Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.11.2018, 08:00 Uhr

Der ABDA- und Kammer-Sound unisono: Rx-Versandverbot und Gleichpreisigkeit und pharmazeutische Dienstleistungen. (Foto: Andi Dalferth)

Der ABDA- und Kammer-Sound unisono: Rx-Versandverbot und Gleichpreisigkeit und pharmazeutische Dienstleistungen. (Foto: Andi Dalferth)


22. November 2018

Die Hessen sind auch mit von der Partie: Einstimmigkeit beim Bekenntnis zum Rx-Versandverbot, auch wenn es dort ganz nett verbrämt „Rückführung des Versandhandels mit Arzneimitteln auf das europarechtlich gebotene Maß“ heißt. Gemeint ist dasselbe, klingt nur more sophisticated. Und man will auch gar nicht so für Alternativen offen sein, wie es in anderen Kammern anklingt.  Und schon gar nicht wollen sich die Hessen das Rx-Versandverbot durch Kompensationen in Form von hübschen Extrahonoraren abkaufen lassen. Also, harte Linie: Gleichpreisigkeit durch Rx-Versandverbot, ohne wenn und aber. Nun gut.  



Auch für die Baden-Württemberger Kammerversammlung kommt ein Plan B nicht in Frage, für den Kammerpräsidenten Hanke kann man höchstens über „wirkungsgleiche Alternativen“ diskutieren. Also, damit das mal klar ist: Es geht nicht um ein Abrücken von der Gleichpreisigkeit, sondern um das Erschließen neuer Wege. Klingt doch auch recht freundlich, mein liebes Tagebuch. Hanke erzählte auf der Vertreterversammlung der Kammer auch vom  Stillhalteabkommen zwischen Spahn und ABDA: Erst auf dem Apothekertag sollte über mögliche Lösungen des Versandhandelskonflikts öffentlich gesprochen werden und daran habe man sich gehalten. Allerdings, mein liebes Tagebuch, was hat’s gebracht? Spahn kam ohne konkrete Vorschläge zum Apotag und die Apothekerseite hatte keine Vorschläge vorzulegen: War wohl ein  Stillhalteabkommen über gähnende Leere. Hanke rief die Delegierten dazu auf, ihre Ideen vorzutragen, wie man den Konflikt lösen könnte. Der richtig fetzige Knaller war da dann wohl nicht dabei, wie auch. Ist auch alles nicht so einfach.


Richtig schön Tacheles wurde auf Brandenburgs Kammerversammlung gesprochen, ein Markenzeichen von Kammerpräsident Dobbert. Die ABDA hatte Dobbert traditionsgemäß auf dem Kieker. Mit den jüngsten Äußerungen von ABDA-Präsident Schmidt, in denen er selbstkritisch  eingestand, dass es wohl nicht richtig war, alles auf die Rx-Versandverbots-Karte zu setzen, und dass man verstärkt über Dienstleistungen durch Apotheker nachdenken sollte, kann Dobbert wenig anfangen. Dobbert: „War die ABDA Führung in den letzten zwei Jahren wirklich so blockiert, dass sie nicht in der Lage war einen sogenannten „Plan B“ zu entwickeln?“ Mein liebes Tagebuch, diese Frage stellen wir uns auch. Als Plan B denken die Brandenburger beispielsweise darüber nach, bestimmte Arzneimittelgruppen wie BtM oder Kühlartikel vom Versand auszuschließen. Ob das allerdings viel bringt, sei dahin gestellt – die Gleichpreisigkeit rettet das jedenfalls nicht. Auf alle Fälle wird die Brandenburger Kammer auch weiterhin deutlich ihre Meinung sagen – ein neues, quartalsweise erscheinendes Meinungsmagazin unter dem Namen „Tacheles“ soll dabei helfen, „nicht durch Dritte verfälschte Meinungen der Apotheker“ an entscheidende Stellen zu transportieren. Mein liebes Tagebuch, na, da sind wir auf die erste Ausgabe gespannt.  


