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Janssen verteidigt sich
Lagerwertverlust bei Symtuza – Apotheker müssen Geschäftsrisiko mittragen
Janssen weigert sich, Apothekern den Lagerwertverlust beim HIV-Arzneimittel Symtuza® zu erstatten – pro Packung geht es immerhin um über 1200 Euro Preissenkung als Ergebnis der Nutzenbewertung. Betroffene Apotheker warfen Janssen „menschenverachtendes" Gebaren vor, eine Anschuldigung, die Janssen nun vehement von sich weist: Partnerschaftlich bedeute für das Unternehmen „auch das Geschäftsrisiko beidseitig zu tragen“. Außerdem: Auch manche Apotheker zeigten sich offenbar nicht von ihrer feinsten Seite.
Pharmaunternehmer Janssen kommt nicht für den apothekerlichen Lagerwertverlust beim HIV-Arzneimittel Symtuza® auf. Zur Erinnerung: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sah im Juni 2018 keinen Zusatznutzen für Symtuza®, Janssens HIV-Vierfachkombination. Das bedeutete jedoch, dass Janssen den Preis für Symtuza® gemäß den AMNOG-Regeln senken musste. Was die Preisanpassung für Apotheker letztendlich zum Ärgernis und finanziellen Verlust werden ließ – denn Janssen weigerte sich, den Apothekern den dadurch entstandenen Lagerwertverlust zu erstatten. Und der war beträchtlich, lag dieser pro Packung (90 Filmtabletten) doch bei 1285 Euro.
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Pharmahersteller Janssen fährt hier offensichtlich einen wenig kooperativen Kurs und erklärt auf Nachfrage von DAZ.online:
Janssen hat entschieden, Preisanpassungen, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben wie dem AMNOG-Prozess notwendig sind, nicht zu erstatten.
Apotheker: „menschenverachtendes“ Verhalten von Janssen
Die betroffenen Apotheker, teilweise organisiert in der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken (DAH2KA), kritisierten das Geschäftsgebaren Janssens in einem Rundschreiben an die Mitglieder. Als „menschenverachtend“ beschreibt der Vorstand, namentlich Magdalene Linz, Claudia Neuhaus, Reik Hofmann und Erik Tenberken, dieses Verhalten, impliziere es doch, dass Apotheker gezwungen seien, die Vorratshaltung dieser wichtigen Präparate unter Umständen einzuschränken – das gefährde die Patientenversorgung.
Janssen verteidigt sich
Diese Vorwürfe wollte Janssen nicht auf sich sitzen lassen. In einer persönlichen Stellungnahme der Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Iris Zemzoum, verteidigt sie das Unternehmen und betont: Janssen pflege „seit Jahrzehnten sehr gute partnerschaftliche Kontakte mit den Apothekern“. Sie gesteht ein, dass einige Apotheker bemängelt hätten, dass „der Zeitraum zwischen Information und Inkrafttreten des neuen Preises im speziellen Falle vom Symtuza® ungewöhnlich kurz und die Preissenkung ungewöhnlich hoch“ gewesen sei war, allerdings seien diese Faktoren auch für Janssen „nicht vorhersehbar“ gewesen.
Janssen gewährt Patientenversorgung
Weiter dementiert Zemzoum die Vorwürfe eines „menschenverachtenden“ Gebarens und provozierter und tolerierter Versorgungsengpässe bei HIV-Patienten: Über den Großhandel habe jede Apotheke die Möglichkeit, mehrmals am Tag Arzneimittel zu beziehen. Janssen biete zudem so genannte Rush Orders an, melde ein Apotheker dringenden Bedarf beim pharmazeutischen Unternehmen, liefere Janssen bis zu drei Werktage nach Preissenkung mit einem für den Kunden kostenlosen Kurierdienst die Arzneimittel direkt in die Apotheke. „Insofern sind Behauptungen, wir fänden die zeitnahe Patienten-Versorgung ,überflüssig‘ und nähmen Versorgungslücken in Kauf, falsch“. Und weiter:
Uns menschenverachtendes Verhalten vorzuwerfen beziehungsweise zu unterstellen, wir würden uns nicht um die Patientenversorgung kümmern, entbehrt ebenfalls jeder Grundlage.
Geschäftsrisiko beidseitig tragen
Im Rundschreiben der DAH2KA hatte der Verband bemängelt, dass die apothekerliche Dienstleistung der Lagerhaltung und die zeitnahe Versorgung der Patienten von Janssen eindeutig als überflüssig eingestuft worden sei. Frau Dr. Zemzoum nehme mit ihrem Vorschlag der Reduzierung auf null Packungen zum Stichtag Versorgungslücken der Patienten in Kauf. Doch Zemzoum widerspricht.
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Apotheker drohen Janssen
Man habe bereits einen Tag, nachdem man von der Preissenkung erfahren habe, Großhandel und Apotheken über die neuen Preise informiert. Offenbar waren jedoch auch nicht alle Apotheker sehr kooperativ im Umgang mit dem Unternehmen. So beschreibt Zemzoun „Shit Storm Drohungen“ der DAH2KA-Mitglieder, „um einen finanziellen Ausgleich zu erreichen“, das lasse Janssen sprachlos und enttäuscht zurück.
Apotheker tragen Kosten, Janssen will lediglich künftig Risiko für Lagerwertverluste reduzieren
„Partnerschaftlich“ bedeute für das Unternehmen „auch das Geschäftsrisiko beidseitig zu tragen“. Vorerst bleiben die HIV-Patienten versorgenden Apotheken aber auf ihren Kosten resultierend aus dem Lagerwertverlust von Symtuza® sitzen. Auch künftig wird Janssen wohl nicht für Lagerwertverluste aufkommen. Allein bleibt die Aussage, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, wie Janssen in Zukunft dazu beitragen könne, „das Geschäftsrisiko eines Lagerwertverlustes für Apotheken im Zusammenhang mit gesetzlich vorgeschriebene Preisanpassungen soweit wie möglich zu minimieren“.
3 Kommentare
Dumm und dreist
von Birgit Möllenkamp am 04.09.2018 um 20:22 Uhr
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Janssens Sicht ...
von Kritiker am 04.09.2018 um 13:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Janssens Sicht
von Sven Larisch am 04.09.2018 um 18:26 Uhr
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