Schäden für Mensch und Umwelt

Grüne kritisieren Regierung wegen Mikroplastik in Kosmetika

Stuttgart - 03.01.2017, 11:20 Uhr

Mikroplastik kommt immer noch in vielen Kosmetika vor. (Foto: Stephan Glinka / BUND)

Mikroplastik kommt immer noch in vielen Kosmetika vor. (Foto: Stephan Glinka / BUND)


Kleine Plastikpartikel und flüssiger Kunststoff ist in vielen Kosmetika enthalten. Aufgrund von Gefahren für die Lebewesen und Umwelt kritisieren Grünen-Politiker die Bundesregierung, dass sie endlich aktiv werden müsse. Statt Selbstverpflichtungen brauche es ein Verbot – wie beispielsweise in den USA.

Plastikteile von weniger als 5 Millimeter Größe werden „Mikroplastik“ genannt. Sie entstehen beispielsweise durch den Zerfall größerer Plastikteile, werden teils aber auch direkt hergestellt – beispielsweise für Peelings oder andere Kosmetikprodukte. Da Kläranlagen sie nur unzureichend zurückhalten können, reichen sie sich in Gewässern an und werden zu einem zunehmenden Umweltproblem: Fische oder andere Meeresbewohner verwechseln sie beispielsweise mit Nahrung, sodass die oft mit Schadstoffen belasteten Plastikteile in die Nahrungskette gelangen.

„Mikroplastik hat in Kosmetik nichts zu suchen“, erklärt die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, Nicole Maisch. Mit ihrer Fraktion hat sie in einer Kleinen Anfrage die Bundesregierung um eine Stellungnahme gebeten, wie sie gedenkt, mit dem Problem umzugehen – und ist mit der nun veröffentlichten Antwort sichtlich unzufrieden. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums hatte erklärt, dass die Industrie im „Kosmetikdialog“ mit der Bundesregierung einen freiwilligen Ausstieg bis 2020 vereinbart habe.

Sogar mehr Kosmetika mit Mikroplastik?

„Statt auf unwirksame Selbstverpflichtungen zu bauen, brauchen wir ein vollständiges Verbot von Mikroplastik in Kosmetika“, fordert Maisch. „Die Bundesregierung muss endlich aktiv werden.“ Während die Bundesregierung schreibt, die Menge an festen Kunststoffpartikeln in Peelings oder anderen „abzuspülenden“ Produkten habe sich zwischen 2012 und 2015 um 70 Prozent reduziert, ist nach einer Analyse des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Anzahl an Körperpflegeprodukten mit Mikroplastik in den letzten beiden Jahren sogar gestiegen. Dies zeige, dass die freiwillige Selbstverpflichtung nicht wirkt, kritisiert Maisch.

Dass auch in Lippenstiften, Sonnencreme oder Mascara Mikroplastik stecke, sei den meisten Verbrauchern nicht bewusst, erklärt die Politikerin. „Hier müssen Aufklärung und Transparenz verbessert werden“, betont Maisch. „Die Naturkosmetikbranche zeigt seit Jahrzehnten, dass man wunderbar Produkte herstellen kann, ohne Umwelt und Gewässer zu zerstören.“ 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.