Deutscher Apothekertag 2022

Was uns zu denken geben muss

Ein Kommentar

Dr. Christian Rotta, Verleger des Deutschen Apotheker Verlags

Nach zwei Jahren hat der Apothekertag in München wieder in Präsenz stattgefunden. Aber war er auch präsent? Was sich schon auf der Pressekonferenz zur Hauptversammlung andeutete, bewahrheitete sich in den folgenden zwei Tagen: Kaum eine Zeitung, kaum ein Onlinemedium jenseits der Fachmedien berichtete ausführlicher über den Apothekertag und seine dort zur Sprache gekommenen Themen. Und die wenigen Medien, denen zumindest die dortige Lauterbach-Rede eine kurze Meldung wert war, rekurrierten dabei unisono eins zu eins auf eine vorformulierte dpa-Meldung („Apothekertag kritisiert Minister: Der bittet um Verständnis“). Dies sollte zu denken geben, zumal es in früheren Zeiten, lang, lang ist’s her, auch schon eine sehr viel kundigere und ausführlichere Berichterstattung über Debatten und Beschlüsse unseres obersten Apothekenparlaments gegeben hatte. Immerhin: Die Nachrichtensendungen von „Tagesschau“ und „heute“ nahmen den Apothekertag zum Anlass, kurz über die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen zu berichten.

Insgesamt zeigt die Nichtbeachtung und das Schweigen der Medien einmal mehr, welch‘ geringen Stellenwert die „veröffentlichte Meinung“ in Deutschland der Institution Apotheke und ihrer Bedeutung für eine flächendeckende und wohnortnahe Arzneimittelversorgung beimisst. Umgekehrt bedeutet dies aber auch: Die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA, die immer noch viel zu sehr „nach innen“ gerichtet ist, muss sich verstärkt auch Multiplikatoren jenseits der eigenen Branche zuwenden und öffnen. Daran mangelt es zurzeit offensichtlich.

Zu denken geben sollte auch der Umstand, dass – dieses Jahr nicht zum ersten Mal – auf einem Apothekertag die gesundheitspolitische Diskussionsrunde mit Vertretern der Bundestagsfraktionen mangels Teilnahme der eingeladenen Politiker ausfallen musste. Auch in einer sitzungsfreien Woche des Bundestags scheint die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker für unsere Gesprächs- und Verhandlungspartner in der Politik bei Weitem nicht die Strahlkraft und Relevanz zu haben wie entsprechende Veranstaltungen anderer Gesundheitsberufe. Man denke nur an den Deutschen Ärztetag! Und da wirkt es dann doch etwas hilflos, wenn der ABDA-Pressesprecher in einer ­Pressemeldung aus der Not des ­Wegfalls der gesundheitspolitischen Diskussion die Tugend zu konstru­ieren versucht, dass man dadurch ja dann erfreulicherweise mehr Zeit zum Diskutieren der Apothekertags­anträge habe …

 

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