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- DAZ 17/2013
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Aus den Ländern
Zum richtigen Zeitpunkt – jetzt
"Apotheker sind nicht die Ewig-Gestrigen, die Besitzstandswahrer, ganz im Gegenteil", so die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Overwiening, in ihrer Begrüßung. Apothekerinnen und Apotheker wollen die Zukunft des Gesundheitswesens aktiv mitgestalten durch patientenorientiertes Handeln: Fürsorge, Vorsorge, Versorgung. Sie leisten ihre Arbeit flächendeckend, individuell, verlässlich, wohnortnah.
Das zurückliegende Jahr habe in der Geschichte der Apothekerkammer Westfalen-Lippe die meisten Apothekenschließungen im Kammerbereich aufzuweisen. Wenn aber die heilberufliche Stellung des Apothekers gestärkt werden solle, brauche man verlässliche Rahmenbedingungen.
Overwiening begrüßte es, dass sich Bundesgesundheitsminister Bahr für die Apothekennotdienstpauschale eingesetzt habe.
Ein wichtiges Betätigungsfeld für die Apotheken sieht die Kammerpräsidentin auf dem Gebiet der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Gesellschaft und Politik sollten das Potenzial der hervorragend ausgebildeten Pharmazeuten endlich nutzen und sie nicht zu Erfüllungsgehilfen der Krankenkassen und Rabattverträge degradieren. Das führe bei den Apothekerinnen und Apothekern zu Resignation statt zu Innovation, so Overwiening in ihren Eröffnungsworten.
Stattdessen sollten Ärzte, Apotheker und Krankenkassen gemeinsam die Arzneimittelversorgung zukunftsgerichtet modifizieren, wie es das ABDA-KBV-Modell vorschlage, mit den Elementen Wirkstoffverordnung, Medikationskatalog und Medikationsmanagement. Nur durch Querdenken, durch ein Abweichen von der Norm sei Fortschritt möglich, so Overwiening.
Zur auslaufenden finanziellen Förderung der PTA-Schulen in Nordrhein-Westfalen merkte die Kammerpräsidentin an: Hier habe sie kein Verständnis dafür, dass die Zuschüsse für die PTA-Schulen des Landes gestrichen werden. Die PTA-Ausbildung dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Overwiening: "Nordrhein-Westfalen braucht PTA!"
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, der seinen Wahlkreis in Münster hat und in dieser Stadt auch sein Abitur machte, ließ es sich nicht nehmen, nach Münster zu kommen und Grußworte zu überbringen (siehe die Meldung in der Rubrik DAZ aktuell, S. 15). Die angekündigte Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Steffens, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Ihre Staatssekretärin, Marlies Bredehorst, überbrachte die Grußworte und die unerfreuliche Botschaft, dass das Land die Förderung der PTA-Schulen aus Kostengründen einstellen werde (siehe dazu die Meldung in der Rubrik DAZ aktuell, S. 12).
4. Westfälisch-lippischer Apothekertag1300 Apothekerinnen, Apotheker und PTA bei einem regionalen Apothekertag – das ist schon etwas Besonderes. Der alle zwei Jahre und mittlerweile zum vierten Mal veranstaltete Westfälisch-lippische Apothekertag hat seine eigene Erfolgs-Handschrift. Dazu gehörten in diesem Jahr zeitgemäße Fortbildungsvorträge, ausreichend Kommunikationspausen, ein packender Festvortrag, eine attraktive pharmazeutische Messe mit über 40 Ausstellern, eine Spendengala, die Geld für einen guten Zweck sammelte, ein Varieté-Rahmenprogramm, eine musikalische Einlage mit Echo-Preisträger Thomas Godoj und vieles mehr. Nicht zuletzt stehen dahinter das emotionale Engagement und das Herzblut der Kammerpräsidentin und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Spendengala wurde durchgeführt zugunsten des Hilfsprojekts "Eine Dosis Zukunft", das Apothekerkammer und Kindernothilfe gemeinsam ins Leben gerufen hatten. Das Projekt unterstützt zum Beispiel Impfungen von Kindern in den Slums von Kalkutta. Auf dem Apothekertag wurden fast 20.000 Euro gespendet. |
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Menschen, die erfolgreich sind, haben eine ansteckende Begeisterung, so Förster. Sie sind erfolgreich, nicht weil sie mehr arbeiten als andere, sondern weil sie bei der Arbeit ihr volles Potenzial entfesseln.
