Blutungen unter Xarelto und Eliquis

Das erste Antidot für Apixaban und Rivaroxaban kommt nach Europa

Stuttgart - 04.03.2019, 14:00 Uhr

Bei nicht schwerwiegenden Blutungen unter oralen Antikoagulanzien reichen oft ein Pausieren der Antikoagulation und lokale hämostyptische Maßnahmen, sowie Flüssigkeitsersatz. ( r / Foto: arborpulchra / stock.adobe.com)

Bei nicht schwerwiegenden Blutungen unter oralen Antikoagulanzien reichen oft ein Pausieren der Antikoagulation und lokale hämostyptische Maßnahmen, sowie Flüssigkeitsersatz. ( r / Foto: arborpulchra / stock.adobe.com)


Orale Antikoagulanzien werden immer beliebter, ihre möglichst sichere Anwendung wird damit nicht weniger wichtig: Wenn auch nicht der einzige Aspekt, der im Mittelpunkt der fachlichen Sicherheitsdiskussion um Faktor-Xa-Inhibitoren steht – das Wissen um ein Antidot bei eventuell auftretenden schwerwiegenden Blutungen wirkt nicht nur auf Patienten beruhigend. Ein solches Antidot gab es für Apixaban und Rivaroxaban in Europa bislang aber nicht. Nun hat die EMA am 1. März Ondexxya zur Zulassung empfohlen.

Dabigatran, Rivaroxaban (Xarelto), Edoxaban und Apixaban (Eliquis) zählen zu den nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (NOAK), die auch als direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) bezeichnet werden. Sie alle hatten bis 2015 (nicht nur) eine Gemeinsamkeit: Es gab kein zugelassenes Antidot, das man bei bedrohlichen Blutungen hätte einsetzen können.

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Für Dabigatran wurde 2015 schließlich das erste Antidot in Europa zugelassen: Idarucizumab. Für die anderen NOAK konnte im Notfall (nur) auf Gerinnungsfaktoren-Konzentrate zurückgegriffen werden, um die Gerinnung wiederherzustellen. Nun könnte Edoxaban in Europa bald das einzige NOAK sein, für das es noch kein zugelassenes Antidot gibt. Denn für ein Antidot gegen die beiden Faktor-Xa-Inhibitoren Apixaban und Rivaroxaban hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) vergangenen Freitag eine bedingte Zulassungsempfehlung ausgesprochen. Somit könnte unter dem Markennamen Ondexxya bald das Apixaban- und Rivaroxaban-Antidot Andexanet alfa auf den deutschen Markt kommen. Dabei handelt es sich um ein rekombinantes Protein, dass Apixaban und Rivaroxaban im Blut bindet und so deren gerinnungshemmende Wirkung neutralisiert.

Warum nur eine „bedingte“ Zulassung empfohlen wurde

Laut EMA wurde die Sicherheit von Ondexxya an 352 Patienten untersucht, seine Wirksamkeit an 167 Patienten. Dabei soll sich gezeigt haben, dass Ondexxya seine Wirkung als Antidot innerhalb von zwei Minuten nach Verabreichung entfaltet. Weil diese Daten in ihrem Umfang für eine normale Zulassung nicht ausreichen, Ondexxya in der EU aber eine Behandlungslücke („unmet medical needs“) füllt, kann die EMA eine „bedingte“ Zulassungsempfehlung aussprechen. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Empfehlung im Interesse der öffentliche Gesundheit ausgesprochen wird, weil der Nutzen der sofortigen Verfügbarkeit des Arzneimittels das Risiko überwiegt, welches dadurch gegeben ist, das noch nicht alle üblichen Daten verfügbar sind. So wurde Ondexxya beispielsweise nicht im Rahmen von invasiven Eingriffen untersucht, vor denen orale Faktor-Xa-Inhibitoren verabreicht wurden, heißt es in der Pressemitteilung der EMA. Außerdem lassen sich die Daten, neben Apixaban und Rivaroxaban, nicht auf andere Faktor-Xa-Inhibitoren übertragen. Zudem wurde über die Bildung von Blutgerinseln nach der Behandlung mit Ondexxya berichtet und eine Bestätigung der empfohlenen Dosis (aktuell 200 mg, Pulver zur Herstellung einer Infusion) steht noch aus.
„Bedingt“ ist die Zulassungsempfehlung also, weil Portola Netherlands B.V., der Antragsteller der Zulassung, nun dazu verpflichtet ist, eine Reihe von Post-Autorisierungsstudien durchzuführen. So sollen sowohl Sicherheit als auch Wirksamkeit innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums weiter untersucht werden.

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Auch in den USA heißt der Zulassungsinhaber von Andexanet alfa „Portola“. Nicht nur dieser sondern auch die Hersteller von Apixaban und Rivaroxaban dürften im Januar aufgeatmet haben: mit mehr als zwei Jahren Verspätung hatte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA laut Fierce Pharma die Produktion und den Vertrieb von Andexxa im großen kommerziellen Stil erlaubt. Weil es zuvor Bedenken zur Produktion im kommerziellen Maßstab gegeben hatte, hatte Portola in den USA zunächst nämlich nur 40 – 50 Krankenhäuser und andere Gesundheitsdienstleister mit dem neuen Antidot versorgen können; von denen die meisten als klinische Prüfzentren fungierten. Auf Fierce Pharma hieß es weiter, dass Pfizer und Bristol-Myers (Zulassungsinhaber von Eliquis) so gespannt dem Markteintritt des Antidots entegenfieberten, dass sie Portola in den USA 2016 mit einem 50-Millionen-Dollar-Kredit unterstützten, um von der FDA damals kritisierte Herstellungsprobleme zu lösen. Zum europäischen Präparat und seinem Herstellungsprozess machte die EMA in ihrer Pressemitteilung keine Angaben. 

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Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

ondexxya

von Christel van der Wals am 28.01.2020 um 9:41 Uhr

ich muss Eliquis einnehmen, es gab keine Alternative dazu

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ondexxya

von dr.med, miroslav svehlaondexxya am 09.01.2020 um 22:39 Uhr

also bisher bei ziemlich wenigen patienten geprüft,dabei etwa weniger als 1/2 der pazienten wirksam,,,,braucht noch mehr studien,damit man auch den notfallärzten zugänglich wäre.ich meine denen in den rettungswagen---
findet jemend den entsprechenden auweis in meiner
tasche??ich selbst nehme eliquis(veronet von kardiologen

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