Bühler macht sich besonders für die Prozessoptimierung und Digitalisierung im Gesundheitswesen stark. Da die Apotheken schon lange auf eine angemessene Erhöhung ihre Honorare warten – und wohl auch weiter warten müssen –, sieht Bühler einen wichtigen Ansatz darin, Kosten zu sparen. Eine große Chance dafür sei die Direktabrechnung mit den Krankenkassen. Über Serviceanbieter wie Scanacs könnten Rezepte in Echtzeit abgerechnet werden. Das gehe nicht nur deutlich schneller als über die Abrechnungszentren, es sei auch kostengünstiger. Die ABDA halte an den Abrechnungszentren fest, da diese standeseigen betrieben werden und man hier kräftig mitverdiene, kritisierte Bühler. Innovation werde dadurch behindert. Durch die Direktabrechnung könnten Apotheken Abrechnungskosten senken, Zeit und Bürokratie einsparen und zudem ihre Liquidität erhöhen.
Viele Krankenkassen hätten bereits Bereitschaft signalisiert, auf Retaxierungen zu verzichten, wenn die Apotheken direkt abrechen, hebt Lauterbach hervor. Mit Blick auf die erwartete Kosten- und Prozessoptimierung durch die Direktabrechnung weist Bühler darauf hin, dass es wichtig sei, dass die Kommunikation über KIM schnellstmöglich zum verpflichtenden Standard wird.
Inkasso-Leistung bei Zuzahlungen und Herstellerrabatte
Via findet es nicht hinnehmbar, dass Apotheken „auf den Kosten sitzen bleiben“, wenn Arzneimittelhersteller Pleite gehen. Der Verein fordert eine gesonderte Vergütung für die Übernahme von Herstellerrisiken. Diese soll sich an der Höhe der Herstellerrabatte ausrichten.
Auch bei den Zuzahlungen der Patient*innen erbringen die Apotheken Inkasso-Leistungen, die nicht vergütet werden. In seinem aktuellen Programm fordert via deshalb eine zusätzliche Vergütung in Höhe von 20 Prozent der Inkasso-Zuzahlung an die GKV, mindestens ein Euro pro Packung. Bei einem entstehenden Mehraufwand durch Nichtlieferbarkeit sollen zudem 15 Euro pro Packung von den Apotheken in Rechnung gestellt werden können.
Von anderen Ländern lernen
Auf der Suche nach innovativen Ideen für die Apotheken blickt via auch in andere Länder. So bieten etwa „Minikliniken“ in der Schweiz bestimmte medizinische Dienstleistungen an, beispielsweise Vollblutuntersuchungen. Auch für die Apotheken hierzulande wäre das eine sinnvolle Erweiterung ihres Leistungsangebots, sagt Lauterbach.
Auch Ann-Katrin Gräfe-Bub hält es für wichtig, von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen. Sie verweist auf die COPD-Früherkennung in australischen Apotheken. Auch wenn klar sei, dass die Erweiterungen des Dienstleistungsangebots nicht für alle Apotheken gleichermaßen geeignet sind, müssten alle Apotheker*innen nach neuen Wegen suchen. „Niemand wird zum Mitmachen gezwungen – aber der Berufsstand als solcher profiliert.“ Innovative Ansätze seien nicht nur für die finanziell gutgestellten Apotheken attraktiv. „Wir machen keine Politik für Ertragsklassen“, betont Gräfe-Bub, „sondern für den gesamten Berufsstand.“
Konstruktive Lösungen anbieten
An den zahlreichen Protesten des vergangenen Jahres hatte sich via beteiligt. Unter dem Motto „Das Maß ist voll“ hatte der Verein den Protestaufruf der ABDA zum 14. Juni unterstützt, um die Geschlossenheit der Apothekerschaft zu demonstrieren,. Jedoch gab es schon damals Bedenken, sagte die Vorstandsvorsitzende Gräfe-Bub auf Nachfrage der DAZ. „Unsere Sorge bestand darin, dass eine konfrontative Haltung langfristig nicht zielführend ist und wichtige Dialoge erschwert.“
1 Kommentar
Ja, was denn nun VIA???
von Uwe Hansmann am 13.08.2024 um 18:43 Uhr
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