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Marihuana-Freigabe
Bundestag debattiert über Cannabis-Verbot
Nachdem in der Vergangenheit mehrere Anträge zur Freigabe von Cannabis gescheitert sind, stand die Hanfpflanze am vergangenen Donnerstag erneut auf der Sitzungsagenda des Bundestags. FDP, Grüne und Linke haben dazu jeweils Anträge eingebracht. Die SPD zeigte sich gegenüber einer kontrollierten Abgabe grundsätzlich offen, während Union und AfD klar ablehnend reagierten. Die Anträge der drei Oppositionsfraktionen wurden in die Ausschüsse verwiesen.
Am gestrigen Donnerstagabend diskutierte der Bundestag über die drei Anträge der Oppositionsfraktionen FDP, Linke und Grüne, in denen neue Wege im rechtlichen Umgang mit Cannabis vorgeschlagen werden. Während sich die SPD grundsätzlich offen zeigte, in der Drogenpolitik neue Wege zu gehen, erhielten die Vorschläge von heftigen Gegenwind von Union und AfD.
Alle drei Vorlagen wurden nach einer ersten Debatte zur weiteren Beratung in die Ausschüsse überwiesen. Die Liberalen, Linken und Grünen sind sich einig, dass die bisherige Verbotspolitik gescheitert ist. Wie eine mögliche Cannabis-Freigabe aussehen könnte, dazu haben die drei Fraktionen allerdings unterschiedliche Vorstellungen.
FDP: wissenschaftliche Cannabis-Modellprojekte
Die FDP-Bundestagsfraktion schlägt in ihrem Antrag vor, wissenschaftlich begleitete Modellprojekte zu ermöglichen. Wieland Schinnenburg, der drogenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, stellte in seiner Rede auf der Bundestagssitzung klar heraus, dass es den Liberalen in ihrem Antrag nicht um eine generelle Legalisierung ginge, bei der Cannabis im Supermarktregal erhältlich sei. „Wir wollen, dass Cannabis in Apotheken oder lizenzierten Geschäften abgegeben wird", erklärte Schinnenburg.
Neue Wege in der Suchtprävention sollen nach Auffassung der Liberalen auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen, die aus Modellprojekten gewonnen und ausgewertet werden sollen. Die FDP-Bundestagsfraktion erhofft sich von den möglichen Modellprojekten zudem erhebliche Steuereinnahmen, die in Suchtprävention und Aufklärung investiert werden könnten.
Grüne: Konsum durch Cannabiskontrollgesetz regeln
Für die Grünen-Bundestagsfraktion sind die „Testballons“ der FDP in Form von Modellprojekten noch keine nachhaltige Lösung. Sie schlagen vor, Cannabis aus den strafrechtlichen Regelungen des Betäubungsmittelgesetzes herauszunehmen. Als Lösungsvorschlag für den rechtlichen Umgang mit Cannabis haben die Grünen ein umfangreich ausgearbeitetes Cannabiskontrollgesetz entworfen.
Die drogenpolitische Sprecherin der Grünen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, erklärte im Vorfeld der Bundestagsdebatte gegenüber DAZ.online: „Wir legen damit ein umfassendes Regulierungsmodell für Handel, Verkauf und Besitz von Cannabis vor. Die FDP fordert in einem Schmalspurantrag lediglich Modellprojekte. Das bringt den meisten der 3,1 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten gar nichts. Das grüne Gesetz verbessert den Gesundheitsschutz durch Qualitätsstandards und Deklaration der Wirkstoffe. Es sorgt für echten Jugendschutz durch Alterskontrollen. Auf dem Schwarzmarkt fragt niemand nach dem Ausweis und dieser Schwarzmarkt würde durch einzelne Modellprojekte nicht versiegen. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD würde auch für die Drogenpolitik vier weitere Jahre Stillstand bedeuten."
Linke: 15 Gramm Cannabis sollen straffrei sein
Auch die Linksfraktion arbeitet gemäß der Auskunft des drogenpolitischen Sprechers der
Linken, Niema Movassat, derzeit an einem Gesetzesentwurf. Für die Bundestagsdebatte hat die Linksfraktion zunächst
einen Antrag eingereicht, der eine bundeseinheitliche Straffreiheit für den Besitz
geringfügiger Cannabismengen vorsieht. Konkret heißt es in dem Antrag, dass der
Besitz von bis zu 15 Gramm Cannabis oder drei Hanfpflanzen zum Eigenbedarf von
der Straffverfolgung ausgenommen sein sollten. Darüber hinaus wird in dem Antrag gefordert, die Möglichkeit einer kontrollierten Hanf-Abgabe über Cannabis-Clubs zu prüfen.
