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Herausforderung in der Offizin
Suizidale Menschen in der Apotheke – erkennen, ansprechen, Hilfe anbieten
Was kann das Apothekenpersonal konkret tun?
Gelingt es, ins Gespräch zu kommen, gilt es laut Schneider folgende vier Fragen zu klären:
- Hatten Sie in letzter Zeit mal das Gefühl, dass Sie nicht mehr weiterleben möchten?
- Haben Sie in letzter Zeit mal daran gedacht, Ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen?
- Haben Sie Vorstellungen oder Pläne darüber, wie oder wann Sie sich das Leben nehmen würden?
- Haben Sie schon irgendwelche Vorbereitungen getroffen, etwa einen Abschiedsbrief geschrieben oder Suizidmittel besorgt?
Warnzeichen können der Psychiaterin zufolge neben einer konkreten Ankündigung und Vorbereitung einer suizidalen Handlung auch eine zunehmende gedankliche Einengung, Vernachlässigung der sozialen Kontakte, eine plötzliche Veränderung der Stimmung und eine unerwartet auftretende Ruhe nach Suizidäußerungen sein. Sieht jemand keinen Sinn mehr oder kündigt an, reinen Tisch machen zu wollen, sollten die Alarmglocken schrillen, ebenso wenn von verschiedenen Ärzten suizidtaugliche Mittel verschrieben werden.
Übrigens: Der Suizid durch Medikamente liegt auf Platz drei der am häufigsten gewählten Wege, sich das Leben zu nehmen. Etwa 1.000 Menschen nutzen im Jahr 2020 dafür Arzneimittel – und zwar ungefähr gleich viele Männer und Frauen. „In der Selbstmedikation spielt zum Beispiel Paracetamol noch immer eine große Rolle“, sagte Schneider. Auf Platz 1 rangiert das Erhängen (2020: knapp 3.500 Männer und gut 700 Frauen), Platz 2 belegten sonstige Todesarten (400 Frauen und fast 900 Männer), zu denen aber auch der Gebrauch von Giftstoffen zählt, die in der Apotheke zu haben sind.
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Was kann das Apothekenpersonal konkret tun, wenn ein Kunde suizidale Absichten äußert? „Reden hilft“, betonte Schneider. „Schauen Sie nicht weg, bieten Sie Hilfe an.“ Wichtig sei es, einen verlässlichen Ansprechpartner für diesen Menschen zu organisieren, etwa eine Beratungsstelle, einen Arzt oder die Telefonseelsorge. Sind die suizidalen Absichten sehr akut, kann also die Person zum Beispiel nicht mehr garantieren, dass sie am nächsten Tag noch am Leben ist oder kann sie ihre Suizidgedanken nicht mehr kontrollieren, komme auch eine stationäre psychiatrische Behandlung in Betracht. „Begleiten Sie den Suizidalen in die nächste Einrichtung oder rufen Sie den Rettungswagen oder die Polizei.“ Allerdings, unterstrich Schneider, dürfe niemand dazu gezwungen werden, Hilfe anzunehmen.
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