Großbritannien

Apothekenkette streicht Botendienste wegen Honorarkürzung

Berlin - 06.08.2018, 14:00 Uhr

Weil der britische Gesundheitsdienst NHS die Botendienste von Apotheken nicht finanziert und der finanzielle Druck nach den Honorarkürzungen zu groß geworden ist, will die Apothekenkette Rowlands, die zum Phoenix-Konzern gehört, nun fast alle kostenfreien Botendienste streichen. (Foto: dpa)

Weil der britische Gesundheitsdienst NHS die Botendienste von Apotheken nicht finanziert und der finanzielle Druck nach den Honorarkürzungen zu groß geworden ist, will die Apothekenkette Rowlands, die zum Phoenix-Konzern gehört, nun fast alle kostenfreien Botendienste streichen. (Foto: dpa)


Der britische Apothekenmarkt hat weiterhin mit den von der Regierung verhängten Einsparungen beim Apothekenhonorar zu kämpfen. Nachdem es bei der McKesson-Kette Lloydspharmacy bereits zu massenweisen Schließungen kam, hat Rowlands, die Apothekenkette des Pharmagroßhändlers Phoenix, nun angekündigt, kostenfreie Botendienste nur noch in Ausnahmefällen anzubieten.

Der englische Gesundheitsdienst NHS kämpft seit Jahren mit Finanzproblemen. In den vergangenen Jahren wurden daher mehrere Spargesetze beschlossen, um die Ausgaben zu reduzieren. 22 Milliarden Britische Pfund, das sind etwa 28 Milliarden Euro, will die Regierung bis 2021 im staatlichen Gesundheitswesen Großbritanniens insgesamt einsparen. Alleine beim Apothekenhonorar sollen etwa drei Milliarden Euro pro Jahr weniger ausgegeben werden. Die Kürzungen verliefen in mehreren Abschnitten: Zwischen Dezember 2016 und März 2017 gab es mit rund 12 Prozent den ersten heftigen Einschnitt, weitere 7,4 Prozent sollen im laufenden Geschäftsjahr abgezogen werden.

DAZ.online hatte im Mai bereits darüber berichtet, wie die Apothekenketten des Landes mit der Kürzungswelle umgehen. Lloydspharmacy, die Kette von McKesson Europe (ehemals Celesio), gab bereits vielfache Schließungen bekannt: Knapp 170 Apotheken wurden bereits abgestoßen, also entweder verkauft oder geschlossen. Die Frage, wie die Pharmahandelskonzerne strategisch auf die Einsparungen reagieren, ist relevant für die Versorgung – schließlich kontrollieren alleine die fünf größten Kettenunternehmen Boots, Lloydspharmacy, Well, Rowlands und Tesco zusammen etwa 5700 Standorte.

Die Phoenix-Kette Rowlands (etwa 520 Standorte) wollte Apothekenschließungen in britischen Medienberichten auch nicht ausschließen. Auf Nachfrage von DAZ.online bei Rowlands im Mai 2018 war von drastischen Maßnahmen noch keine Spur. Man habe auf die Kürzungen „mit einer Absenkung der Kosten, der Erschließung neuer Umsatzquellen und mancherorts mit der Zusammenlegung von Apotheken“ reagiert. Doch nun scheint es sich der Konzern anders überlegt zu haben: In der vergangenen Woche berichteten mehrere britische Medien über ein Statement von Rowlands-Chef Kenny Black, nach dem es kostenfreie Botendienste künftig nur noch in Ausnahmefällen geben solle.

Konkret sind die Botendienste nur noch für solche Patienten kostenfrei, die an ihr Zuhause gebunden und immobil sind. Black erklärte dazu:


„In einer Zeit, in der die Vor-Ort-Apotheke einem beispiellosen finanziellen Druck ausgesetzt ist, heißt das, dass wir die kostenfreien Botendienste nicht mehr für alle anbieten können. Wir können nicht länger einen teuren, für die Patienten komfortablen Dienst anbieten, wenn der NHS nicht dafür zahlen will. Wir erkennen an, dass diese Erklärung manche Patienten verärgern wird, aber wir hoffen, dass sie verstehen, dass unsere Priorität darin liegt, die Menschen in unserer Gesellschaft zu unterstützen, die am gebrechlichsten sind. Das zeigt auch, dass Ihre Vor-Ort-Apotheke nicht einfach ein Ort ist, an dem Sie ihr Rx-Arzneimittel abholen können, sie ist vielmehr ein Ort, an dem Sie Hilfe und Unterstützung für die gesamte Arzneimitteltherapie erhalten.“

Rowlands-Chef Kenny Black




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

eine logische Konsequenz ...

von Alfons Neumann am 07.08.2018 um 3:21 Uhr

Wenn steigende Inflation bzw. von Politik u./o. Krankenkassen permanent aufgedrückte Kosten nicht vergütet (bzw. wenigstens ausgeglichen) werden, darf man sich über solcherlei Gegenmaßnahmen keineswegs wundern - der im Internet bestellende "sog. Kunde" befeuert diese Entwicklung ohnehin !
Auch hierzulande ist das wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. ...

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