Arzneimitteltherapiesicherheit

Nebenwirkungen sind häufige Ursache für Notaufnahmen

Stuttgart - 16.04.2018, 09:05 Uhr

Häufiger Grund für „Besuche“ in der Notaufnahme: UAW. (Foto: schulzfoto / stock.adobe.com)

Häufiger Grund für „Besuche“ in der Notaufnahme: UAW. (Foto: schulzfoto / stock.adobe.com)


UAW schwierig zu erkennen, Bewusstsein muss geschärft werden

Nicht bei jedem Patienten erfassten die Notfallambulanzen die Medikation. Ulm übernimmt hier eine Vorbildfunktion: Hier lag zu jedem Patienten der Medikationsstatus vor, bei den übrigen Kliniken Bonn, Fürth, Stuttgart zu jedem zweiten. Allerdings entfielen auf die Universitätsklinik Ulm auch nur 8,6 Prozent aller Behandlungsfälle (877 von 10.174). Nach Ansicht der Studienautoren ist dies dem Umstand „Akutsituation“ geschuldet – die Medikation zu erfragen und zu dokumentieren, ist nicht bei jedem Notfall leistbar. Zusätzlich erinnern sich manche Patienten in der Ausnahmesituation schlichtweg nicht in ihre Arzneimittel.

Für problematisch bei der Auswertung erachten die Studienautoren, dass viele der notfallmäßig vorstelligen Patienten anschließend nicht stationär aufgenommen wurden. Die rein ambulante Versorgung erschwert, akute Beschwerden als UAW einer Arzneimitteltherapie zu erkennen.

Charakteristik der UAW-Verdachtsfälle: relative Häufigkeit der Fälle mit mindestens einem Symptom der entprechenden Systemorganklasse. (Quelle: Deutsches Ärzteblatt) 
Charakteristik der UAW-Verdachtsfälle: relative Häufigkeit der Fälle mit mindestens einem UAW-assoziierten Medikament der entsprechenden Arzneimittelgruppe. (Quelle: Deutsches Ärzteblatt)

Arzneimitteltherapiesicherheit: Forschung intensivieren

Dass im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit Forschung Not tut, hat auch das Bundesgesundheitsministerium erkannt – damals noch unter Hermann Gröhe (CDU). Der Aktionsplan AMTS 2016-2019 sieht nicht nur den Medikationsplan für polypharmazeutische Patienten vor. Er weist auch explizit die beiden Punkte „Forschung im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit“ und „Sensibilisierung von Patienten, Ärzten, Apothekern, Pflegenden und der Öffentlichkeit für vermeidbare Risiken der Arzneimitteltherapie“ aus.

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Die Datenlage zu arzneimittelbedingten Krankenhausaufenthalten ist bislang überschaubar. Nach eigenen Aussagen der Studieninitiatoren ist diese A-priori-Untersuchung eine der größten systematischen Analysen hierzu in der Bundesrepublik. „UAW sind schwierig zu erkennen“, erklären sie. Es gelte, das Bewusstsein für arzneimittelbedingte Beschwerden zu schärfen. Hier leiste auch der im Oktober 2017 eingeführte Medikationsplan einen wichtigen Beitrag.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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