Während man früher mit Intelligenz, Fleiß, Sorgfalt und Zuverlässigkeit erfolgreich werden konnte, reicht das schon lange nicht mehr. Heute sind zusätzlich Initiative, Kreativität und Leidenschaft gefragt. Man muss, so brachte es Förster auf den Punkt, "alles außer gewöhnlich" sein, um erfolgreich zu sein. Denn: "Wer austauschbar ist, wird ausgetauscht."
Statt in eine Dauernörgelei zu verfallen (das bindet nur Kräfte) über das, was man nicht ändern kann, ist es besser, Türen in die Zukunft aufzustoßen. "Hinterfragen Sie Überzeugungen und Dogmen, ungeschriebene Gesetze, haben Sie den Mut, vom Mainstream abzuweichen", rief sie den Apothekerinnen und Apothekern zu.
Allerdings, so Förster, gibt es keine garantierten Schritte auf dem Weg zum Erfolg, man muss sie selbst herausfinden: "Experimentieren Sie!" Das fällt oft schwer, da man seine Komfortzone verlässt. Und jedes Experiment ist risikobehaftet, Fehler passieren – aber wichtig ist es, aus Fehlern rasch zu lernen.
Förster empfahl den Apothekerinnen und Apothekern, öfters über den Tellerrand zu schauen, nicht immer das zu machen, was alle anderen machen: statt immer nur, wie es für Experten üblich ist, in die Tiefe zu gehen, auch mal in die Breite zu gehen bei neuen Unternehmungen oder Problemen. Sie empfahl so vorzugehen: Kernproblem identifizieren, dann Analogien in anderen Bereichen suchen und schließlich Lösungen in den eigenen Bereich übertragen.
Nicht zu vergessen: Es gehört Mut dazu, von etablierten Regeln abzuweichen. Dies ist besonders schwierig für Menschen, die man mit institutionalisierten Bedenkenträgern charakterisieren kann, Menschen, die bei allen ihren Handlungen am liebsten eine Vollkaskoversicherung hätten.
Statt sich von solchen Menschen runterziehen zu lassen, riet sie, sich Verbündete zu suchen, die das Vorhaben unterstützen. Förster: Fangen Sie an zu experimentieren und wechseln Sie die Perspektive.
AMTS und MedikationsmanagementAktuelle Fortbildungsthemen in Münster auf dem Westfälisch-lippischen Apothekertag:
Außerdem standen noch sechs Vorträge für PTA auf dem Programm. |
Um neue Ideen zu finden, um kreativ zu sein, empfahl sie zudem, sich mit Menschen zu umgeben, die gerade nicht zu einem passen. "Das macht erfolgreich", so die Querdenkerin. Neue Ideen kommen meist aus Widersprüchen, Kreativität entspringt aus ungewöhnlichen Konstellationen, die wiederum dann entstehen, wenn man z. B. Altersgruppen, Kulturen und Fachgebiete kräftig mischt.
Schließlich das Problem der mangelnden Zeit, um Ideen zu finden, neue Projekte zu managen. Hier gilt es, Prioritäten zu setzen. Wenn jemand aus Zeitmangel nicht dazu kommt, ein Projekt auszuführen, dann ist dies meist eine Ausrede, das heißt im Klartext: Andere Projekte sind ihm wichtiger. Försters Aufruf: mutig den Kopf aus der Masse herausstrecken.
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Es geht heute nicht darum, eine Debatte zu führen über Ethik oder Monetik des Apothekerberufs, das greife zu kurz, so Schmidt. Die Alternativen heißen auch nicht Heilberuf oder Kaufmann. Er empfahl stattdessen einen ideologiefreien Diskurs zu führen über die Professionalität des Apothekerberufs. "Wir wollen Health Professionals sein", so Schmidt, gleichwohl er lieber ein deutsches Wort dafür hätte. Darunter und unter Professionalität versteht er, die Wissenschaft als Basis zu nehmen, sich auf das Arzneimittel und die Interaktionen des Arzneimittels mit dem Patienten zu begrenzen sowie ein weitgehend emotional neutrales Verhältnis zum Patienten aufzubauen. Hinzu kommt die Verpflichtung auf einen Berufskodex.
