- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
28. Oktober 2022
Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Auch der Bundesrat hat das Spargesetz passieren lassen, trotz aller Kritik. Für die Apotheken bedeutet dies nun endgültig, dass vermutlich schon ab 1. Februar 2023 ein höherer Kassenabschlag zu Lasten der Apotheken gilt: Für jede auf Rezept verordnete, Arzneimittelpackung erhalten die Krankenkassen zwei Jahre lang 23 Cent mehr – und wir bekommen entsprechend 23 Cent weniger Honorar. Das schmerzt. Die Schizophrenie dabei ist, dass dieser Beitrag nicht spürbar zur Verminderung des Krankenkassendefizits beitragen kann. Aber er belastet jede Apotheke empfindlich. Mein liebes Tagebuch, und damit bei uns erst gar keine Freude aufkommt, dass die zwei Jahre vielleicht bald vorbeigehen, droht unser Bundesgesundheitsminister mit dem Inkrafttreten dieses Spargesetzes gleich schon mal die große Finanzreform an, die nötig sei und kommen werde. Es wird nicht besser werden.
Klar, sauberes Wasser wollen wir alle. Und bevor es als Abwasser in unsere Flüsse, Gewässer und Meere gelangt, sollte es geklärt werden und frei von umweltschädlichen Stoffen sein: Dafür sind Kläranlagen da, deren Betrieb je nach Aufwand der Reinigung natürlich Geld kostet. Die EU-Kommission hat einen Legislativvorschlag für die Überarbeitung der kommunalen Abwasserrichtlinie veröffentlicht. Mit ihm will die EU-Kommission erreichen, dass die vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen über zwei Industriezweige finanziert wird: die Pharma- und die Kosmetikindustrie. Aber wäre das überhaupt rechtens? Die Verbände der Arzneimittel - und Kosmetikindustrie sind sich da einig: Eine Sonderabgabe für Arzneimittel-Hersteller zur Finanzierung einer vierten Reinigungsstufe für Kläranlagen wäre verfassungswidrig. Mein liebes Tagebuch, nehmen wir das Beispiel Diclofenac: ein Wirkstoff, der als umweltschädlich gilt und möglichst nicht ins Wasser gelangen sollte. Allerdings dürfte dies illusorisch sein und daher muss das Abwasser aufwändig gereinigt werden (vierte Reinigungsstufe von Kläranlagen) und das kostet. Die Diclofenac-Hersteller und -Vertreiber sollen sich, so das EU-Vorhaben, also daran beteiligen. Wie die EU-Kommission selbst ausführt, ist es Sinn solcher Gesetze, Anreize zu schaffen, dass weniger schädliche Produkte auf dem EU-Markt vertrieben werden. Mag sein, mein liebes Tagebuch, aber lässt sich dieser Gedanke auf wichtige Arzneimittel übertragen? Sollen dann Diclofenac und andere Arzneimittel, die nur teuer aus Abwässern zu entfernen sind, vom Markt verschwinden? Oder werden diese Arzneimittel dann noch teurer, weil Hersteller die Abwasserkosten auf die Preise umlegen? Das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen.
10 Kommentare
Schweigen der Lämmer
von Dr.Radman am 30.10.2022 um 13:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Was geschieht, ist richtig ... !??
von Reinhard Herzog am 30.10.2022 um 10:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Zukunftsmisere
von Dr.Diefenbach am 30.10.2022 um 9:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
30.10.2022
von Dr. Dr. Thomas Richter am 30.10.2022 um 8:50 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: 30.10.2022
von Conny am 30.10.2022 um 9:19 Uhr
Strukturgesetz und pharm. Dienstleistungen
von Ulrich Ströh am 30.10.2022 um 8:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
.
von Anita Peter am 30.10.2022 um 8:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Versagen
von Conny am 30.10.2022 um 9:21 Uhr
AW: .
von Linda F. am 30.10.2022 um 9:36 Uhr
Mein liebes Tagebuch
von Bernd Haase am 30.10.2022 um 8:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.