Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.07.2022, 07:30 Uhr

Irre Welt: Den Kassenabschlag auf 2 Euro zu erhöhen sind für Lauterbach "Effizienzreserven heben". Und Hessens Ärztefunktionäre laufen Amok gegen das Dienstleistungshonorar. (Foto: Alex Schelbert)

Irre Welt: Den Kassenabschlag auf 2 Euro zu erhöhen sind für Lauterbach "Effizienzreserven heben". Und Hessens Ärztefunktionäre laufen Amok gegen das Dienstleistungshonorar. (Foto: Alex Schelbert)


8. Juli 2022

Funktionäre sind nicht unbedingt die Basis – das ist bei uns Apothekers so, aber auch bei der Ärzteschaft. Ein Beispiel hierfür ist das Apothekerbashing der Funktionäre des Hessischen Hausärzteverbands und der Hessischen Kassenärztlichen Vereinigung, die in primitiver Art und Weise gegen die pharmazeutischen Dienstleistungen hetzen. An der Basis, sprich bei Hausärzten selbst findet sich ein solches Verhalten sichtlich nicht. Es mag zwar den einen oder die andere geben, die in das Horn ihrer Funktionäre blasen, aber der große Widerhall ist von der Basis nicht zu hören. Im Gegenteil. Der Hamburger Arzt Reinhard Köller hat bereits einen Brief an die KV Hessen geschrieben und den Funktionären mitgeteilt, dass er sein sehr gutes Verhältnis mit „seinen“ Apotheken pflege und auf konstruktive Zusammenarbeit setze. Seiner Meinung nach sei eine gute Zusammenarbeit mit dem Apotheker elementar. „Auch der Arzt kann mal etwas übersehen und der Apotheker bewahrt als zweite ‚Prüfinstanz‘ beispielsweise die Schwangere vor der Einnahme eines embryotoxischen Präparates“, schreibt Köller als Beispiel. Die Apothekerschelte der hessischen Ärztefunktionäre nennt Köller „wirklich peinlich“. Die Ärzte sollten diese Dienstleistungen vielmehr positiv sehen und an dem Beratungsergebnis interessiert sein. Engagierte Ärztinnen und Ärzte sollten sich nicht von einer guten Zusammenarbeit mit den Apothekerinnen und Apothekern abbringen lassen, so Köller. Mein liebes Tagebuch, ein großes Danke an diesen Arzt, der den hessischen Funktionären zeigt, was es heißt, den Arztberuf ernst zu nehmen und auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Apothekerinnen und Apothekern zu setzen. Lass uns hoffen, dass die hessische Funktionärsriege da eine unrühmliche Ausnahme bleibt und den Charakteren geschuldet ist, die derzeit dort an der Spitze sind. An der Basis, in der Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker vor Ort dürfte diese Funktionärsmeinung mehrheitlich nicht vorhanden sein.

 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist mit seinem Spargesetz bei allen angeeckt, bei Leistungserbringern, bei Pharmaherstellern, bei Krankenkassen und bei Versicherten. So soll es sogar bei den Liberalen den festen Entschluss geben, Lauterbachs Kürzungspläne im Pharmabereich zu verhindern. Aber auch die Ersatzkassen laufen gegen das Gesetz Sturm. So bezeichnet der Ersatzkassenverband vdek das Spargesetz als einen „Offenbarungseid einer kurzsichtigen Politik und einen Generalangriff auf die sozialen Sicherungssysteme und die Beitragszahler:innen“. Natürlich möchten die Kassen die Leistungserbringer stärker zur Kasse bitten, aber bemängelt wird auch, dass es an einer notwendigen Strukturreform fehle. Zu einem Umdenken, zum Nachjustieren hat die Kritik von allen Seiten allerdings nicht geführt. Lauterbach hat sein Spargesetz ohne Änderungen (also mit dem erhöhten Kassenabschlag für Apotheken) an die Länder und Verbände weitergeleitet. Mein liebes Tagebuch, man wird sehen, ob man nun noch Änderungen einbringen kann. Was eine von den Kassen eingeforderte Strukturreform betrifft: Hier will Lauterbach aktiv werden. Er kündigt schon die nächste Finanzreform an, eine Expertenkommission soll dafür berufen werden. Ob die nächste Reform dann besser wird?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Wir wollen Karl!

von Dr. Radman am 10.07.2022 um 13:21 Uhr

„Wir wollen Karl!“... Die Öffentlichkeit hat sich in diesem Minister schwer getäuscht. Man kann es nicht andres sagen.

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von Beldowitz am 10.07.2022 um 8:12 Uhr

Der Aufschlag in der Realität ist besonders hart, wenn man andauernd vom erezept und pDL träumt. Hats weh getan mein liebes Tagebuch?

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