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September und Oktober 2018
September 2018
Im Herbst dämmert es auch den Letzten, die bisher guten Mutes waren: Die Politik ist weiter denn je davon entfernt, ein Rx-Versandverbot anzustreben. Aus dem BMG ist zu hören, man befinde sich noch immer im Meinungsbildungsprozess. Beim Rx-Versandverbot will er derzeit nicht aktiv werden, sagt unser Bundesgesundheitsminister.
Oktober 2018
Der Apothekertag steht bevor, Krisensitzung des ABDA-Gesamtvorstands im Vorfeld. Wie soll es nun im Rx-Versandhandelskonflikt weitergehen? Für welche Richtung soll sich die ABDA stark machen? Festkleben am Rx-Versandverbot? Oder darf auch schon mal an Alternativen gedacht werden? Mein liebes Tagebuch, es darf, zumindest ein bisschen. Na, immerhin traut man sich mal daran zu denken, dass es nicht so kommen könnte, wie man es sich wünscht. Aber andererseits bleibt die ABDA-Hauptlinie nach wie vor bestehen: die Herstellung der Gleichpreisigkeit, der einheitliche Abgabepreis bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (ist noch immer die gültige Beschlusslage bei der ABDA) – und das geht aus Sicht der Standesvertretung nun mal am besten mit dem Rx-Versandverbot. Und dennoch hört man die kritischen Stimmen, die zu bedenken geben, dass die Chancen für dieses Versandverbot in der Tat schlecht stehen, politisch wie juristisch. Die überwiegende Mehrheit der Kammer- und Verbandsvorstände spricht sich dann in einer geheimen, schriftlichen Abstimmung dafür aus, auf ein Rx-Versandverbot zu verzichten.
Auf der Pressekonferenz zum Apothekertag räumt die ABDA nun offen ein, dass ihre Hauptforderung – die Umsetzung des Rx-Versandverbots – wohl nicht Wirklichkeit wird. Dennoch klebt man natürlich an der offiziellen Forderung, dass das Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag „politisch adressiert“ werde, wolle sich aber zugleich auf Alternativvorschläge einstellen.
Der Apothekertag: Leider „vergisst“ Schmidt, über ein Rx-Versandverbot zu sprechen, das die ABDA doch so vehement von Spahn einfordert (der Minister war bei Schmidts Rede im Saal zugegen!). Auch andere Forderungen, beispielsweise nach Honorierung von Dienstleistungen oder Honoraranpassungen erwähnt Schmidt mit keiner Silbe.
Und dann kommt Spahn – aber außer seinen warmen Worten hat er nichts dabei. Lasst uns reden, diskutieren wir miteinander, ruft er den Pharmazeuten grinsend zu. Denn: „Ich debattiere gern, deswegen bringe ich Ihnen heute auch kein fertiges Konzept mit.“ Ach so, mein liebes Tagebuch, und wir dachten, er schafft Klarheit, wie es mit dem Rx-Versandverbot weitergeht, was man anstatt machen könnte und wie es mit der Honorarfrage aussieht.
ABDA-Hauptgeschäftsführer Schmitz spricht dann noch viel von Gleichpreisigkeit und der ABDA-Präsident schwört die Hauptversammlung erneut aufs Versandverbot ein, man glaubt es kaum.
Das Fazit des Apothekertags: Spahn will das Rx-Versandverbot nicht, präsentiert aber auch keine Alternativvorschläge. Und die ABDA hat auch keine – zumindest offiziell nicht. Und vermutlich auch nicht wirklich inoffiziell. ABDA-Präsident Schmidt resigniserend: „Im kommenden Jahr werden wirklich große Veränderungen auf uns zukommen.“ Und er räumt ein, dass „wir mit unserer klassischen Haltung nicht mehr weiterkommen“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, letztlich auch ein Eingeständnis, dass die Schweigestrategie nichts brachte, dass das eiserne Beharren auf dem Rx-Versandverbot mit Spahn sichtlich nicht zu machen ist und überhaupt die Erkenntnis: „Wir haben ein unglaubliches Maß an Reformbedarf.“
Apothekers „Gedenktag“: der 19. Oktober. Vor zwei Jahren verkündete der Europäische Gerichtshof sein Urteil zur Aufhebung der Rx-Preisbindung und zementierte damit den unfairen Wettbewerb zwischen deutschen Vor-Ort-Apotheken und ausländischen Versendern.
11 Kommentare
SS
von Conny am 31.12.2018 um 12:27 Uhr
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@ Kirk und @ Herzog
von Thesing-Bleck am 31.12.2018 um 9:20 Uhr
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Gestaltet werden?
von Reinhard Rodiger am 30.12.2018 um 17:47 Uhr
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2019 - Denkstoff
von Reinhard Herzog am 30.12.2018 um 15:27 Uhr
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Das grosse Schweigen
von Dr.Diefenbach am 30.12.2018 um 13:23 Uhr
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Die "verschenkte Zeit" ... kommt nicht zurück.
von Christian Timme am 30.12.2018 um 13:03 Uhr
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RX-Versandverbot
von Dr. Radman am 30.12.2018 um 12:34 Uhr
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Das Rx-Versandhandelsverbot aus Verbrauchersicht: warum eigentlich?
von Beate Kirk am 30.12.2018 um 12:31 Uhr
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AW: Das Rx-Versandhandelsverbot aus
von Peter am 31.12.2018 um 11:20 Uhr
Der Point of no Return ist überschritten
von Karl Friedrich Müller am 30.12.2018 um 10:55 Uhr
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3x hinter die Fichte mit Jens reicht ...
von Gunnar Müller, Detmold am 30.12.2018 um 10:14 Uhr
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