- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Gibt es bei ...
„hart aber fair“
Gibt es bei Grippeimpfstoffen eine Zwei-Klassen-Medizin?
Grippeschutzimpfung kein Beispiel für Zwei-Klassen-Medizin
Wahrscheinlich auch deswegen kommt auch Gerd Glaeske zu dem Schluss, dass die Grippeschutzimpfung „kein gutes Beispiel für die Zwei-Klassen Medizin“ sei. Und: „Die Grippeimpfung ist deswegen so ein schwieriges Beispiel, weil der Nutzen der Grippeimpfung per se relativ schlecht ist – und sich weniger als 50 Prozent impfen lassen“.
Aber stimmt das auch? Die Impfraten bei der Grippeschutzimpfung sind in der Tat nicht gut. Anstelle der von der WHO angestrebten und von einer Empfehlung des Europäischen Rats aufgegriffenen 75 Prozent Durchimpfung bei älteren Menschen (bis 2010!), liegt die Impfquote bei den Bundesbürgern gerade einmal bei 34,8 Prozent (aktuellste Daten: Influenzasaison 2016/17). Umso unverständlicher ist es, dass sich so viele Menschen über die Grippeimpfung aufregen. Denn wenn man sich gar nicht impfen lässt, wirkt weder die dreifache noch die vierfache Influenzaimpfung.
GKV setzt hohe Maßstäbe an Wirksamkeit von Arzneimitteln
Dass GKV-Patienten schlechter medizinisch versorgt sind, bestreitet auch Dr. Andreas Gassen vehement. Gassen ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumatologie und Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Wir legen bei gesetzlich Versicherten besonders hohe Maßstäbe an die Wirksamkeit von Arzneimitteln.“ Was Gassen meint: Bevor ein Arzneimittel oder eine Behandlung erstattungsfähig für die Krankenkassen wird und somit in die GKV-Versorgung einfließen kann, bedarf es eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).
Doch die Diskussion rund um den Dreichfach- und Vierfachimpfstoff bei Influenza dürfte ohnehin bald ausgestanden sein. Mittlerweile hat die STIKO sich explizit für eine Vierfach-Grippe als Standard-Impfung ausgesprochen. Glaeske ist überzeugt: „Der G-BA wird alles darin setzten, dass dieser künftig auch für Kassenpatienten bezahlt wird“.
Ohnehin findet Glaeske Privatpatient zu sein, sei nicht zwingend ein Vorteil: „Privatpatienten sind Testpatienten für GKV-Patienten, Sie erinnern sich an Vioxx?“, fragt er in die Runde. Zur Erklärung: Damals dachten die Ärzte, sie täten ihren Patienten mit dem selektiven COX-2-Hemmer etwas Gutes. Verordnet hatten sie es laut Glaeske aufgrund des hohen Arzneimittelpreises vor allem Privatpatienten. 2004 wurde Rofecoxib wegen einer erhöhten Rate an Schlaganfällen und Myokardinfarkten wieder vom Markt genommen.
Und der Minister? Jens Spahn entzog sich zumindest bei den Grippeimpfstoffen der Debatte.
2 Kommentare
Glaeske
von Alexander Zeitler am 21.03.2018 um 1:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Immer wieder der sog. Experte Glaeske
von Ratatosk am 20.03.2018 um 18:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.