Deutscher Ärztetag

BÄK-Präsident Reinhardt: Dispensierrecht wichtiger als impfende Apotheker

Bremen - 31.05.2022, 10:44 Uhr

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem 126. Deutschen Ärztetag. (Foto: IMAGO / Karsten Klama)

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem 126. Deutschen Ärztetag. (Foto: IMAGO / Karsten Klama)


„Fragwürdig, dass Apotheken offensiv Aufgaben einer befreundeten Profession zu übernehmen“

Zu Gast in Bremen war zudem Andriy Bazylevych, Präsident der Weltföderation Ukrainischer Ärztlicher Vereinigungen. Er dankte dem deutschen Volk und der deutschen Ärzteschaft für die geleistete Hilfe. Verletzte Ukrainer seien nach Deutschland ausgeflogen, Medikamente und medizinische Geräte zur Verfügung gestellt worden. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte Bazylevych und berichtete von den Zuständen in seinem Heimatland. Demnach sei das Gesundheitssystem der Ukraine seit Beginn des Krieges schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. „Die Lage ist dramatisch, hunderte Kliniken sind in unterschiedlichem Ausmaß zerstört.“ Auch medizinische Geräte seien zerstört oder gestohlen worden, bei medizinischem Personal habe es – nach dem, was bekannt sei - mindestens zwölf Todesfälle und 50 Verwundete gegeben. Dringende Operationen werden Bazylevychs Schilderungen zufolge in Luftschutzkellern oder auf Fluren durchgeführt, „Frauen bringen ihre Kinder in Kellern zur Welt“.

„Impfende Apotheker tun nicht Not“

Auch das Thema Impfen stand auf der Agenda des DÄT. BÄK-Präsident Reinhardt erklärte, Impfen sei eine ärztliche Aufgabe und es tue nicht Not, dass Apotheker ins Impfen einbezogen werden. Wichtiger wäre, Ärzten das Dispensierrecht zu übertragen, um Patient:innen etwa im Notdienst besser behandeln zu können. 

Bei der KBV-Vertreterversammlung, die traditionell am Vortag des Ärztetages stattfindet, monierte KBV-Vize Stephan Hofmeister das Werben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) für das Impfen in Apotheken: „Die ABDA behauptet immer wieder, dies wäre der Schlüssel, um die Impfquoten in Deutschland – insbesondere bei der Grippeschutzimpfung – deutlich zu steigern. Aber haben die Menschen wirklich darauf gewartet?“ Laut Hofmeister ließen Zahlen aus den bisherigen Modellregionen „arge Zweifel an der Euphorie“ aufkommen. 

Ab Herbst 2022 dürfen Apotheken bundesweit Grippeschutzimpfungen durchführen. Letztendlich sei es, so Hofmeister weiter, aus berufspolitischer Sicht der Apotheken fragwürdig, offensiv Aufgaben einer befreundeten Profession zu übernehmen. „Als freie und überwiegend selbstständige Heilberufler sind Apothekerinnen und Apotheker eigentlich unsere natürlichen Verbündeten – die meisten von ihnen sehen das zum Glück genauso.“



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Dispensierrecht / Homöopathie

von C.Barth am 31.05.2022 um 20:27 Uhr

Mit Ausgrenzung der apothekenpflichtigen AM aus der Erstattung durch die KK haben sich die Grenzen zwischen AM-Abgabe und Diagnose bereits verwischt zum Nachteil für Patienten, von denen sich ein Arzt keine vollständige Anamnese mehr herleiten kann. Ein weiteres Aufweichen einer so alt bewährten Regelung bringt für beide Seiten nicht nur Rattenschwänze an Aufwand mit, die man nicht so einfach abschneiden kann, wenn sie einem zu viel werden, sie zerstören auch die Ordnung und den Frieden zwischen den Berufen. Das sind nicht zu unterschätzende Faktoren für das ganze System.
Was die Homöopathie betrifft, versucht man bildlich gesprochen die Prüfkriterien des Luftfahrtbundesamtes für Düsenjets auf Fahrräder anzuwenden mit der Schlußfolgerung, dass ein Fahrrad in unserer Gesellschaft nutzlos ist. Dass für den Weg zum Bäcker aber ein Düsenjet denkbar ungeeignet ist, wird übersehen.
Wer seine Hausaufgaben in Naturwissenschaften gemacht hat kann dieses Verfahren nicht für unsinnig erklären. Mit der Entscheidung diese Ausbildung nicht mehr zu unterstützen wird die Medizin noch ärmer als sie inzwischen geworden ist.
Für das Auswendiglernen von Leitlinien ohne sie anzupassen braucht man keine10 Jahre Ausbildung.
Der umfangreiche, wertvolle Erfahrungsschatz mit detailiert überprüften und gesammelten homöopathischen Arzneimittelbildern geht immer mehr verloren. Den Zusammenhang von z. B. Hüsteln und Räuspern mit Wurmbefall wird man in Zukunft wohl kaum in einem MVZ vermittelt bekommen, die Folge wird dann ein MRT sein, das immerhin für Kostensicherung sorgt.

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Nix gelernt

von Stefan Haydn am 31.05.2022 um 19:07 Uhr

Da hätten die Ärzte beim Thema Impfen sich mal für die Gesundheit und die Patienten einsetzen können (Europa macht es vor). Statt dessen war ihnen ihr eigenes Salär näher gelegen.
Ist beim Dispensierrecht noch offensichtlicher, daß nicht der Patient im Vordergrund steht.

Shame on you!

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Dispensierrecht

von Dr. Radman am 31.05.2022 um 11:10 Uhr

... wir wissen schon, warum Ärzte Dispensierrecht fordern. Wir sind ja nicht doof!. Die Politik auch nicht.

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