate mit Troxerutin, hierzu fehlen allerdings klinische Daten.

Anschließend ging es jenseits der Phytotherapie weiter mit Vorträgen zu Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa von Prof. Dr. med. Thomas Weinke (Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie, Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam) sowie zu „Zuverlässige Hilfe bei Obstipation und Diarrhoe“ von Dr. rer. med. Katja Renner (Apotheke am Medizinzentrum Heinsberg).

Am Sonntag wurden „häufige Krankheiten von Speiseröhre und Magen“ und ihre aktuellen Therapieempfehlungen von Prof. Dr. med. Joachim Labenz (Diakonie Klinikum GmbH, Jung-Stilling Krankenhaus, Abteilung Innere Medizin Siegen) sowie nochmals gesondert das Reizdarmsyndrom von Prof. Dr. med. Stefan Müller-Lissner (Internist, Gastroenterologe Berlin) behandelt. Im Schlussvortrag von Prof. Dr. med Stephan C. Bischoff (Institut für Ernährungsmedizin Universität Hohenheim Stuttgart) wurde die Frage gestellt: „Nahrungsmittelunverträglichkeiten – was ist fake, was ist Fakt?“



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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