In seiner Heimatkammer Sachsen habe man beispielsweise in der vergangenen Woche ein Leitbild für den Apotheker in der öffentlichen Apotheke verabschiedet, eine kurze Auflistung, was für den Apotheker wichtig ist und wonach er sein Tun ausrichten sollte.
Für Schmidt hat das Leitbild den Sinn, dass auf diesem Hintergrund ein Vertrag zustande kommt zwischen der Gesellschaft und den Professionals. Während diese sich verpflichten, sich nach diesem Leitbild zu richten und sich entsprechend zu verhalten, gesteht die Gesellschaft den Professionals Selbstkontrolle und zusätzlich eine gewisse Privilegierung zu, wie beispielsweise Ansehen, Vertrauen und Einkommen. Wir unterscheiden uns vom Gewerbe in wenigen Punkten, die Ziele sind dieselben, so Schmidt, nämlich Erfolg und Anerkennung. "Auch wir handeln nicht allein aus Liebe zu den Menschen, das sollten wir ehrlicherweise zugeben. Wer etwas anderes behauptet ist weltfremd." Was den Heilberuf aber vom Gewerbe unterscheidet, sei der Weg, die Kollektivitätsorientierung, die Gemeinwohlverpflichtung.
Der Apotheker sei in der jüngeren Geschichte schon zahlreiche Verpflichtungen eingegangen, was er für die Gesellschaft sein wollte. Schmidt zählte hier auf: Noch im 19. Jahrhundert war der Apotheker eher ein Handwerker, dann Laborant, Kleinhersteller von Arzneimitteln. Dann dachten Apotheker, sie könnten Experte für Labordiagnostik werden, aber Ärzte nahmen den Apothekern diese Option. Apotheker wollten dann Händler und Experten für Vertrieb und Logistik sein. Es folgte das Ansinnen, Gesundheitsexperte zu werden, was allerdings nicht gelang, da ein Experte nur Spezialist für einen kleinen Bereich sein kann und nicht für etwas Umfassendes wie Gesundheit. Daher verfolgte man in den letzten Jahren, so Schmidt, den Weg des Apothekers zum Arzneimittelberater, zum Therapiebegleiter.
Die Rolle der Expertenberufe hat sich gewandelt, sie haben kein Wissensmonopol mehr, sondern ein Übersetzungsmonopol. Da Daten und Informationen heute ubiquitär verfügbar sind ("Patienten sind overnewsed but underinformed", wie Schmidt zitierte), erwartet die Gesellschaft vom Apotheker, Fachwissen zu übersetzen, damit es der Patient für sich, sicher und individuell, verstehen und anwenden kann.
Und die Politik: Sie wünscht sich eine bessere Nutzung der vorhandenen Ressourcen, eine bessere Verzahnung der Leistungen und Modelle zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen.
Schmidt sieht hierin die Chancen für den Apotheker: Da die Menschen länger leben, nehmen die chronischen Erkrankungen zu. Dabei ist die Forderung, "das richtige Arzneimittel zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Patienten zu bringen" die Voraussetzung, aber nicht mehr das Ziel der apothekerlichen Arbeit. Denn: Die Übergabe des Arzneimittels ist zukünftig nicht mehr der Abschluss, sondern der Beginn der pharmazeutischen Tätigkeit in der Apotheke.
Natürlich zeigen sich auch Risiken: Der Apotheker übernimmt mit der Therapiebegleitung eigene Verantwortung und Haftung, die intellektuellen Anforderungen steigen, der Apotheker besetzt ein umkämpftes Feld (Ärzte, Berater der Krankenkassen u. a. drängen in diese Aufgaben), und es gibt bisher noch kein übertragbares Erfahrungsmodell, wie dieser Weg gegangen werden kann.
Aber, was wären die Alternativen? Man könnte auf eine positive Entwicklung der Packungszahlen und Arzneimittelpreise hoffen oder auf einen kompletten Sinneswandel von Politik und Kassen. Die Apotheken könnten sich gesund schrumpfen. "Die Apotheken könnten Randgebiete erschließen und zum ‚Gesundheitsverkäufer’ im Wettbewerb mit Drogisten, Baumarktverkäufern, Steinheilern, Schamanen und Wünschelrutengängern werden", so Schmidt. Die Folge wäre: eine weitere Deprofessionalisierung. Das ist für ihn allerdings keine Alternative, im Gegenteil: "Ich will, dass wir uns reprofessionalisieren", rief Schmidt den Apothekerinnen und Apotheker zu.
