Mohren-Apotheken

„Sie denken dabei nicht an Rassismus, weil sie es können …“

Stuttgart - 12.02.2018, 16:40 Uhr

Nicht alle Mohren-Apotheken kombinieren ihren Namen auch mit einem entsprechendem Symbol. (Foto: Hanke / Imago)

Nicht alle Mohren-Apotheken kombinieren ihren Namen auch mit einem entsprechendem Symbol. (Foto: Hanke / Imago)


Kommunale Ausländervertretung bedankt sich bei Apotheke

DAZ.online wollte außerdem wissen, ob es inzwischen zum Dialog zwischen den beiden betroffenen Apotheken und der kommunalen Ausländervertretung gekommen ist. Denn den direkten Dialog vermisste Karin Schweizer, die Inhaberin der Mohren-Apotheke aus Alt-Eschersheim zunächst: „Ich habe von der Debatte über die Apothekenbezeichnungen vorwiegend aus der Presse erfahren. Bisher hat sich noch niemand von offizieller Seite an mich gewandt.“

„Zumindest versucht“ hätte der Ausländerbeirat die Kontaktaufnahme. Vor Wochen hätten sie beide Apotheken angeschrieben. Der Mohren-Apotheke sei in diesem Brief auch dafür gedankt worden, dass sie so schnell das höchst umstrittene Logo entfernt hat.

Gerne würde sich die kommunale Ausländervertretung mit den Apotheken-Inhabern an einen Tisch setzen und Wege besprechen, „die sowohl für die Apotheken als auch für dunkelhäutige Mitmenschen begehbar wären.“

Vergangenen Freitag berichtete auch die Frankfurter Rundschau über eine Pressemitteilung des Ausländerbeirats aus Frankfurt: Nachdem der integrationspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, Thomas Kirchner, den KAV-Antrag als „einfach bizarr“ bezeichnet und hinterfragt hatte, ob das Wort „Mohr“ tatsächlich rassistisch ist, habe die „Welle von Hasstiraden“ noch einmal zugenommen und sich auch in telefonischen Drohungen geäußert.

Kirchner habe als integrationspolitischer Sprecher seiner Fraktion seit der KAV-Wahl im November 2015 keiner Sitzung des Gremiums beigewohnt. „Kirchners Versuch, den Deutschafrikanern vorzuschreiben, wie man Rassismus zu empfinden hat, werde von der KAV als Beleidigung aufgefasst“, heißt es im Bericht der Frankfurter Rundschau.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Möhren Apotheke

von Wolf Wagner am 14.02.2018 um 23:34 Uhr

Die Rassismusdebatte wird vom KAV nicht seriös geführt. Anders als bei staatlichen Institutionen, drückt der Name einer Apotheke sicher nicht die politische Haltung des Inhabers aus. Auch haben Mohren Apotheken unter Rechtskonservativen nicht mehr Kundschaft als andere Apotheken. Zuguterletzt gibt es so viele Apotheken mit anderen Namen, das Betroffene ja wählen können. Bei Kasernen, die nach Wehrmachtsgenerälen benannt sind ist das anders. Was machen eigentlich alle diejenigen, die Mohr mit Nachnamen heißen? Wird man sie zur Namensänderung auffordern?

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es geht um Tradition

von norbert brand am 13.02.2018 um 8:01 Uhr

wenn ich als Europäer in einem muslimischen Land sage, daß mich das Schächten stört bzw die Tierquälerei verletzt, wie werden sich meine Gastgeber dann verhalten?? Richtig, die werden sagen, das ist bei uns halt so üblich. Also TOLERIERE das bitte. O.K.

Warum kann nicht auch eine KAV einer über 200 Jahre alten Tradition in ihrem neuen Heimatland, wie der Bezeichnung "Mohren-Apotheke", entsprechend TOLERIEREN? Geht nicht, statt dessen bohrt man immer tiefer, wie die aktuellen Reaktionen zeigen.

Beim Thema Kolonien sollten sich im übrigen unsere Afrikanischen Freunde mal fragen, ob es Ihnen heute in einer Kolonie vielleicht nicht doch besser ginge als in der "Freiheit" unter so durchgeknallten Despoten wie Mugabe, o.ä.

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