Erfolgreich im Mausmodell

Neuer Ansatz gegen Adipositas

15.07.2024, 09:15 Uhr

Mäuse verloren bei Gabe des neuen Fusionsmoleküls deutlich an Gewicht. (Foto: IMAGO / Bernd Friedel)

Mäuse verloren bei Gabe des neuen Fusionsmoleküls deutlich an Gewicht. (Foto: IMAGO / Bernd Friedel)


In einer aktuellen präklinischen Studie aus Kopenhagen konnten Wissenschaftler im Mausmodell zeigen, dass ein neues Fusionsmolekül aus GLP-1-Rezeptoragonist und NMDA-Rezeptorantagonist zur Behandlung von Übergewicht eingesetzt werden kann.

Genomweite Assoziationsstudien legen nahe, dass der Neurotransmitter Glutamat und sein ionotroper N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptor an der Entstehung von Übergewicht beteiligt sind. NMDA-Rezeptor-Antagonisten haben das Potenzial, das Körpergewicht über Veränderungen der Neuroplastizität zu reduzieren.

Um die unerwünschten Effekte einer unspezifischen NMDA-Rezeptor-Blockade wie zum Beispiel Hyperthermie zu vermeiden, entwickelten die Forscher ein zielgerichtetes Fusionsmolekül. Konkret wurde der NMDA-Rezeptorantagonist Dizocilpin (MK-801) über eine Disulfidbrücke mit einem GLP-1-Analogon fusioniert. Dadurch können gezielt Neurone im Hypothalamus und Hirnstamm adressiert werden, die an der Appetitregu­lation beteiligt sind. 

Deutlich Gewichtsabnahme ohne typische Nebenwirkungen der NMDA-Antagonisten

Das Fusionsmolekül zeigt im Tiermodell über eine Appetithemmung eine deutliche Gewichtsabnahme im Vergleich zu einer dosisäquivalenten Monotherapie mit einem GLP-1-Analogon oder MK-801. So führte eine vierzehntägige Behandlung mit dem neuen Wirkstoff bei Mäusen zu einer Gewichtsreduktion um 23,2%. Auch andere metabolische Parameter wie Blutzucker- und Blutfettwerte verbesserten sich. Weiterhin traten keine der bei NMDA-Antagonisten üblichen unerwünschten Effekte bei der Therapie mit dem Fusionsmolekül auf.

Trotz des vielversprechenden Ansatzes zur Behandlung von Übergewicht räumen die Studienautoren einschränkend ein, dass die klinische Bewertung des Fusionsmoleküls noch aussteht. Klinische Studien müssen daher zeigen, ob der Wirkstoffkandidat auch beim Menschen wirksam und sicher ist.


Oliver Nossek, Apotheker


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