Mit der Apothekenbetriebsordnung sei die Beratungsfunktion gestärkt worden, die Weiterentwicklung des apothekerlichen Tuns hin zum Medikationsmanagement ist angelegt.
Schmidt möchte zur Frage, was der richtige Weg ist, eine öffentliche Diskussion führen. Es wird eine Entwicklung, ein Prozess sein mit Fortschritten und Rückschlägen. Wenn die Apotheker diesen Weg gehen, gibt es keine Rücktrittversicherung, – darüber müsse man sich im Klaren sein. Die Frage lautet also: springen oder stehen bleiben. Für Schmidt ist es klar: "Der richtige Zeitpunkt ist jetzt."
StiftungspreiseMit dem Stiftungspreis der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe wurden auf dem Westfälisch-lippischen Apothekertag zum ersten Mal besondere Ideen und innovative Projekte der Kammermitglieder ausgezeichnet. Mit dem Projektpreis sollen Initiativen prämiert werden, die in besonderem Maße dazu beitragen, den Kommunikationsgedanken innerhalb und außerhalb der Apothekenräume zu stärken. Die Auswahl aus den rund 20 eingereichten Arbeiten fiel nicht leicht. Hier die beiden Sieger-Projekte: |
1. Preis: "Einführung der Arzneimittelanamnese durch die Krankenhausapotheke zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und Verbesserung der Schnittstelle "ambulant – stationär", eingereicht von Chefapothekerin Anette Woermann von der Zentralapotheke der Marienhospital Gelsenkirchen GmbH mit ihrem Team, allen voran den Apothekerinnen und Apothekern Judith Berg, Dr. Susanne Kaufmann, Stefanie Müller-Rechmann und Philipp Ritzeler.
2. Preis: Pharmazie in Theorie und Praxis – PhiT up! Eine Kooperation der Gesamtschule und der Markt-Apotheke Fröndenberg zur Förderung der Berufsorientierung und Verbesserung der Außendarstellung, eingereicht von Dr. Anke Lochmann, Inhaberin der Markt-Apotheke in Fröndenberg, mit ihrem Team.
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Das Gesetz hinterließ deutliche Spuren bei den Apotheken. Beim Großhandel sei eine neue Konditionenwelt eingezogen, die sich weitaus komplexer darstelle als noch vor ein paar Jahren. Großhandelsrabatte an Apotheken seien von vielen Faktoren abhängig, hinzu kommen Malus- und Bonusvereinbarungen, Gebühren und Rabattausschlüsse sowie verschiedene Skontovarianten.
Was weiterhin für Unruhe und Unsicherheit sorgt, ist die Verhandlung über den Kassenabschlag. Noch immer ist aufgrund anhängiger Gerichtsverhandlungen offen, wie hoch der Kassenabschlag für die Jahre 2009 und 2010 sein wird.
Auch die neue Apothekenbetriebsordnung sorgt in vielen Apotheken für einen erhöhten Aufwand, in Einzelfällen sind spürbare Investitionen fällig (z. B. Herstellung eines barrierefreien Zugangs). Viele Apotheken haben mit erhöhten Ausgaben und geringeren Einnahmen zu kämpfen. Diener: "Das ist Krisenbewältigung durch vermehrte Selbstausbeutung."
Für die zukünftige Entwicklung der Apotheken betrachtete Diener die unterschiedlichen Parameter. Einen kleinen Zuwachs wird es durch die Erhöhung des Fixhonorars von 8,10 auf 8,35 Euro geben. Beim Kassenabschlag ist das Verhandlungsergebnis offen: Er könnte bei 1,75 Euro oder darunter liegen, er könnte aber auch darüber angesiedelt sein.
Eine Aussage über die Entwicklung der Einkaufskonditionen lässt sich kaum machen. Die Personalkosten dürften dagegen steigen. Die voraussichtlich Mitte des Jahres gewährte Notdienstpauschale wird sich positiv auswirken.
Dieners Prognose: Für das laufende Jahr dürfte es für viele Apotheken Verbesserungen geben, aber nicht für alle. Im Januar 2013 zeigte sich beispielsweise für 79% der Apotheken ein Umsatzplus. Es werden aber auch weiterhin Apotheken schließen müssen.
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In dieser DAZ-Ausgabe finden Sie weitere Berichte zum Westfälisch-lippischen Apothekertag: |
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