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Europa, deine Apotheken (Irland)
Apotheken in der Finanzkrise und ein Nicht-Abgabe-Honorar
Finanzkrise macht Irland zum Bittsteller
Nach 2007 wurden die gesamte Branche und der Rest der irischen Wirtschaft durch die Finanzkrise erschüttert. Wie schwer die Krise Irland traf, zeigt ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP): Lag das reale BIP-Wachstum 2006 noch bei ca. 170 Milliarden Euro pro Jahr, sackte der Wert bis zum Jahr 2009 auf etwas mehr als 25 Milliarden Euro ab (s. Grafik 1). Zwischen 2007 und 2012 steigerte sich die Arbeitslosenquote im Land von etwa sechs auf knapp 15 Prozent (s. Grafik 2). Laut Apothekerverband haben zwischen 2008 und 2012 etwa 46.000 Menschen im Retail- und Großhandelssektor ihren Job verloren.
Angetrieben von der EU setzte die damalige irische Regierung zahlreiche Sparmaßnahmen durch. 2009 verabschiedete das Parlament den sogenannten „Public Interest Act“, der es den einzelnen Ministerien unter anderem ermöglichte, per Verordnung die Vergütungen in ihren jeweiligen Berufsgruppen zu senken. Auch die Apotheker bekommen seitdem weniger Geld: Durch eine Absenkung des Abgabe-Fixhonorars und der prozentualen Marge, die pro Packung gezahlt wird, verdonnerte der Staat die Apotheker laut irischem Apothekerverband zu Einsparungen von 456 Millionen Euro pro Jahr.
Genauer gesagt führte das Gesundheitsministerium eine komplett neue Vergütung für Apotheker ein. Vor der Finanzkrise erhielten die Apotheker pro abgegebener Packung eine prozentuale Marge von 50 Prozent des Abgabepreises. Seit 2009 gibt es in Irland nun ein Fixhonorar, das je nach Anzahl der pro Apotheke dispensierten Packungen sinkt: Für die ersten 1667 Packungen erhalten die Apotheker 5,00 Euro, für die nächsten 833 Packungen 4,50 Euro und für alle darüber hinaus dispensierten Medikamente 3,50 Euro pro Packung. Zusätzlich wurde die Prozent-Marge von 50 auf 20 Prozent abgesenkt. Die Großhandelsmarge wurde von 17,66 Prozent auf zehn Prozent heruntergenommen. 2011 gab es dann ein weiteres Sparpaket, mit der Margen noch weiter zurückgefahren wurden.
In den ersten Wochen der Sparmaßnahmen spielten sich teilweise chaotische Szenen im irischen Gesundheitssystem ab. Mehrere hundert irische Apotheker schlossen im August 2009 im Rahmen eines Streiks ihre Pforten. Die Krankenversicherung zog vor Gericht und erwirkte im Eilverfahren Streik-Verbote gegen 35 Apotheken. Die Apothekenkette Boots kritisierte die Apotheker seinerzeit für ihre Aktion und versorgte weiter.
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