Niema Mossavat arbeitete in seinem Wortbeitrag am Donnerstag klar heraus, dass die Verhältnismäßigkeit der Strafverfolgung bei Cannabis in eine Schieflage geraten sei. „Polizei und Justiz haben
wichtigeres zu tun als ein paar Cannabis-Konsumenten zu verfolgen", erklärte der
Linken-Abgeordnete. Zudem sei bisher kein einziger Todesfall durch Cannabis in der Bundesrepublik bekannt.
Ablehnende Haltung der Union
Die Union war von den Ideen der drei Oppositionsparteien überhaupt nicht überzeugt. Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger bezog sich in der Diskussion selektiv auf die negativen Ergebnisse einer umfangreichen Literaturauswertung (CaPRiS Studie), welche das Bundesgesundheitsministerium vor kurzem veröffentlicht hatte. Dabei wies er vor allem auf die psychischen Auswirkungen der Droge, insbesondere auf die Kognition hin. „Intensiver Cannabiskonsum macht einfach dumm", fasste Pilsinger seine Einschätzung zusammen. Auch die Unions-Abgeordneten Alexander Kraus und Rudolf Henke stimmten des Ausführungen Pilsingers in ihren Wortbeiträgen zu.
AfD: „Öffnen Sie nicht Pandoras Büchse"
Für den gesundheitspolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Dr. Axel Gehrke, wären jegliche Lockerungen der Cannabisprohibition für den Gesundheitsschutz kontraproduktiv. „Öffnen Sie nicht Pandoras Büchse", warnte Gehrke. Den wissenschaftlichen Argumentationen der vorgetragenen Anträge entgegnete er: „Lassen Sie sich nicht durch beweisende Studien beirren."
Aus seiner Sicht sei Cannabis nach wie vor gesundheitsschädlich. Daran würden auch strenge Regulierungen im Rahmen einer kontrollierten Abgabe nichts ändern. Die Frage des FDP-Abgeordneten Dr. Lukas Köhler, ob es seiner Meinung nach nicht konsequent wäre, auch Alkohol und Tabak zu verbieten, bejahte Gehrke. „Und wir haben auch keinen Grund, eine dritte Droge zuzulassen", bekräftigte der AfD-Abgeordnete.
SPD zeigte sich offen für kontrollierte Cannabis-Abgabe
Die Haltung der SDP-Bundestagsfraktion war bisher noch unklar. Am vergangenen Donnerstagabend zeigte sich die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, grundsätzlich offen für kontrollierte Modellprojekte. Aus ihrer Sicht führe eine kontrollierte Freigabe zur Zurückdrängung des
Schwarzmarktes und einer Entkriminalisierung von Konsumenten. Eine kontrollierte Cannabis-Abgabe könnte ihrer Meinung nach Gesundheitsrisiken durch verunreinigte Schwarzmarktprodukte reduzieren und zu einem effektiven Jugendschutz beitragen.
Die SPD-Genossen auf Landesebene in Berlin hatten sich mehreren Medienberichten zufolge ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt. So erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Thomas Isenberg gegenüber der Berliner Zeitung: „Wenn Cannabis kontrolliert in Apotheken oder an Verkaufsstellen abgegeben würde, wüssten die Menschen beispielsweise, was enthalten sei. Bei einem kontrollierten Verkauf sei auch eine Beratung möglich."
8 Kommentare
Ist mir egal dass der Artikel 1 Jahr alt ist
von Irgend Jemand am 19.03.2019 um 12:43 Uhr
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1000 Tote/Woche
von Stevan Menicanin am 27.02.2018 um 8:59 Uhr
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AW: 1000 Tote/Woche
von hexenluder72 am 01.03.2018 um 12:08 Uhr
Apotheker
von Mike Brenner am 24.02.2018 um 17:10 Uhr
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Kiffen wozu ?
von wer braucht das am 24.02.2018 um 15:03 Uhr
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AW: Kiffen wozu
von Joe am 12.06.2018 um 17:23 Uhr
Bundestag debattiert über Cannabisfreigabe
von Cannabis ist harmlos am 23.02.2018 um 16:56 Uhr
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AW: Bundestag debattiert über
von Sidney am 23.02.2018 um 22:29 Uhr
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