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27. Oktober 2022
Mein liebes Tagebuch, also, so wie es derzeit aussieht, werden unsere Apotheken wohl kein Cannabis für Genusszwecke verkaufen können, dürfen oder müssen. Die Medien zeigen derzeit jedoch reges Interesse daran, wie wir Apothekers uns selbst dazu positionieren – ein immer wieder gern hierzu interviewter Apotheker ist Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Er macht vor den Mikrofonen der Medien klar, dass sich die Apotheken bei der geplanten Cannabis-Legalisierung in einem heilberuflichen Konflikt sehen, obwohl sie „aufgrund ihrer fachlichen Expertise bestens geeignet“ wären, „die notwendigen hohen Qualitätsstandards bei der Abgabe und Beratung zu erfüllen“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, da stimmen wir ihm zu. Hinzu käme dann noch die mögliche Wettbewerbssituation mit den rein kommerziellen Anbietern, wie Preis hinzufügt. Und, mein liebes Tagebuch, wir ergänzen noch: Es gäbe auch den „Wettbewerb“ mit dem Cannabis-Schwarzmarkt, der durch die Legalisierung nicht weg wäre, zumal Genuss-Cannabis aus der Apotheke nicht superbillig wäre vor dem Hintergrund der Qualitätsstandards und der Steuern. Und dann gibt es zudem das Spannungsfeld und das Geschäft mit dem Medizinal-Cannabis: Wenn Genuss-Cannabis wesentlich günstiger verkauft wird wie Medizinal-Cannabis – machen das die Krankenkassen mit? Mein liebes Tagebuch, wollen wir uns stark machen, in den Wettbewerb mit Genuss-Cannabis einzusteigen? Oder ist der Verkauf von Rauschmitteln zum Genuss eher nicht unser Ding. Ehrlich gesagt, ich tendiere da eher zu Letzterem.
Über ein Viertel aller Apothekeninhaberinnen und -inhaber in Schleswig-Holstein fürchten um den Fortbestand ihres Betriebs, wenn der Apothekenabschlag erhöht wird und die Kosten wie zuletzt weiter steigen. Das ergab eine Umfrage des Apothekerverbands Schleswig-Holstein unter seinen Mitgliedern. Und wenn dazu noch der dreiprozentige Aufschlag bei Rx-Arzneimitteln gekappt würde (worüber bereits gesprochen wird), dann haben sogar 56 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber größte Bedenken für den Fortbestand ihrer Apotheken. Mein liebes Tagebuch, ich bin überzeugt, die Meinung aus dem Norden Deutschlands findet sich so oder so ähnlich auch im Westen, Osten und Süden unseres Landes. Der schleswig-holsteinische Apothekerverband fragte seine Mitglieder auch danach, ob pharmazeutische Dienstleistungen zur Kompensation der erwarteten Rohertragsverluste geeignet seien. Die Antwort fällt deutlich aus: 99 Prozent der Apothekerinnen und Apotheker, die an der Umfrage teilnahmen, verneinten das. Mein liebes Tagebuch, ganz klar, pharmazeutische Dienstleistungen, und schon gar nicht in dem kleinen Umfang wie heute und mit gedeckeltem Budget können Rohertragsverluste kompensieren. Von pharmazeutischen Dienstleistungen als zweites Standbein, von dem die ABDA einst träumte, sind wir noch weit entfernt.
10 Kommentare
Schweigen der Lämmer
von Dr.Radman am 30.10.2022 um 13:24 Uhr
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Was geschieht, ist richtig ... !??
von Reinhard Herzog am 30.10.2022 um 10:24 Uhr
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Zukunftsmisere
von Dr.Diefenbach am 30.10.2022 um 9:52 Uhr
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30.10.2022
von Dr. Dr. Thomas Richter am 30.10.2022 um 8:50 Uhr
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AW: 30.10.2022
von Conny am 30.10.2022 um 9:19 Uhr
Strukturgesetz und pharm. Dienstleistungen
von Ulrich Ströh am 30.10.2022 um 8:45 Uhr
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von Anita Peter am 30.10.2022 um 8:43 Uhr
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AW: Versagen
von Conny am 30.10.2022 um 9:21 Uhr
AW: .
von Linda F. am 30.10.2022 um 9:36 Uhr
Mein liebes Tagebuch
von Bernd Haase am 30.10.2022 um 8:31 Uhr
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