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Kammerversammlung Westfalen-Lippe
„Versandapotheken sind so mächtig wie 700 Apotheken“
Aus Sicht der Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), Gabriele Regina Overwiening, machen sich die Versandapotheken gegenüber der Politik kleiner als sie eigentlich sind. Die Versender vereinten den Umsatz von 700 Apotheken auf sich, erklärte sie am heutigen Mittwoch bei der Kammerversammlung in Münster. Overwiening ist jedoch weiterhin optimistisch, dass sich ein Verbot des Rx-Versandhandels durchsetzen lässt, und appellierte an ihre Kollegen weiter dafür zu kämpfen.
Die Versandapotheken führen die Politik laut Overwiening an der Nase herum. Mit dauerhafter Provokation in Form von vielen kleinen Nadelstichen versuchten sie Politik und Gesellschaft zu Veränderungen im Gesundheitswesen zu bewegen, mit dem ultimativen Ziel, das Fremdbesitzverbot aufzuheben.
DocMorris beziehungsweise der Arzneimittelversand aus dem Ausland waren das Hauptthema der Eröffnungsrede von Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der AKWL, bei der Frühjahrssitzung der Kammerversammlung in Münster. Sie verwendete bei ihrer mit viel Beifall bedachten Eröffnungsrede für das EuGH-Urteil die Metapher eines Sturms, der heftige Schäden am Dach der Präsenzapotheken verursachen könnte, wenn die Politik nicht tätig wird.
Ihrer Meinung nach verniedlicht die Politik den Anteil des Versandhandels am Gesamtmarkt. So zeichneten die Versender gerne selbst gegenüber der Politik das Bild vom kleinen unbedeutenden Zwerg, vom David. Die Apothekerschaft, als Goliath verwehre den „unbedeutenden“ Versendern den Zugang zum deutschen Gesundheitsmarkt. Und das ist in Overwienings Augen nicht richtig. Denn: Nimmt man Rx- und Großhandelsumsatz zusammen, entspricht das dem Umsatz von 700 Apotheken. Das sei nicht klein, so die Präsidentin. „Das sind 700 Apotheken, die in Deutschland Steuern zahlen, Arbeitsplätze schaffen und die Versorgung sichern könnten.“
Overwiening fordert selbstbewusstes Auftreten der Apotheker
Die ausländischen Versender hätten Zeit und Geld, die Politik zu bearbeiten. Vor allem träten sie aber mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein auf, allen voran DocMorris-Vorstandsmitglied Max Müller, so Overwiening. Und genau so ein selbstbewusstes Auftreten fordert die Präsidentin von ihren Kollegen. Vielleicht sei man tatsächlich der David, auf jeden Fall müsse man aber auftreten wie ein Goliath. „Wir sind groß!“ Sie appellierte an die Kollegen, die Leistungen der Apotheke vor Ort nach außen zu tragen und – weiterhin – das Gespräch mit der Politik zu suchen. Es herrsche diesbezüglich großes Unwissen, das stelle sie in Gesprächen immer wieder fest. „Wir Apotheker müssen uns unserer Qualität bewusst sein,“ so Overwiening.
Overwiening schwört Apotheker ein
Sie sprach sich auch dafür aus, die Energie vor allem darauf zu verwenden, das Verbot des Rx-Versandes durchzusetzen. In ihren Augen ist das der einzige Weg, die „Sturmschäden“ am Dach der Apotheken abzuwenden. Sie dankte den Apothekern für ihr bisheriges Engagement, appellierte aber auch an sie, nicht müde zu werden, diese Forderung immer weiter zu wiederholen. Denn tragfähige Alternativen gebe es nicht. „Der Plan der SPD ist keine Möglichkeit, sondern der Untergang“, so Overwiening. Sie sei weiterhin optimistisch, dass das Verbot kommen wird.
Overwiening kritisierte in diesem Zusammenhang auch noch, dass bei allen Berechnungen der Auswirkungen möglicher Boni seit einigen Jahren immer die durchschnittliche Apotheke mit einem Umsatz von 2,22 Millionen statt der typischen Apotheke herangezogen worden sei. Über 60 Prozent der Apotheken lägen nämlich mit ihren Umsätzen unter dem durchschnittlichen Umsatz. Wenige starke Apotheken verzerrten das Bild, so die Präsidentin. Die Mehrheit habe also nicht das Polster um „Sturmschäden“ zu beheben.
Die Kammerversammlung stimmte außerdem über eine Resolution an die neu zu bildende Landesregierung ab, die unter anderem den Auftrag enthält, den Kurs der bisherigen Landesregierung weiter zu verfolgen und das Rx-Versandverbot von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu unterstützen. Die große Mehrheit der Delegierten stimmte für die Resolution.
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