Mohren-Apotheken

„Sie denken dabei nicht an Rassismus, weil sie es können …“

Stuttgart - 12.02.2018, 16:40 Uhr

Nicht alle Mohren-Apotheken kombinieren ihren Namen auch mit einem entsprechendem Symbol. (Foto: Hanke / Imago)

Nicht alle Mohren-Apotheken kombinieren ihren Namen auch mit einem entsprechendem Symbol. (Foto: Hanke / Imago)


„Anzahl und der Ton der Kommentare sind entlarvend“

Viele Stimmen wurden gehört – wie steht die Kommunale Ausländervertretung von Frankfurt am Main mittlerweile zu ihrem Antrag? Gegenüber DAZ.online bekräftigen die Antragstellerin Virginia Wangare Greiner und der Vorsitzende Jumas Medoff in einer schriftlichen Stellungnahme, wie richtig es war, den Antrag zu stellen.

Das zeigten vor allem die Kommentare in den Medien und die E-Mails die die Ausländervertretung erreichten: „Die Reaktionen sind keineswegs amüsant oder harmlos. Sie sind oft beleidigend, rassistisch oder böse.“ Als politisches Gremium lebe der Ausländerbeirat zwar von Diskussion und Meinungsvielfalt, jedoch sollte nicht das „Niveau des gegenseitigen Respekts“ verlassen werden.

Als „entlarvend“ bezeichnet die Ausländervertretung gegenüber DAZ.online nicht nur den Ton der Kommentare sondern auch die Zahl: „Eine solche Resonanz wäre doch nicht entstanden, wenn wir uns gegen die Namen ‚Aesculap‘ oder ‚Diamant-Apotheke‘ aussprechen würden.“

Viele Verfasser der E-Mails und Kommentare würden sich zudem richtig Mühe geben, ihr „gesamtes Vokabular an rassistischen Ausdrücken zu demonstrieren.“ Die Verfasser wüssten also sehr wohl, dass dieser Ausdruck verletzt und „wollen noch mehr verletzen.“ Die Ausländervertretung bleibt also nicht nur bei ihrer ursprünglichen Forderung, sie sieht sich sogar darin bestätigt.


Es war ein notwendiger Anstoß. In Berlin versucht man schon seit zehn Jahren, die Mohrenstraße umzubenennen. Die Vernunft und der Respekt gegenüber allen Menschen wird letztendlich siegen, davon sind wir überzeugt. Aber es ist beschämend, dass es immer wieder so lange dauern muss und dass es immer einen solchen Widerstand gibt.

Antragstellerin Virginia Wangare Greiner und Vorsitzender Jumas Medoff; KAV Frankfurt




Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Möhren Apotheke

von Wolf Wagner am 14.02.2018 um 23:34 Uhr

Die Rassismusdebatte wird vom KAV nicht seriös geführt. Anders als bei staatlichen Institutionen, drückt der Name einer Apotheke sicher nicht die politische Haltung des Inhabers aus. Auch haben Mohren Apotheken unter Rechtskonservativen nicht mehr Kundschaft als andere Apotheken. Zuguterletzt gibt es so viele Apotheken mit anderen Namen, das Betroffene ja wählen können. Bei Kasernen, die nach Wehrmachtsgenerälen benannt sind ist das anders. Was machen eigentlich alle diejenigen, die Mohr mit Nachnamen heißen? Wird man sie zur Namensänderung auffordern?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

es geht um Tradition

von norbert brand am 13.02.2018 um 8:01 Uhr

wenn ich als Europäer in einem muslimischen Land sage, daß mich das Schächten stört bzw die Tierquälerei verletzt, wie werden sich meine Gastgeber dann verhalten?? Richtig, die werden sagen, das ist bei uns halt so üblich. Also TOLERIERE das bitte. O.K.

Warum kann nicht auch eine KAV einer über 200 Jahre alten Tradition in ihrem neuen Heimatland, wie der Bezeichnung "Mohren-Apotheke", entsprechend TOLERIEREN? Geht nicht, statt dessen bohrt man immer tiefer, wie die aktuellen Reaktionen zeigen.

Beim Thema Kolonien sollten sich im übrigen unsere Afrikanischen Freunde mal fragen, ob es Ihnen heute in einer Kolonie vielleicht nicht doch besser ginge als in der "Freiheit" unter so durchgeknallten Despoten wie Mugabe, o.ä.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.