Hamburg

Kammer erhöht Beiträge deutlich

Hamburg - 09.11.2016, 11:45 Uhr

Deutliche Erhöhung: Weil die Kammer einen größeren Betrag Umsatzsteuer zurückzahlen mus, sollen die Kammerbeiträge in Hamburg im Jahr 2017 ansteigen. (Foto: dpa)

Deutliche Erhöhung: Weil die Kammer einen größeren Betrag Umsatzsteuer zurückzahlen mus, sollen die Kammerbeiträge in Hamburg im Jahr 2017 ansteigen. (Foto: dpa)


Am Dienstag wurden auf der Kammerversammlung in Hamburg wichtige Themen besprochen: Präsident Kai-Peter Siemsen warnte vor dem Angriff auf das Apothekerwesen. Die Kammer beschloss deutliche Beitragsanhebungen, und in der Geschäftsstelle gibt es eine Überraschung.

Bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg am gestrigen Dienstagabend warnte Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen eindringlich vor den möglichen Folgen des EuGH-Urteils zur Preisbindung. Die Erklärung des Gerichts, ländliche Apotheken sollten sich durch höhere Preise finanzieren, übersetzte er volkssprachlich mit: „Die Landeier könnt Ihr abzocken. Die merken das eh nicht!“ Dies erkläre auch die Verdrossenheit gegenüber der EU. 

Das Abwandern der Chroniker ins Ausland ist für Siemsen klassische Rosinenpickerei. Diese sei leicht möglich, zumal ausländische Apotheken nicht den deutschen Begrenzungen für Einkaufsrabatte unterliegen. Doch für solche Verluste hätten die Apotheken keinen Spielraum mehr. „Mittel- und langfristig ist die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln durch inhabergeführte Apotheken in Gefahr“, folgerte Siemsen. Daher müssten Politiker und Bevölkerung überzeugt werden, dass gerade die Kranken und Schwachen die Leidtragenden würden, wenn Apotheken ihre Gemeinwohlpflichten nicht mehr wie gewohnt erfüllen würden. „Das wäre eine Abkehr vom Solidarprinzip“ sagte Siemsen. 

Außerdem würden die Krankenkassen übersehen, dass die Rabattverträge auf einheitlichen Preisen aufbauen. Doch die Folgen gingen weit über die Arzneimittelversorgung hinaus. „Es stehen alle nationalen Systeme der staatlichen Daseinsvorsorge vor dem Aus, wenn es der deutschen Politik nicht gelingt, die neoliberale EU-Krake wieder in ihre Schranken zu verweisen, so wies es die EU-Verträge mit dem Subsidiaritätsprinzip ja auch vertraglich bestimmen“, erklärte Siemsen. 

Siemsen erklärt seinen Verzicht auf das ABDA-Präsidentenamt

Zugleich appellierte er an die Apotheker, die ABDA-Kampagne zum Rx-Versandverbot zu unterstützen. Alle Apotheker sollten kämpfen und individuelle Briefe über ihre Ängste und Nöte an Politiker auf allen Ebenen schreiben. Auch gegenüber Kunden und Patienten und in sozialen Netzwerken sollten sie die Gefahren aufzeigen und die Zusammenhänge erklären.

Nur kurz ging Siemsen auf seine zurückgezogene Kandidatur für das Amt des ABDA-Präsidenten ein. Seit geraumer Zeit entferne sich die aktuelle Ausübung und Wahrnehmung des Amtes von seinen Vorstellungen, erklärte Siemsen, doch nach dem EuGH-Urteil habe er auf die Kandidatur verzichtet. Denn jede Energie und Zeit werde jetzt im Abwehrkampf gegen diesen Angriff auf das Apothekenwesen benötigt.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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