Valsartan-Rückrufe

Verbraucherschützer: Nicht in Panik verfallen!

Berlin - 17.07.2018, 09:00 Uhr

Verunsicherte Verbraucher wenden sich an die Verbraucherzentralen. (Foto: imago)

Verunsicherte Verbraucher wenden sich an die Verbraucherzentralen. (Foto: imago)


Auch bei den Verbraucherschutzzentralen laufen Patientenanfragen zu den Valsartan-Rückrufen auf. Die Medizinerin Daniela Hubloher, die in der Patientenberatung der Verbraucherzentrale Hessen tätig ist, empfiehlt verunsicherten Patienten vor allem eins: Nicht in Panik zu verfallen. Sie sollen sich bei ihrem Apotheker oder Arzt informieren.

Seit dem 5. Juli werden in Deutschland, Europa und weltweit valsartanhaltige Arzneimittel zurückgerufen. Betroffen sind Arzneimittel, deren Wirkstoff vom chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical produziert wurde. Grund für den Rückruf ist eine produktionsbedingte Verunreinigung des Wirkstoffs Valsartan mit dem wahrscheinlich krebserregenden Stoff N-Nitrosodimethylamin (NDMA).

Auch wenn der Rückruf nicht auf Patientenebene erfolgt – was impliziert, dass kein akutes Risiko für Anwender besteht – ist die Verunsicherung groß. Viele Patienten wollen ihre zurückgerufenen Packungen zurückgeben und sind erbost, wenn Apotheken ihnen kein Geld zurückgeben wollen – was sie auch nicht tun müssen.

Verbraucherschützer mahnen nun ebenfalls zur Besonnenheit. Die für die Verbraucherzentrale Hessen tätige Medizinerin Daniela Hubloher empfiehlt Verbrauchern auf einer eigens eingerichteten Seite auf der Verbraucherzentralen-Homepage, „nicht in Panik zu verfallen“. Auf keinen Fall sollten Patienten valsartanhaltige Arzneimittel ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen. Sie erläutert, dass nicht alle valsartanhaltigen Arzneimittel betroffen seien, sondern bestimmte Chargen bestimmter Hersteller. „Verbraucher können sich bei ihrem Apotheker oder ihrem Arzt informieren, ob ihr Medikament betroffen ist“, so Hubloher.

Die Medizinerin klärt zugleich auf, dass die Patienten nicht erwarten können, dass sie ihr Medikament in der Apotheke einfach umtauschen können. Sie weist vielmehr darauf hin, dass ein neues Rezept nötig ist. Am besten wäre also der erste Weg zum Arzt und dann in die Apotheke. Auch eine erneute Zuzahlung müssten die Patienten grundsätzlich leisten, so Hubloher weiter. Allerdings haben sich hier bereits einige Kassen kulant gezeigt und erklärt, sie übernähmen diese Kosten, wenn sie eine entsprechende Quittung eines Versicherten bekommen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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5 Kommentare

keine Panik

von Hans Schnäbele am 18.07.2018 um 12:47 Uhr

„Ein akutes Patientenrisiko besteht nicht.“ - Was soll diese Aussage, wenn das Ausmass der Verunreinigung nicht bekannt ist. Ich kann nicht glauben, dass kein Labor fähig ist, das Medikament zu analysieren.

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Nachgemachte Medikamente im Ausland

von Peffekoven, Norbert am 18.07.2018 um 7:38 Uhr

Hallo!
Nun ist es das Medikament Valsartan, wegen Verunreinigung
zurückgeholt. Welches Medikament ist es Morgen?
Als Beispiel Iscover, umgestellt nur auf den Wikrkstoff
Clopilogrel oder Etzetrol und Simvastatin umgestellt auf
Atorvastatin ABZ. Wenn das so alles in Ordnung ist und keine Kostenfrage ist, finde ich das ja in Ordnung.
Ist dies aber wirklich so?
Nebenbei möchte ich bemerken, dass " Deutsche Pharma
unternehmen" die Pflicht haben, aus Kostengründen
Medikamente im Ausland herstellen zu lassen, diese
auch zu überprüfen. Sollte dies nicht geschehen, ist
das Unternehmen jedenfalls zu verklagen.
Es muß Schluss sein mit diesen miesen Tricks, auf
Kosten der kranken Patienten.

N. Peffekoven

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Nich in Panik verfallen.

von Heinz Geiger am 17.07.2018 um 16:50 Uhr

Dies zeigt nur wie wenig Ahnung Verbaucherzentrale und Bundesinstitut von den wirklichen Problemen haben.
Ich nehme Valsartan seit über 3 Jahren. Die erste Packung war von Mylan. Dann wurde irgendwann durch dieses unselige Rabattabkommen der DAK auf Abz umgestellt.
Seit dieser Zeit begannen bei mir akute Magen- Darmprobleme verbunden mit Schmerzen, Verstopfung und heftigen Durchfällen. Ich traute mich quasi nicht mehr aus dem Haus. Meine Sozialkontakte gingen gegen Null.
Magenspiegelung, 2x Enddarmspiegelung, Laktosetest alles war ohne Befund.
Was blieb war die Diagnose Reiz- Magen -Darm. Die Mittelchen, die ich dagegen genommen habe -gegen Rezept und privat bezahlt- kann ich gar nicht alle aufzählen.
So zog sich das über bald 3 Jahre hin
Nun habe ich die Valsartan seit Freitag abgesetzt und bin 4 Tage beschwerdefrei.
Der Rat nicht in Panik zu verfallen,und die Arznei weiter zu nehmen, klingt für mich nach Hohn.
Eher würde mich interessieren, wer zahlt mir den Schaden für Schmerzen und entgangene Lebensqualität.
Die DAK, die Abz, der chinesische Verursacher. Erfolgsaussichten wohl gegen Null.
Der Patient ist immer der Letzte in der Kette und damit der Dumme.

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AW: Nich in Panik verfallen

von Gudi am 18.07.2018 um 11:40 Uhr

Hauptsache billig billig. Und nun lese ich krebserregend in den Tabletten. Super. Vielen Dank an die Pharmaindustrie.

Konzentrationsprozesse

von Christian Becker am 17.07.2018 um 10:14 Uhr

„Das Steuer haben hier primär die Unternehmen selbst in der Hand, die sich nicht nur im Sinne der Patienten der Risiken bewusst sein sollten“.

Ist das so? Weiß denn ein Hersteller, wo ein anderer seinen Wirkstoff bezieht? Hersteller sind Unternehmen am freien Markt (ist doch sonst immer ganz toll), also suchen sie sich den Lieferanten, der am günstigsten liefert. Das führt dann zwangsläufig zu einer Konzentration.
Es wäre vielmehr die Verantwortung der Regierungen, irgendwie Anreize für die Hersteller zu schaffen, auch den Wirkstoff selbst herzustellen oder zumindest Wirkstoffhersteller nach Europa zu holen.
Und es wäre an den Behörden, wenn ein Wirkstofflieferant seinen Herstellungsweg ändert, zu prüfen, ob es neue Verunreinigungen gibt/ geben könnte.

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