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Mai und Juni 2018
Mai 2018
Unsere ABDA bleibt dabei: Sie hat sich an der Forderung nach einem RX-Versandverbot festgebissen. Zum Rx-Versandverbot gebe es keine Alternative, ist unsere Standesführung überzeugt und sie betet dieses Credo herunter wie eine tibetanische Gebetsmühle. Ohne Rx-Versandverbot, so kommt es mittlerweile über, wird es keine Zukunft der Apotheke mehr geben. Wirklich, mein liebes Tagebuch? Ist das so? Haben wir Forderungen in der Schublade, wie unseren Apotheken geholfen werden kann? Sollten wir für die Zukunft stärker auf Zusatzhonorare setzen? Oder auf Fondslösungen? Oder über ganz andere Lösungen nachdenken? Mein liebes Tagebuch, kein Unternehmen der Wirtschaft würde nur auf eine einzige Strategie setzen…
Apotheker Christian Redmann beispielsweise will sich nicht auf die ABDA-Strategie verlassen, er setzt sich mit seiner Petition „Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel – Stellungnahme zum Koalitionsvertrag“ selbst dafür ein, dass das Rx-Versandverbot erhalten bleiben muss.
CDU-Gesundheitspolitiker versuchen es mit einem Appell in Richtung Spahn, das Rx-Versandverbot nicht auszusitzen – der Appell bleibt wirkungslos. Derweil bekräftig die „liebe“ FDP, dass sie Apothekenketten will, die Apothekenliberalisierung. Und gegen das Rx-Versandverbot ist sie sowieso.
Der Glaube der ABDA bleibt unerschütterlich. Auf dem Pharmacon in Meran tönt der Präsident der Bundesapothekerkammer: „Die Große Koalition wird alles dafür tun, das Rx-Versandverbot umzusetzen“, ist sich Andreas Kiefer noch im Mai ganz sicher, „ich bin nach wie vor der Meinung, wir setzen uns mit unseren Argumenten durch.“
In der Digitalisierung gehen die Ärzte voran: Sie wollen die Telemedizin und Online-Rezepte, aber so richtig und mit voller Wucht. Und die ABDA, hat sie die Digitalisierung „vergessen“? Oder schaut sie einfach nur weg, wenn in Baden-Württemberg bereits ein Versorgungsmodell Teleclinic anläuft, bei dem Privatversicherte bereits ein Online-Rezept erhalten?
Juni 2018
Immer wieder kommt es hoch, das vermaledeite Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums zur Apothekenhonorierung. Dieses Mal holen es die Krankenkassen aus der Schublade. Eine Milliarde Euro – so viel will der GKV-Spitzenverband am Apothekenhonorar sparen mit Hinweis auf das Gutachten. Mein liebes Tagebuch, mit solchen Einsparungen würde man den Apothekenmarkt aber so was von leerfegen – damit gäbe es keine flächendeckende Versorgung mehr.
Da die ABDA im Juni immer noch zum Gutachten schweigt, wagt die Kammer Schleswig-Holstein sogar eine Resolution gegen das Schweigen der ABDA zu verabschieden. Schweigen im Gesundheitswesen sei noch nie eine erfolgreiche Strategie gewesen, heißt es. Wie wahr! Und zur Digitalisierung mahnen mittlerweile sogar Gesundheitspolitiker Vorschläge von der ABDA an. Bayerns Gesundheitsministerin Huml erwartet von den Apothekern Vorschläge, wie man die Apotheker in der Telemedizin beteiligen kann. Aber, mein liebes Tagebuch, von dieser unserer derzeitigen Führung kann sie leider nichts erwarten.
Die ABDA denkt da lieber darüber nach, wie sie mehr Geld – insgesamt 560.000 Euro mehr – für ihren Haushalt von den Kammern und Verbänden bekommt. An der Basis und in einigen Kammerversammlungen wird das nur mit Staunen, Kopfschütteln und Protest quittiert.
Das große Treffen von Spahn und ABDA: Beide Parteien haben Stillschweigen vereinbart. Gemunkelt wird von großen Deals darüber, wie es mit den Apothekern weitergehen soll. Vermutet wird, dass Spahn die Apotheker-Spitze schon darauf vorbereitet hat, dass es mit einem Rx-Versandverbot wohl nichts wird. Mitte Juni, Spahn auf Facebook: Man erfährt, dass er bis zum Deutschen Apothekertag ein „Gesamtpaket“ vorstellen will, ein Paket mit einer Reform für die PTA-Ausbildung, fürs Apothekenhonorar und eine Regelung zum Versandhandels-Konflikt. Oh, sollte sich da doch noch etwas bewegen? Das motiviert sogar die ABDA, Verständnis für die Unruhe an der Basis zu zeigen und ein Signal zu senden, eine Lösung des Versandhandelskonflikts könne in den nächsten Monaten (!) präsentiert werden, gemeinsam mit dem BMG. Na, mein liebes Tagebuch, sollte die ABDA zur Besinnung gekommen sein?
Auch in Sachen Digitalisierung. Völlig überraschend, wie aus heiterem Himmel schickt die ABDA ein Zeichen: Wir haben verstanden! Wir arbeiten an einem großen Telemedizin-Projekt mit dem Ziel das E-Rezept zu nutzen. Potzblitz, mein liebes Tagebuch, welch eine Meldung. War die ABDA aufgewacht?
11 Kommentare
SS
von Conny am 31.12.2018 um 12:27 Uhr
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@ Kirk und @ Herzog
von Thesing-Bleck am 31.12.2018 um 9:20 Uhr
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Gestaltet werden?
von Reinhard Rodiger am 30.12.2018 um 17:47 Uhr
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2019 - Denkstoff
von Reinhard Herzog am 30.12.2018 um 15:27 Uhr
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Das grosse Schweigen
von Dr.Diefenbach am 30.12.2018 um 13:23 Uhr
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Die "verschenkte Zeit" ... kommt nicht zurück.
von Christian Timme am 30.12.2018 um 13:03 Uhr
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RX-Versandverbot
von Dr. Radman am 30.12.2018 um 12:34 Uhr
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Das Rx-Versandhandelsverbot aus Verbrauchersicht: warum eigentlich?
von Beate Kirk am 30.12.2018 um 12:31 Uhr
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AW: Das Rx-Versandhandelsverbot aus
von Peter am 31.12.2018 um 11:20 Uhr
Der Point of no Return ist überschritten
von Karl Friedrich Müller am 30.12.2018 um 10:55 Uhr
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3x hinter die Fichte mit Jens reicht ...
von Gunnar Müller, Detmold am 30.12.2018 um 10:14 Uhr
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