Engpässe beim Rabatt-Ramipril

AOK: „Es gab bei Ramilich nur ein Transparenzproblem“

Stuttgart - 15.05.2018, 10:00 Uhr

Zu wissen, welche Mengen einer bestimmten Arzneimittelpackung bei Hersteller, Großhandlungen und Apotheken vorgehalten werde, könne falsche Panikmache vermieden, meint die AOK BaWü. (Foto: Sanofi). 

Zu wissen, welche Mengen einer bestimmten Arzneimittelpackung bei Hersteller, Großhandlungen und Apotheken vorgehalten werde, könne falsche Panikmache vermieden, meint die AOK BaWü. (Foto: Sanofi). 


Wo liegen wie viele Packungen? AOK wünscht sich mehr Transparenz

Versorgungsprobleme gab und gibt es aus Sicht der AOK nicht. Der Sprecher erklärt weiter: „ Aufgrund der im Markt verfügbaren, ohne Qualitätsabstrich austauschbaren Alternativen bestand zu keiner Zeit ein Versorgungs-, sondern allenfalls ein Transparenzproblem.“ Und in diesem Punkt sieht die AOK Baden-Württemberg auch Handlungsbedarf: Nur, wenn erkennbar werde, welche Mengen einer bestimmten Arzneimittelpackung bei Hersteller, Großhandlungen und Apotheken vorgehalten werden, könne falsche Panikmache vermieden und auf tatsächliche Versorgungsaspekte fokussiert werden, heißt es gegenüber DAZ.online. 

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Dass die AOK auf das Problem der Engpässe eine andere Sichtweise hat als anderer Marktteilnehmer, ist allerdings nichts grundlegend Neues. So erklärte beispielsweise Helmut Schröder, der Chef des beim AOK-Bundesverbandes angesiedelten Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), im Interview mit DAZ.online, dass  von den insgesamt mehr als 65.000 verschiedenen Arzneimitteln, die 2017 im Markt waren und mindestens einmal verordnet wurden, nur 194 Produkte zwischen dem 1. Mai 2017 und dem 18. April 2018 einmal nicht verfügbar gewesen sein sollen. Dies entspräche, so Schröder, 0,3 Prozent aller Produkte. Von den insgesamt mehr als 19.000 verschiedenen Arzneimitteln, die zwischen dem 1. Mai 2017 und 1. April 2018 bei mindestens einer Krankenkasse rabattiert waren, seien nur 0,2 Prozent nicht-lieferfähig gemeldet gewesen. 

Allerdings zieht Schröder als Grundlage seiner Aussage die Übersicht des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte heran. Zur Meldung von Engpässen bei Arzneimitteln besteht anders als bei Impfstoffen jedoch keine Pflicht, sondern lediglich eine Selbstverpflichtung – und die auch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Nämlich für als versorgungsrelevant eingestufte Wirkstoffe, für die im Arzneimittelinformationssystem des Bundes drei oder weniger    Zulassungsinhaber oder endfreigebender Hersteller oder Wirkstoffhersteller hinterlegt sind.

Daher ist davon auszugehen, dass die BfArM-Liste kein vollständiges Bild über die Liefersituation abgibt und die tatsächliche Zahl der Engpässe deutlich höher liegt. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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5 Kommentare

und wieder heulen die Apotheker

von Abdulnasser Almasalmeh am 17.05.2018 um 11:18 Uhr

Verosrgungsproblem oder Transparenzproblem oder was auch immer. Warum heulen wir wieder?? Ganz einfach; Ramilich ist nicht lieferbar, dann dem Kunden aufklären, Sonder-PZN und Faktor 2 drucken und einen der 3 preisgünstigten Aut-idem-Artikel abrechnen. Fertig

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AW: und wieder heulen die Apotheker

von Christian Becker am 18.05.2018 um 17:57 Uhr

Ja, die Apotheker heulen.
Weil wieder mal unverschuldet und unhonoriert Mehrarbeit geleistet werden muss (naja, meiner Meinung nach nicht der Rede wert).
ABER es ist, je nach Kundschaft, nicht einfach, zu erklären, dass das gewohne Medikament nicht geliefert werden kann - das ist auf dauer anstrengend.
Dann muss man die preisgünstigen Präparate entweder kurzfristig an Lager nehmen um einen Vorrat zu haben, oder eben jedes mal bestellen und damit dem Kunden zumuten, noch einmal zu kommen, oder mehr Botendienste machen.
Den Kunden das zu erklären ist auch nicht immer so einfach, von Akzeptanz ganz zu schweigen. Letztendlich fühlt man sich bei der ganzen Sache halt immer ein bisschen wie der Depp - und das ganz unverschuldet.

Ende des Versteckspiels

von Thomas B am 16.05.2018 um 9:19 Uhr

Zum Securpharm-Start sollte sich dieses Problem hoffentlich in Luft auflösen. Dann könnten ganz einfach über die Seriennummern die tatsächlich im Handel befindlichen Bestände und die Bestellungen aus den Apotheken abgeglichen werden. Und es sollte auch endlich nachvollziehbar sein, welcher Großhändler oder "nette" Kollege für Kontingentierungen bestimmter Dauerdefekte verantwortlich ist. Das unglückliche Konstrukt pharma-mall wird auch überflüssig. Ein (kleiner) Schritt zurück zur Normalität.
Jeder AM-Hersteller müsste ein Interesse an einem Abgleich der beiden Securpharm-Serverdatenbanken haben, also dürfte die Suche nach den schwarzen Schafen schnell Erfolg haben. Falls nicht, ist das auch eine Aussage.....
Optimismus aus: Es könnten natürlich auch unsere Freunde der D(eutschen) A(rznei)K(nauserer) auf die Idee kommen, neue Wege der Ausgabenvermeidung zu finden. Die Sonderkennzeichen sind allen Retaxierern ein Dorn im Auge....

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Transparenzproblem

von Andreas P. Schenkel am 15.05.2018 um 20:20 Uhr

Ein Transparenzproblem, ganz genau! Ja, ich schließe mich der Auffassung der AOK an und fordere darüber hinaus, dass das Transparenzproblem der geheimen Rabattverträge großer öffentlich-rechtlicher Oligopson-Nachfrager mal von Transparency International untersucht werden sollte.

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Versorgungsenpaß - wie doof ist das denn ?

von Ratatosk am 15.05.2018 um 19:10 Uhr

Wenn man den Artikel bestellt und diesen bei 3 verschiedenen Großhandelsgruppen nicht bekommt, ist das ein Versorgungs und kein Transparenzproblem, für wie blöd hält die AOK eigentlich den Rest der Welt.
Die angeblich so niedrige nicht Lieferbarkeit liegt ja nur an der politisch und GKV gewollten Nichterfassung , sonst würde deren Rolle ja noch offensichtlicher. Die Verlogenheit wird immer dreister.

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