Zusammengefasst zeigen placebokontrollierte Studien und Metaanalysen, dass die Kombination von Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein bei der Behandlung von Migräneattacken wirksamer ist als die Einzelsubstanzen.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Sechs randomisierte Studien gaben die Anzahl der Teilnehmer in jeder Behandlungsgruppe an, bei denen mindestens eine unerwünschte Arzneimittelwirkung auftrat [11]. Das relative Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen für die Kombination aus Acetylsalicylsäure + Paracetamol + Coffein im Vergleich zu Placebo betrug 1,71 (95%-KI 1,3 bis 2,2). Die mediane Rate für unerwünschte Arzneimittelwirkung unter Placebo betrug 10,8%, die entsprechende Verum-Rate lag bei 18,5% (95%-KI = 14,5 bis 23,48). Die meisten der unerwünschten Arzneimittelwirkungen entsprachen denen, die für ASS bekannt sind wie gastrointestinale Nebenwirkungen wie Dyspepsie oder Übelkeit und für Coffein Nervosität.
In einer Übersichtsarbeit zu Coffein-Kombinationen für die Behandlung von Kopfschmerzen wurde berichtet, dass die unerwünschten Arzneimittelwirkungen in der Regel leicht oder mittelschwer waren und dass kein Proband in einer der Studien die Behandlung aufgrund dieser abbrach [7]. Über alle Studien und Kopfschmerzentitäten hinweg waren die am häufigsten berichteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen Nervosität (6,5%), Übelkeit (4,3%), Unterleibsschmerzen/Unwohlsein (4,1%) und Schwindel (3,2%).
Coffein in Kombinationsanalgetika kann bei Menschen, die ansonsten keine Coffein-haltigen Getränke zu sich nehmen zu Schlafstörungen führen. Bezüglich der Kombination muss bei häufiger Einnahme auch berücksichtigt werden, dass ein Entzug von Coffein in Einzelfällen Migräneattacken auslösen kann [12, 13].
Risiko des Kopfschmerzes bei Schmerzmittel-Übergebrauch
Der häufige Gebrauch von Analgetika ist ein wichtiges Gesundheitsproblem [14]. Der zu häufige Gebrauch von Schmerzmitteln durch Patienten mit episodischen Kopf-schmerzen kann zu einer Zunahme der Kopfschmerzhäufigkeit führen. Dieses Phänomen wird als medication overuse headache (MOH) bezeichnet [15]. Die Begrenzung der Tage mit Anwendung von Schmerzmitteln ist ein wichtiger Aspekt der Kopfschmerzbehandlung. Einige Untersuchungen haben Coffein-Konsum als einen potenziellen Risikofaktor für eine Chronifizierung von Kopfschmerzen identifiziert, insbesondere rezeptfreie Coffein-Kombinationen [16].
Nach Adjustierung für demographische Faktoren, die primäre Kopfschmerzart (Migräne versus Spannungskopfschmerz) und die Anzahl der eingenommenen Medikamente, war die Assoziation von Coffein-haltigen Kombinationen als Risikofaktor für die Migräneprogression nur noch sehr gering [17]. Die amerikanische Migräne Prävalenz- und Präventionsstudie fand keine Assoziation zwischen dem Risiko einer Progression der Migräne von einer episodischen zu einer chronischen bei der Verwendung Coffein-haltiger Analgetikakombinationen [18]. Nach Anpassung an die Kopfschmerzhäufigkeit und Medikamenteneinnahme war die Kombination nicht mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer chronischen Migräne assoziiert (OR = 0,87, 95%-KI: 0,64 bis 1,19).
Patientinnen und Patienten mit Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp sollten allerdings darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie Schmerzmittel nach Möglichkeit nicht häufiger als zwei- bis dreimal pro Woche einnehmen sollten. Wenn eine höhere Einnahmefrequenz notwendig wird, muss eine medikamentöse und nichtmedikamentöse Prophylaxe eingeleitet werden. Der kritische Wert der Einnahmetage, bei denen das Risiko eines Kopfschmerzes durch Übergebrauch von Schmerzmitteln deutlich zunimmt, ist 15 oder mehr Tage pro Monat [15].
Umsetzung in der Praxis – zwei Therapieansätze
Die Ergebnisse von randomisierten Studien und Metaanalysen zeigen, dass die Kombination von Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein zur Behandlung von Kopfschmerzen vom Spannungstyp und von Migräneattacken wirksamer ist als die Einzelsubstanzen. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Empfehlungen für Patientinnen und Patienten?
Ein erster Ansatz ist die sogenannte Stufentherapie. Dies bedeutet, dass zunächst eine analgetische Monosubstanz eingesetzt wird und wenn diese nicht ausreichend wirksam ist, die Kombination empfohlen wird.
Ein alternativer Ansatz ist die stratifizierte Therapie. Hier wird empfohlen, dass bei leichten Kopfschmerzen Monosubstanzen eingesetzt werden und bei mittelstarken oder starken Kopfschmerzen die Kombination von Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein eingenommen werden sollte.
Diese beiden therapeutischen Ansätze wurden allerdings bei Analgetika nie vergleichend untersucht. Entsprechende Ansätze gibt es aber beim Einsatz von Triptanen [20]. Hier zeigte sich, dass die stratifizierte Therapie zu besseren Ergebnissen führte.
Literatur
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