Aus Kammern und Verbänden

Arzneimitteltherapiesicherheit im Fokus

In einer Online-Befragung zu Jahresbeginn konnten die Mitglieder der DPhG-Fachgruppe Allgemeinpharmazie ihre Wünsche zum Fachgruppensymposium während der diesjährigen DPhG-Jahrestagung in Braunschweig äußern. An der Spitze standen die Themen Pharmazeutische Betreuung (73%) und Arzneimitteltherapiesicherheit (71%). Demgemäß standen diese Themen im Mittelpunkt des Symposiums am 6. Oktober.
Fachgruppensymposium Allgemeinpharmazie Dr. Juliane Kresser, stell­vertretende Vorsitzende der Fachgruppe, Dr. Stefan Schwenzer, Dr. Amin-Farid Aly, Prof. Dr. Marion Schaefer, Dr. Michael Hannig, Vorsitzender der Fachgruppe (von links).
Foto: DPhG

Dr. Amin-Farid Aly von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ging in seinem Referat auf den Aktionsplan des Bundesgesundheitsministeriums zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (Aktionsplan AMTS 2010 – 2012) ein. In der Koordinierungsgruppe, die für die Umsetzung und Weiterentwicklung des Aktionsplans AMTS 2010 – 2012 verantwortlich ist, sind sowohl Ärzte als auch Apotheker vertreten, die gemeinsam Vorschläge für eine Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit erarbeiten. Auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat in seinem Sondergutachten "Generationenspezifische Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens" (2009) darauf hingewiesen, dass in der Arzneimittelversorgung die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Apothekerschaft an Bedeutung gewinnen wird, und als wesentliches Ziel "die Förderung von Therapiesicherheit und bestimmungsgemäßem Gebrauch" von Arzneimitteln genannt. Ärzte- und Apothekerschaft haben jedoch noch keine verbindliche gemeinsame Position zur Verbesserung der AMTS formuliert.

Zukunft der eMedikation

Dr. Stefan Schwenzer, ID Berlin, sprach über die Zukunft der eMedikation. Eine EDV-gestützte strukturierte Medikationsdokumentation und -prüfung sei künftig sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Versorgung erforderlich. Neben der Medikation selbst sollten möglichst viele individuelle therapierelevante Informationen – z. B. Alter, Allergien, Diagnosen und Laborwerte – erfasst und berücksichtigt werden. Moderne EDV-Programme mit semantischer und regelbasierter Wissensanalyse sollen die Daten auswerten und dabei über eine einfache Interaktionsprüfung deutlich hinausgehen.

Arzneimittelbezogene Probleme lösen

Prof. Dr. Marion Schaefer referierte über die "Erschließung von Sicherheits- und Wirtschaftlichkeitsreserven durch die Dokumentation arzneimittelbezogener Probleme". Durch das Erkennen, Vorbeugen und Lösen arzneimittelbezogener Probleme in der Arztpraxis, im Klinik- und Heimalltag, vor allem aber bei der Abgabe von Medikamenten in der Apotheke werden die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Therapieeffizienz erhöht. Dies ist durch zahlreiche Studien belegt worden. Erkannte arzneimittelbezogene Probleme können mithilfe der EDV und eines standardisierten Klassifikationssystems dokumentiert werden. Damit wird auch einer Forderung der WHO entsprochen.

Kostenrelevante Nutzenkomponenten einer elektronischen Arzneimitteldokumentation ergeben sich aus folgenden Einzelschritten:

  • Berücksichtigung bestehender Kontraindikationen (Allergien, Begleiterkrankungen etc.),
  • Vermeidung versehentlicher Fehlverordnungen durch Abgleich mit zuvor verordneten Arzneimitteln, einschließlich der Wirkstärken und Darreichungsformen,
  • Erkennung und Überprüfung von Doppelverordnungen,
  • Einschätzung der Patientencompliance über die Abstände der Rezepteinlösung,
  • Überprüfung der individuellen Dosierung (soweit angegeben oder vom Patienten erfragbar),
  • Erkennung und Vermeidung schwerwiegender Interaktionen mit klinischen Konsequenzen,
  • Aufnahme von AM-Unverträglichkeiten, die zum Medikationsabbruch geführt haben, um eine Wiederholung der Verordnung zu vermeiden.

Problem Zeitaufwand

In der nachfolgenden Podiumsdiskussion ging es zunächst um den Aktionsplan AMTS 2010 – 2012 und die Zusammenarbeit mit den Ärzten. Diskutiert wurde auch darüber, wie zeitaufwendig die pharmazeutische Betreuung ist und ob die Informationsüberlastung und die Erfordernisse des Datenschutzes nicht auch ein Hemmnis für ihre Umsetzung darstellen. Obwohl das Erkennen und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen zur Kernkompetenz der Apotheker gehören, ist es offenbar schwer, die Apotheker dazu zu motivieren und die Nachfrage vonseiten der Patienten zu fördern.

In der anschließenden Mitgliederversammlung teilte der Vorsitzende Dr. Michael Hannig mit, dass die Fachgruppe Allgemeinpharmazie aktuell 1224 Mitglieder zählt und die größte Fachgruppe der DPhG darstellt. Auch im nächsten Jahr wird sie auf der DPhG-Jahrestagung ein Symposium anbieten, über das die Mitglieder in einer Online-Befragung mitbestimmen sollen.


Dr. Michael Hannig und Dr. Juliane Kresser

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