Landversorgung

DocMorris will Heimat stiften

Berlin - 06.10.2017, 17:35 Uhr

Landversorgung nur mit DocMorris und Apothekern gemeinsam: DocMorris-Vorstandsmitglied Max Müller will digitale Lösungen dort etbalieren, wo es keine Apotheken mehr gibt. (Foto: diz)

Landversorgung nur mit DocMorris und Apothekern gemeinsam: DocMorris-Vorstandsmitglied Max Müller will digitale Lösungen dort etbalieren, wo es keine Apotheken mehr gibt. (Foto: diz)


Müller: Die Apotheker-Funktionäre hatten keinen Bock

Für den Apothekenmarkt kommt DocMorris daher zu dem folgenden Lösungsvorschlag. „Dort, wo es funktionierende Apothekenstrukturen gibt, sollen diese auch bewahrt werden. Aber in Gegenden, wo es keine Apotheken mehr gibt, da müssen neue Lösungen her.“ Denn genau in diese Regionen gehe „keiner mehr hin“, so Müller. Als konkretes Beispiel für ein solches ergänzendes Angebot auf dem Land nannte Müller den Arzneimittelautomaten in Hüffenhardt. Müller erklärte kurz die Apotheken-Geschichte des baden-württembergischen Örtchens. Nach der Schließung der einzigen Apotheke habe es einen Dialog mit den Apotheker-Funktionären gegeben, die hätten aber alle gesagt: „Wir haben keinen Bock, das lohnt sich nicht.“

Aus DocMorris-Sicht ist Hüffenhardt aber ein typisches Beispiel einer Gemeinde, die trotz Strukturproblemen noch eine Zukunft hat. Müller erklärte, dass es in dem Ort noch eine Schule und einen Kindergarten gebe. „Es gibt also durchaus nachfolgende Generationen in Hüffenhardt“. Deswegen habe sich DocMorris dazu entschieden, „Mensch und Maschine“ zusammenzubringen.

Kritik an Gröhe und Apotheker-Funktionären

Nach der Vorstellung der Funktionsweisen des Automaten (inklusive Rezept-Abgabe und Video-Beratung) vergaß Müller allerdings einen sehr wichtigen Aspekt beim Thema „Hüffenhardt“: Dass es inzwischen mehrere Gerichtsbeschlüsse gibt, die DocMorris zumindest vorläufig untersagen, in der ehemaligen Apotheke über einen Automaten Medikamente abzugeben – ganz egal, ob sie rezeptpflichtig sind oder nicht. 

Vielmehr lenkte der DocMorris-Vorstand die Hüffenhardt-Debatte auf den Protest der Apothekerschaft. Nach einem kurzen Schlenker zum Apothekenbus von DocMorris, den die Apotheker ebenfalls abgelehnt hätten, sagte er: „Der Bus ist doof, die digitale Apotheke ist doof, und auch der Versandhandel gehört verboten. Nur die Rezeptbüchse im Ort, die ist gut und soll die Probleme lösen“, erklärte Müller. Aus Sicht des DocMorris-Vorstandes ist die Argumentation der Apotheker auch mit Blick auf die Botendienste nicht stichhaltig: „Ich möchte jetzt nicht in die Tiefen des Apothekenrechts einsteigen, aber die Differenz zwischen dem Versandhandel und den Botendiensten erschließt sich mir nicht immer.“

Die Hoffnung hat Max Müller aber noch nicht aufgegeben, er setze weiterhin auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Apothekern. Denn: „Apotheker können so viel mehr, sie dürfen es aber nicht, weil man glaubt, dass einem etwas weggenommen wird.“ Unter dem Begriff „Apotheke 4.0“ stellt sich DocMorris eine kooperative Versorgungsstruktur von Apothekern und dem Versandhandel vor. Für ein solches Projekt brauche es nur „ein paar mutige Leute“ und eine digitale Idee, die man zusammenlegen müsse. „Rundumbetreuung und -versorgung des Patienten, unabhängig vom Bezugskanal der Arzneimittel“, war auf einer Folie zu lesen, die im Hintergrund gezeigt wurde. Beteiligt an der Arzneimittelversorgung sind demnach die Versandapotheke, die „mobile Apotheke“, die „Tele-Apotheke“, weitere Services (wie etwa die digitale Rezeptsammelstelle) – und die Vor-Ort-Apotheke.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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