Deutscher Ärztetag

BÄK-Präsident Reinhardt: Dispensierrecht wichtiger als impfende Apotheker

Bremen - 31.05.2022, 10:44 Uhr

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem 126. Deutschen Ärztetag. (Foto: IMAGO / Karsten Klama)

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem 126. Deutschen Ärztetag. (Foto: IMAGO / Karsten Klama)


Nichts unternehmen, was das „filigrane Gleichgewicht zwischen PKV und GKV verändern könnte“

Wegen Lauterbachs Besuch galten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, ein Sprengstoffspürhund war im Einsatz. Lauterbach twitterte wenige Minuten nach dem Einzug in das Gebäude: „Es ist der Hass von wenigen Frustrierten. Aber die Mehrheit der Bürger, auch kritische Menschen, sind friedlich. Das schätze ich an ihnen.“

In seiner Rede ging es hauptsächlich um die Corona-Pandemie, die noch nicht vorbei sei. Dabei hatte die Ärzteschaft vor allem ein Thema herbeigesehnt: die Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Deren Novelle lässt seit Jahren auf sich warten, obwohl es einen zwischen der BÄK, dem Verband der privaten Krankenversicherung und der Beihilfe abgestimmten Entwurf über die Bepreisung von knapp 6.000 ärztlichen Leistungen gibt. 

Hoffnung auf eine zügige GOÄ-Reform erschlagen

Die Hoffnung auf eine zügige GOÄ-Reform dürfte sich nun erneut zerschlagen haben, denn Lauterbach ging kaum auf die Forderung der Ärzteschaft ein, die neue GOÄ zeitnah umzusetzen. Immerhin versprach er, den Entwurf „vorurteilsfrei“ prüfen zu wollen. Lauterbach betonte in diesem Zusammenhang, dass politisch vereinbart worden sei, nichts zu unternehmen, was das „filigrane Gleichgewicht zwischen PKV und GKV verändern könnte“. 

Er hätte sich zwar größere Verschiebungen zu einer der Seiten vorstellen können. „Aber vermutlich nicht auf die gleiche Seite wie Sie“, sagte Lauterbach als Befürworter einer Bürgerversicherung gegenüber Reinhardt. Zudem verteidigte sich Lauterbach gegen den Vorwurf, wichtige Reformen im Gesundheitswesen noch nicht angestoßen zu haben. Er neige dazu, Sachen gut vorzubereiten und zu planen. In der Vergangenheit hätten viele gesetzliche Schnellschüsse nicht gut funktioniert, sagte der Minister mit einem Seitenhieb auf seinen Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU).



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Dispensierrecht / Homöopathie

von C.Barth am 31.05.2022 um 20:27 Uhr

Mit Ausgrenzung der apothekenpflichtigen AM aus der Erstattung durch die KK haben sich die Grenzen zwischen AM-Abgabe und Diagnose bereits verwischt zum Nachteil für Patienten, von denen sich ein Arzt keine vollständige Anamnese mehr herleiten kann. Ein weiteres Aufweichen einer so alt bewährten Regelung bringt für beide Seiten nicht nur Rattenschwänze an Aufwand mit, die man nicht so einfach abschneiden kann, wenn sie einem zu viel werden, sie zerstören auch die Ordnung und den Frieden zwischen den Berufen. Das sind nicht zu unterschätzende Faktoren für das ganze System.
Was die Homöopathie betrifft, versucht man bildlich gesprochen die Prüfkriterien des Luftfahrtbundesamtes für Düsenjets auf Fahrräder anzuwenden mit der Schlußfolgerung, dass ein Fahrrad in unserer Gesellschaft nutzlos ist. Dass für den Weg zum Bäcker aber ein Düsenjet denkbar ungeeignet ist, wird übersehen.
Wer seine Hausaufgaben in Naturwissenschaften gemacht hat kann dieses Verfahren nicht für unsinnig erklären. Mit der Entscheidung diese Ausbildung nicht mehr zu unterstützen wird die Medizin noch ärmer als sie inzwischen geworden ist.
Für das Auswendiglernen von Leitlinien ohne sie anzupassen braucht man keine10 Jahre Ausbildung.
Der umfangreiche, wertvolle Erfahrungsschatz mit detailiert überprüften und gesammelten homöopathischen Arzneimittelbildern geht immer mehr verloren. Den Zusammenhang von z. B. Hüsteln und Räuspern mit Wurmbefall wird man in Zukunft wohl kaum in einem MVZ vermittelt bekommen, die Folge wird dann ein MRT sein, das immerhin für Kostensicherung sorgt.

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Nix gelernt

von Stefan Haydn am 31.05.2022 um 19:07 Uhr

Da hätten die Ärzte beim Thema Impfen sich mal für die Gesundheit und die Patienten einsetzen können (Europa macht es vor). Statt dessen war ihnen ihr eigenes Salär näher gelegen.
Ist beim Dispensierrecht noch offensichtlicher, daß nicht der Patient im Vordergrund steht.

Shame on you!

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Dispensierrecht

von Dr. Radman am 31.05.2022 um 11:10 Uhr

... wir wissen schon, warum Ärzte Dispensierrecht fordern. Wir sind ja nicht doof!. Die Politik auch nicht.

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