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SPD-MdB auf Apothekenbesuch in der Altmark
Junge Apothekerin fordert mehr Wertschätzung
Was ist von Lauterbachs Apothekenreform noch zu erwarten? Die Betroffenen werden nicht müde, ihren Abgeordneten zu erklären, warum die Pläne des Ministers nicht aufgehen können. Der SPD-Politiker Herbert Wollmann lud vergangene Woche selbst Landapotheker:innen ein – nun folgte er der Einladung einer Apothekerin aus Stendal.
Vergangene Woche empfing Herbert Wollmann, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Sachsen-Anhalt, zusammen mit seinen Fraktionskollegen Johannes Arlt und Wiebke Papenbrock in Berlin Apotheker:innen aus den ländlichen Regionen ihrer Wahlkreise. Es stand ein Austausch zur geplanten Apothekenreform an – mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Bei diesem Treffen zeigte sich Lauterbach zwar gesprächsbereit – allerdings schien er nicht nachvollziehen zu können, dass die Apothekenleiterinnen und -leiter seine Reformideen nicht als die große Chance sehen, als die er sie verkaufen will. Nach dem einstündigen Gespräch mit dem Minister blieb noch eine weitere Stunde, um sich mit den drei Abgeordneten auszutauschen – was von beiden Seiten als konstruktiv wahrgenommen wurde.
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So erklärte auch Wollmann anschließend in einer eigenen Pressemitteilung: „Wichtig ist, dass wir in einem konstruktiven Austausch bleiben. Wir alle wollen die Arzneimittelversorgung in ländlichen Regionen stärken. Dafür müssen wir uns im Gesetzgebungsprozess auf erreichbare Ziele konzentrieren“. Er machte zugleich klar: „Eine schlichte Verteilung von Geld mit der Gießkanne kann und wird es nicht geben“. Er sei aber sicher, dass man in Absprache mit Ministerium und Apothekern eine Lösung finden werde, die die Zukunft der Landapotheken sichert.
Verständnis für die Probleme in der Fläche
Schon zwei Tage später machte sich Wollmann auf, um der Einladung einer Apothekerin in seinem altmärkischen Wahlkreis zu folgen. Karolin Romahn von der Apotheke im Altmark Forum in Stendal hatte dem SPD-Politiker geschrieben. Sie musste loswerden, was schon jetzt alles schiefläuft in der Patientenversorgung und welche Folgen das „desaströse Gesetzesvorhaben“ Lauterbachs haben kann. Wollmann zeigte sich auch hier verständig, wie aus einer Presseerklärung des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt hervorgeht: „Ich betreue hier den größten Wahlkreis in Sachsen-Anhalt. Aber leider nicht personell, sondern von der Fläche her betrachtet“, erklärte er. „Darum weiß ich, wie schwer es ist, eine gute Arzneimittelversorgung für die Menschen in der Fläche vorzuhalten.“
Der Burnout ist nah
Die 28-jährige Karolin Romahn, die Anfang des Jahres den Filialverbund ihrer Mutter übernommen hat, steckt eigentlich voller Enthusiasmus – doch der Entwurf für das Apotheken-Reformgesetz, das Apotheken ohne Apotheker zulassen will, hat sie aufgebracht. Sie machte dem Abgeordneten mit einer Prise Sarkasmus deutlich: „Ich werde Personalkosten sparen können, da ich als einzige Apothekerin meine drei Apotheken führen könnte. Ohne zusätzlichen teuren Apotheker, ohne Filialleitung. Das Einzige, was ich tun muss, ist acht Stunden jede Woche jeweils in den Apotheken nach dem Rechten zu schauen.“ Doch sie wies auch darauf hin, dass ihr Verbund zehn Notdienste im Monat leistet. „Wenn ich diese dann allein übernehme, brauche ich nicht lange auf einen Burnout zu warten.“
Seit 20 Jahren keine Honorarerhöhung
Was die Apothekerin fuchst: Dass die Bundesregierung dem Apothekenberuf derzeit „keinerlei Wertschätzung“ entgegenbringt. Sie stellte klar: „Wir sind die einzige Berufsgruppe, die seit 20 Jahren keine Erhöhung ihres Einkommens erhalten hat. Wir brauchen endlich mehr Geld, um auch unsere Beschäftigten ordentlich zu entlohnen. Da hilft uns keine Apotheke light, wie es der Minister plant. Im ersten Schritt hilft nur eine Erhöhung unseres Fixums. Ansonsten gehen wir bald insolvent.“
Beim Apothekenbesuch dabei war auch Thomas Rößler, stellvertretender Vorsitzender des LAV Sachsen-Anhalt. Er ergänzte: „Jede dritte Einrichtung ist derzeit von der Insolvenz bedroht. Darum muss es endlich auch für Apotheken eine Anpassung an die Inflation geben“.
Laut Pressemitteilung ließ Wollmann durchblicken, dass es gute Chancen gebe, dass das Gesetz in der geplanten Form nicht in das Bundeskabinett eingebracht werde. Tatsächlich wird es derzeit ein ums andere Mal verschoben. Er habe auch Hoffnung gemacht, dass sich die Einnahmesituation der Apotheken bald verbessern werde.
Rohmahns Fazit: „Wir müssen nun auf Konkretes Warten. Ansonsten werde ich ihn wieder zum Gespräch einladen, falls sich nicht zügig etwas zum Positiven verändert. Ich kämpfe ja nicht nur für mich und meine Beschäftigten, sondern hauptsächlich um eine gute Patientenversorgung. Diese sehe ich nämlich massiv gefährdet“.
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