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Notfallbevorratung
Große Probleme mit Diphtherie-Antitoxin in Deutschland
Schon seit Jahren sieht es schlecht aus mit der Bevorratung des Diphtherie-Antitoxins. Nach Recherchen von DAZ.online hat sich die Lage zugespitzt: Da kein zugelassenes Arzneimittel verfügbar ist, müssen bedenkliche Präparate aus Russland oder Indien importiert werden. Die Haftung liegt im Regelfall bei Apothekern und Ärzten.
Die Diphtherie ist durch flächendeckende Impfungen in Deutschland weitgehend im Griff, es gibt jedes Jahr nur wenige Infektionen. Doch die Zahlen steigen: Während in den zehn Jahren 2002 bis 2011 insgesamt nur 21 Fälle in der Datenbank des Robert-Koch-Instituts verzeichnet sind, waren es in den vergangen fünf Jahren 2012 bis 2016 insgesamt 45 Diphtheriefälle in Deutschland. Für Patienten, bei denen es zu schweren Symptomen kommt, ist die gesetzlich vorgeschrieben Notfallbevorratung mit dem Dipththerie-Antitoxin teils überlebenswichtig, das die Sterblichkeit erheblich reduzieren kann.
Doch weltweit gibt es seit vielen Jahren Probleme bei der Beschaffung des Arzneimittels. Nach einem WHO-Bericht vom Februar ist die Zahl der mit Diphtherie infizierten Patienten von 100.000 pro Jahr auf rund 5000 pro Jahr zurückgegangen – doch die WHO äußert auch ihre „Besorgnis über die berichteten Engpässe“ beim Diphtherie-Antitoxin. So ist beispielsweise ein Fall aus Spanien bekannt, wo ein an Diphtherie erkrankter 6-jähriger Junge drei Tage nur mit Anitbiotika behandelt werden konnte, da das Antitoxin nicht zur Verfügung stand.
Der Wirkstoff wird von der WHO auf der Liste der essenziellen Arzneimittel aufgeführt. Bei einer Befragung im vergangenen Jahr durch die WHO haben jedoch nur drei Hersteller angegeben, das Antitoxin verfügbar zu haben: Ein Staatsbetrieb sowie ein privates Unternehmen in Indien, sowie ein Staatsbetrieb in Russland, der zum Gesundheitsministerium gehört. In Indonesien stellt außerdem ein Impf-Hersteller und in Brasilien das angesehene Forschungsinstitut „Instituto Butantan“ das Antitoxin her, doch beide nur für den nationalen Markt. Inwiefern vier weitere Hersteller in Bulgarien, Japan, Kroatien und Schweden das früher von den Behringwerken hergestellte Arzneimittel liefern können, blieb unklar.
Ein erhebliches Problem gibt es bei allen Produkten, wie DAZ.online auf Nachfrage beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) und bei mehreren Landesministerien erfährt. „In der EU sind derzeit keine zugelassenen Arzneimittel mit Diphtherie-Antitoxin erhältlich“, erklärt ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Die Neubeschaffung gestalte sich „schwierig“.
1 Kommentar
Haftung bei uns - und nun?
von Sven Larisch am 14.08.2017 um 9:26 Uhr
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