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27. September 2022
Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek hat die Kritiker des Lauterbachschen Spargesetzes um sich versammelt. Nach einem „Gipfeltreffen“ mit Funktionären und Chefs von Ärzte- und Apotheker-Organsiationen sowie aus der Pharmaindustrie, der Krankenhausgesellschaft und des Verbands der Freien Berufe lautete Holetscheks Fazit: „Wir sind uns einig: Der bisherige Entwurf von Karl Lauterbach ist nicht tragbar. Der Bundesgesundheitsminister muss die Kritik und Vorschläge aus den Reihen der Verbände und der Länder ernst nehmen. Wir müssen jetzt gemeinsam nach einer langfristigen Lösung suchen.“ Die Einigkeit in dieser Sache erfreut, mein liebes Tagebuch, gleichwohl, der Bundesgesundheitsminister zeigt sich davon noch weitgehend unbeeindruckt…
Um Geld geht’s auch beim Dj-Retax – das ist kein neuer hipper Sound von Disc-Jockeys (DJ) für die Dancefloors. Nein, mein liebes Tagebuch, hinter dieser Abkürzung könnte sich ein mutmaßliches Geschäftsmodell einiger Krankenkassen verbergen, wie auch Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin Ökonomie, auf dem Apothekertag anklingen ließ. Im Klartext: Vergisst ein Arzt auf der Verordnung die Dosierungsangabe oder das Kürzel Dj (Dj = Dosierungsanweisung ja) und flutscht das bei der Apotheke unerkannt durch, dann freuen sich die Kassen über eine Retaxierung, d.h., die Apotheke bekommt das abgegebene Arzneimittel nicht erstattet. Und siehe da, solche Retaxationen kommen vor allem bei Hochpreisern, also den sehr teuren Arzneimitteln, vor – mein liebes Tagebuch, das ist dann richtig fette Beute für die Kassen. Wie häufig das vorkommt, weiß der Apothekerverband Westfalen-Lippe. Beim ihm sind in den vergangenen Monaten 109 Fälle von Dosierungsretaxationen mit einer Gesamtschadenssumme von 327.000 Euro eingegangen. Davon liegen 58 Fälle über der Hochpreiser-Grenze von 1238,50 Euro. Nicht übel für die Kassen. Doch Apotheken und Apothekerverband wehren sich: In 85 Prozent der Fälle haben die Kassen den Einspruch gegen die Retaxation anerkannt. Mein liebes Tagebuch, das zeigt doch, wie unberechtigt das Vorgehen der Kassen ist. Und wie existenzbedrohend es für Apotheken werden könnte, wenn Retaxationen von beispielsweise 81.000 Euro geltend gemacht werden. Hinzukommt der nervenaufreibende Arbeitsaufwand. Ergo: Das kann nicht so weitergehen. Ob allerdings eine auf dem Apothekertag angenommene Medienkampagne hilft, die in der Öffentlichkeit auf das Problem der unrechtmäßigen Nullretaxationen wegen fehlender Dosierungsangaben auf dem Rezept hinweisen soll – mein liebes Tagebuch, wir sehen da einige Fragezeichen. Interessiert es die Öffentlichkeit oder die Ärzte, wenn Apotheken retaxiert werden? Kann dadurch Druck auf die Politik aufgebaut werden?
9 Kommentare
pharmazeutische Dienstleistungen
von Stella Lenze am 04.10.2022 um 11:00 Uhr
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Naivität
von Dr. House am 04.10.2022 um 10:31 Uhr
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Welche Konsequenz bei Deckelung der Pauschale?
von Andreas Grünebaum am 02.10.2022 um 17:21 Uhr
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Die Achse des Bösen
von Ludwig Gruber am 02.10.2022 um 10:52 Uhr
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von Anita Peter am 02.10.2022 um 9:40 Uhr
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Problemlöser
von Ulrich Ströh am 02.10.2022 um 8:58 Uhr
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Mein Liebes Tagebuch
von Bernd Haase am 02.10.2022 um 8:21 Uhr
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AW: Mein Liebes Tagebuch
von Jens am 02.10.2022 um 9:27 Uhr
AW: Mein Liebes Tagebuch: Streik der Adexa?
von Andreas Grünebaum am 02.10.2022 um 19:08 Uhr
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