Ganz pragmatisch bringt es Niedersachsens Kammerpräsident Magdalene Linz auf den Punkt: Tagträume helfen nicht weiter, die Chancen fürs Rx-Versandverbot schwinden und schwinden. Ungeachtet dessen kann auch Linz diesen Traum nicht ganz vergessen und weicht nicht von der Forderung nach einem Rx-Versandverbot ab. Aber man müsse auch über andere Themen reden. Mein liebes Tagebuch, so ist es. (Noch besser wäre es allerdings gewesen, wenn man schon viel eher über andere Themen geredet hätte.) Auch Linz sieht da zwei Prioritäten: Gleichpreisigkeit gegenüber den Versendern herstellen und Honorierung von Dienstleistungen on top, nicht als Umverteilung des Apothekerhonorars. Einen Vorschlag, wie man Gleichpreisigkeit ohne Rx-Versandverbot herstellt, hat die Kammerpräsidentin allerdings nicht. Zum Thema Honorargutachten kritisierte sie die Schweigestrategie der ABDA: Es sei falsch gewesen von der ABDA, keine Gegendarstellung zu entwickeln. Richtig, mein liebes Tagebuch. Und demnächst befassen sich Wirtschafts- und Gesundheitsausschuss mit dem Gutachten, aber von den Apothekern liegt keine Gegendarstellung vor – welchen Eindruck hinterlässt das? Schön formulierte Linz die Einführung eines Stationsapothekers in Niedersachsen: Damit sei die gesetzliche Verankerung der pharmazeutischen Kompetenz gelungen, ein wichtiges politisches Signal mit „Strahlkraft“. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass diese Strahlkraft gaaanz weit reicht. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Ein interessanter Schachzug…

von Gunnar Müller, Detmold am 25.11.2018 um 12:13 Uhr

Von Jens Spahn!
Sich am 11. Dezember zur MV in die Höhle des Bettvorlegers ABDA zu begeben zeugt davon, dass er sein Geschäft versteht.
So wird er also dort im kleinen, handverlesenen und erlauchten Kreise exklusiv und ohne Zuschauer das verbreiten, was er eigentlich bereits auf dem DAT verbreiten sollte.
Bereits damals war zu mutmaßen, dass sowohl Jens Spahn als auch Friedemann Schmidt für ihren Auftritt auf dem DAT einen Burgfrieden vereinbart hatten, um ihre beider Köpfe vor der Kritik der Delegierten zu schützen.
Die jetzige Entwicklung bestätigt das nur noch.
Zumal nun auch noch eine weitere MV für den Januar kostenträchtig einberufen werden muss (kein Problem…), um über Spahn‘s Angebot zu befinden.
So vergeht wieder ein Monat Zeit – Zeit, die man auch für die Information der Apothekerbasis und für eine Ur – Abstimmung über Spahn‘s „Vorschläge“ nutzen könnte… Falls uns die hohen Damen und Herren nicht ein ums andere Mal wieder für dumm verkaufen wollen.
Umso mehr gilt insbesondere für den 11. Dezember:
Fürchtet die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen!


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Gleicher Preis, netter Preis, Versandbonipreis?

von Christian Giese am 25.11.2018 um 10:18 Uhr

Ruft mich eine Kundin an, hatte leichten Schlaganfall, nimmt Clopidogrel und Ramipril. Kann sich nicht mehr erinnern, ob sie morgens Clopidogrel genommen oder statt dessen zweimal vielleicht hintereinander im zwei Stundenabstand Ramipril. Will wissen, was tun?
Was machen Herr Spahn?
Nochmal sofort ne Clopidogrel nehmen, auf die Gefahr, dass doppelt und die Gefahr weiterer Gehirnblutung durch dünneres Blut oder Clopidogrel weglassen und dickeres Blut und weiteren Schlaganfall riskieren?
Was machen, Herr Spahn? Weglassen oder doppelt nehmen?
Gibt darauf der Versandhandel aus Holland eine zeitnahe, innerhalb der nächsten halben Stunde notwendige Antwort? Zum Versandbonipreis? Per Postboten, Herr Spahn?
Sie sollten sich eins schämen Herr Spahn. Ihre Jongliererei mit Rx-Versandverbot, Honorarerhöhung, Kassenrabatt, Plan B, finanzielle Abspeisung usw. usw. den Apothekern gegenüber ist mehr als unseriös!

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Erwartungen und Bedenken

von Ulrich Ströh am 25.11.2018 um 9:55 Uhr



-Das Rx-Versandverbot ist mittlerweile eine -Droge - für führende Standesvertreter,obwohl man in diesem Jahr fast 1,5 Millionen Unterschriften dafür in Apotheken gesammelt hat

-Für die geforderte Gleichpreisigkeit gibt es keinen realistischen Vorschlag von uns.

-Das Honorargutachten ist in der. Politik angekommen und bleibt weiter unkommentiert von uns.

Aber vielleicht wird nach dem 17.Januar 2019 alles gut...

Die Erwartungen steigen. Und die Bedenken.

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von Anita Peter am 25.11.2018 um 9:03 Uhr

RX Boni? Dürfen nur EU Versender.

Fremdbesitzverbot? Gilt nicht für EU Versender.

Gedeckelte Einkaufsbedingubgen? Gilt nicht für EU Versender

Defizitäre Aufgaben? Gilt nicht für EU Versender

Nacht und Notdienst auf Mindestlohnniveau? Gilt nicht für EU Versender

Temparaturführung bei AMs? Gilt nicht für EU Versender

Kostenlose Beratung? Gilt nicht für EU Versender

Wielange wollen wir uns eigentlich noch veräppeln lassen??

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