Deutscher Ärztetag

BÄK-Präsident Reinhardt: Dispensierrecht wichtiger als impfende Apotheker

Bremen - 31.05.2022, 10:44 Uhr

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem 126. Deutschen Ärztetag. (Foto: IMAGO / Karsten Klama)

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, auf dem 126. Deutschen Ärztetag. (Foto: IMAGO / Karsten Klama)


Digitalisierung, Impfen, Gebührenordnung: Die Ärzteschaft hat eine Woche lang in Bremen getagt und zahlreiche Beschlüsse gefasst. Inwieweit die Politik diese aufgreift, bleibt abzuwarten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wollte jedenfalls nicht zu viel versprechen.

Die Ärzteschaft steht vor einer enormen Ruhestandswelle. Darauf hat der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, beim 126. Deutschen Ärztetag (DÄT) in Bremen hingewiesen. „Da bricht uns richtig etwas weg“, sagte Reinhardt und warnte davor, dass ältere Kolleg:innen „aus Frust wegen unausgereifter digitaler Technik“ noch früher als geplant aus der Versorgung ausstiegen. 

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Geschwindigkeit dürfe nicht vor Gründlichkeit gehen, etwa bei der Einführung des E-Rezepts. Das E-Rezept habe zwar enormes Potenzial, die Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland weiter zu verbessern und die Abläufe in den Praxen sowie zwischen den Sektoren zu vereinfachen, betonte der BÄK-Präsident. Allerdings müsse die Technik funktionieren. Die bisherige Bilanz sei niederschmetternd. 

Dankbar für E-Rezept-Verschiebung

Reinhardt dankte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die flächendeckende Einführung des E-Rezepts verschoben und die Testphase ausgeweitet zu haben. „Das war richtig (…). Denn wir brauchen intensive Tests in einer dauerhaft betriebenen Testregion unter realen Bedingungen“, so Reinhardt.

Die Ärzteschaft erwarte, dass Anwendungen nur dann verpflichtend zum Einsatz kämen, wenn sie „tatsächlich und nachweislich ausgetestet sind und ihre Alltagstauglichkeit bewiesen haben, und das sollte auch für die Gematik, in der das BMG Mehrheitsgesellschafter ist, bindend sein. Alles andere würde das Vertrauen der Ärzteschaft in die Digitalisierungskompetenz des BMG nachhaltig stören.“

Proteste bei Lauterbachs Ankunft

Lauterbach sprach bei der Eröffnung des Ärztetages im Bremer Konzerthaus „Die Glocke“. Bei seiner Ankunft spielten sich dort zunächst tumultartige Szenen ab, rund um das Gebäude hatten sich etwa 60 Personen versammelt. Sie beschimpften den Minister als „Lügner“, forderten mit „Hau ab“-Rufen seinen Rücktritt und wollten „Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung“. Zu den genauen Beweggründen wollte sich kaum jemand äußern, „ich bin eben hier, um meine Meinung zu sagen“, erklärte ein Mann auf Nachfrage durch sein Megaphon. Eine Frau sagte, sie sei da, weil sie „wegen der Verweigerung dieser genmanipulierten Impfung“ nicht arbeiten dürfe. „Das ist Erpressung“. 



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Dispensierrecht / Homöopathie

von C.Barth am 31.05.2022 um 20:27 Uhr

Mit Ausgrenzung der apothekenpflichtigen AM aus der Erstattung durch die KK haben sich die Grenzen zwischen AM-Abgabe und Diagnose bereits verwischt zum Nachteil für Patienten, von denen sich ein Arzt keine vollständige Anamnese mehr herleiten kann. Ein weiteres Aufweichen einer so alt bewährten Regelung bringt für beide Seiten nicht nur Rattenschwänze an Aufwand mit, die man nicht so einfach abschneiden kann, wenn sie einem zu viel werden, sie zerstören auch die Ordnung und den Frieden zwischen den Berufen. Das sind nicht zu unterschätzende Faktoren für das ganze System.
Was die Homöopathie betrifft, versucht man bildlich gesprochen die Prüfkriterien des Luftfahrtbundesamtes für Düsenjets auf Fahrräder anzuwenden mit der Schlußfolgerung, dass ein Fahrrad in unserer Gesellschaft nutzlos ist. Dass für den Weg zum Bäcker aber ein Düsenjet denkbar ungeeignet ist, wird übersehen.
Wer seine Hausaufgaben in Naturwissenschaften gemacht hat kann dieses Verfahren nicht für unsinnig erklären. Mit der Entscheidung diese Ausbildung nicht mehr zu unterstützen wird die Medizin noch ärmer als sie inzwischen geworden ist.
Für das Auswendiglernen von Leitlinien ohne sie anzupassen braucht man keine10 Jahre Ausbildung.
Der umfangreiche, wertvolle Erfahrungsschatz mit detailiert überprüften und gesammelten homöopathischen Arzneimittelbildern geht immer mehr verloren. Den Zusammenhang von z. B. Hüsteln und Räuspern mit Wurmbefall wird man in Zukunft wohl kaum in einem MVZ vermittelt bekommen, die Folge wird dann ein MRT sein, das immerhin für Kostensicherung sorgt.

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Nix gelernt

von Stefan Haydn am 31.05.2022 um 19:07 Uhr

Da hätten die Ärzte beim Thema Impfen sich mal für die Gesundheit und die Patienten einsetzen können (Europa macht es vor). Statt dessen war ihnen ihr eigenes Salär näher gelegen.
Ist beim Dispensierrecht noch offensichtlicher, daß nicht der Patient im Vordergrund steht.

Shame on you!

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Dispensierrecht

von Dr. Radman am 31.05.2022 um 11:10 Uhr

... wir wissen schon, warum Ärzte Dispensierrecht fordern. Wir sind ja nicht doof!. Die Politik auch nicht.

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