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In den letzten Monaten haben sich einige EU-Mitgliedstaaten als Bewerber um den zukünftigen EMA-Standort zurückgezogen, doch Deutschland hat immer noch viel Konkurrenz: Beim Rat der Europäischen Union sind insgesamt 19 Bewerbungen eingegangen. Um die Europäische Bankenaufsicht bewerben sich nur 8 Nationen.
Aufgrund des geplanten Ausstiegs Großbritanniens aus der
Europäischen Union müssen die Europäische Arzneimittelagentur EMA und die
Bankenaufsicht EBA innerhalb der nächsten zwei Jahre eine neue Heimat finden. Nachdem
sich im Juni die EU-Staatschefs auf ein Auswahlverfahren geeinigt hatten, war
am gestrigen Montag Bewerbungsschluss. Wie der Europäische Rat nun bekannt gab,
bewerben sich 19 der zukünftig 27 EU-Mitgliedstaaten um den zukünftigen Sitz
der EMA.
14 Staaten bewerben sich mit ihren Hauptstädten – darunter sind Amsterdam, Athen, Brüssel, Dublin, Helsinki oder Wien. Fünf Mitgliedsländer haben – wie Deutschland – andere Städte ins Rennen geschickt – wie Frankreich mit Lille, Italien mit Mailand oder Spanien mit Barcelona. Das Bundesgesundheitsministerium hatte kürzlich eine Webseite für die Bewerbung Bonns online gestellt und mit der ehemaligen Hauptstadt als starkem Pharmastandort und Sitz des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geworben.
„Die Europäische Arzneimittelagentur zieht auf den Kontinent, zu einem Standort im Herzen der EU“, heißt es in einem Video optimistisch. „Dieser Ort ist Bonn.“ Die Kampagne wirbt mit einer guten Verkehrsanbindung und internationalen Kindergärten für die bislang rund 900 Mitarbeiter.
„Wir, die deutsche Regierung, sind überzeugt, dass innerhalb Europas Bonn der Europäischen Arzneimittelagentur die besten Bedingungen als neue Heimat bietet“, erklärt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Bonn habe mit der Universität Bonn, der Uniklinik und anderen Forschungsinstituten gute Ressourcen in allen Humanwissenschaften, erklärt BfArM-Chef Karl Broich. Wenn es nach den Vorstellungen der Bundesregierung geht, soll die EMA in die Nachbarschaft seiner Behörde ziehen, Skizzen für ein neu zu errichtendes Gebäude wurden bereits erstellt.
Abstimmung wie beim Eurovision Song Contest
Zwar hatten EMA-Chef Guido Rasi wie auch europäische Pharmaverbände auf eine schnelle Umzugsentscheidung gehofft, um die Arzneimittelversorgung in Europa durch Verzögerungen und Reibungsverluste nicht zu gefährden, doch will der EU-Ministerrat erst im November den neuen Standort beschließen. Zur Vorauswahl sollen Experten der EU-Kommission die Standortvorschläge nach sechs Kriterien einschätzen – wie etwa die bisherige Zahl von EU-Behörden in den jeweiligen Mitgliedstaaten, die Verkehrsinfrastruktur oder die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter.
Mit dem Umzug der EMA versprechen sich die Bewerberländer neben einer Stärkung des Pharmastandorts auch deutliche Mehreinnahmen – so allein zehntausende Hotelübernachtungen pro Jahr. Nach österreichischen Schätzungen soll durch einen Umzug nach Wien das dortige Bruttoinlandsprodukt innerhalb von fünf Jahren um mehr als 1 Milliarde Euro wachsen.
Während noch viele Unklarheiten bleiben, sind zwei Fragen klar: Einerseits scheidet Straßburg als neuer Standort aus – mehrere EU-Abgeordnete hatten die Stadt favorisiert, um Frankreich im Gegenzug zu einer Verlagerung des EU-Parlaments nach Brüssel zu bewegen. Ausgeschlossen ist nach den vereinbarten Verfahrensregeln auch, dass ein Mitgliedstaat sowohl die EMA als auch die EBA zugesprochen bekommt. Hier buhlt Frankfurt mit nur sieben Mitbewerbern – darunter Prag und Luxemburg. Belgien, Irland, Österreich und Polen haben sich mit ihren Hauptstädten sogar für beide Standorte beworben.
Die komplette Liste der Bewerber-Städte
Um den zukünftigen Sitz der EMA bewerben sich die folgenden Städte:
- Amsterdam (Niederlande)
- Athen (Griechenland)
- Barcelona (Spanien)
- Bonn (Deutschland)
- Bratislava (Slowakei)
- Brüssel (Belgien)
- Bukarest (Rumänien)
- Dublin (Irland)
- Helsinki (Finnland)
- Kopenhagen (Dänemark)
- Lille (Frankreich)
- Mailand (Italien)
- Malta (Malta)
- Porto (Portugal)
- Sofia (Bulgarien)
- Stockholm (Sweden)
- Warschau (Polen)
- Wien (Österreich)
- Zagreb (Kroatien)
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