- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Das erste Antidot für ...
Blutungen unter Xarelto und Eliquis
Das erste Antidot für Apixaban und Rivaroxaban kommt nach Europa
Orale Antikoagulanzien werden immer beliebter, ihre möglichst sichere Anwendung wird damit nicht weniger wichtig: Wenn auch nicht der einzige Aspekt, der im Mittelpunkt der fachlichen Sicherheitsdiskussion um Faktor-Xa-Inhibitoren steht – das Wissen um ein Antidot bei eventuell auftretenden schwerwiegenden Blutungen wirkt nicht nur auf Patienten beruhigend. Ein solches Antidot gab es für Apixaban und Rivaroxaban in Europa bislang aber nicht. Nun hat die EMA am 1. März Ondexxya zur Zulassung empfohlen.
Dabigatran, Rivaroxaban (Xarelto), Edoxaban und Apixaban (Eliquis) zählen zu den nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (NOAK), die auch als direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) bezeichnet werden. Sie alle hatten bis 2015 (nicht nur) eine Gemeinsamkeit: Es gab kein zugelassenes Antidot, das man bei bedrohlichen Blutungen hätte einsetzen können.
Mehr zum Thema
Grundlagen für das Medikationsmanagement
Pharmakotherapie der Antikoagulation
Beschleunigtes Prüfverfahren
Pradaxa-Antidot ist zugelassen
Für Dabigatran wurde 2015 schließlich das erste Antidot in Europa zugelassen: Idarucizumab. Für die anderen NOAK konnte im Notfall (nur) auf Gerinnungsfaktoren-Konzentrate zurückgegriffen werden, um die Gerinnung wiederherzustellen. Nun könnte Edoxaban in Europa bald das einzige NOAK sein, für das es noch kein zugelassenes Antidot gibt. Denn für ein Antidot gegen die beiden Faktor-Xa-Inhibitoren Apixaban und Rivaroxaban hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) vergangenen Freitag eine bedingte Zulassungsempfehlung ausgesprochen. Somit könnte unter dem Markennamen Ondexxya bald das Apixaban- und Rivaroxaban-Antidot Andexanet alfa auf den deutschen Markt kommen. Dabei handelt es sich um ein rekombinantes Protein, dass Apixaban und Rivaroxaban im Blut bindet und so deren gerinnungshemmende Wirkung neutralisiert.
Warum nur eine „bedingte“ Zulassung empfohlen wurde
Laut EMA wurde die Sicherheit von Ondexxya an 352 Patienten
untersucht, seine Wirksamkeit an 167 Patienten. Dabei soll sich gezeigt haben,
dass Ondexxya seine Wirkung als Antidot innerhalb von zwei Minuten nach
Verabreichung entfaltet. Weil diese Daten in ihrem Umfang für eine normale
Zulassung nicht ausreichen, Ondexxya in der EU aber eine
Behandlungslücke („unmet medical needs“) füllt, kann die EMA eine „bedingte“
Zulassungsempfehlung aussprechen.
Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Empfehlung im Interesse der
öffentliche Gesundheit ausgesprochen wird, weil der Nutzen der sofortigen
Verfügbarkeit des Arzneimittels das Risiko überwiegt, welches dadurch gegeben ist,
das noch nicht alle üblichen Daten verfügbar sind. So wurde Ondexxya
beispielsweise nicht im Rahmen von invasiven Eingriffen untersucht, vor denen
orale Faktor-Xa-Inhibitoren verabreicht wurden, heißt es in der
Pressemitteilung der EMA. Außerdem lassen sich die Daten, neben Apixaban und
Rivaroxaban, nicht auf andere Faktor-Xa-Inhibitoren übertragen. Zudem wurde über
die Bildung von Blutgerinseln nach der Behandlung mit Ondexxya berichtet und
eine Bestätigung der empfohlenen Dosis (aktuell 200 mg, Pulver zur Herstellung
einer Infusion) steht noch aus.
„Bedingt“ ist die Zulassungsempfehlung also, weil Portola
Netherlands B.V., der Antragsteller der Zulassung, nun dazu verpflichtet ist, eine
Reihe von Post-Autorisierungsstudien durchzuführen. So sollen sowohl Sicherheit
als auch Wirksamkeit innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums weiter untersucht
werden.
Mehr zum Thema
Andexanet alfa
Xarelto-Antidot in den USA zugelassen
In den USA wurde Andexanet alfa unter dem Markennamen Andexxa bereits im Frühjahr 2018 – nach Verzögerungen – zugelassen. Allerdings noch nicht auf kommerzieller Produktionsebene, wie auf dem Nachrichtenportal Fierce Pharma im Januar zu lesen war.
2 Kommentare
ondexxya
von Christel van der Wals am 28.01.2020 um 9:41 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
ondexxya
von dr.med, miroslav svehlaondexxya am 09.01.2020 um 22:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.