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Wenn Arzneimittel Stürze auslösen
Einfach nur ausgerutscht?
Ist die Polypharmazie das eigentliche Problem? Jein!
Die Erfahrung der letzten 15 Jahre würde zeigen, dass es spezielle
Arzneimittel gibt, die ein besonderes Sturzrisiko mit sich bringen. So zum
Beispiel die Antidepressiva. Wer nun aber dachte, dass hier vor allem die
Trizyklika das Hauptproblem darstellen, wegen ihrer anticholinergen Wirkung,
der lag in der Theorie zwar richtig, musste aber in der Folge lernen, dass SSRI
(Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren) ein noch größeres Sturzrisiko mit
sich bringen.
Die Erfahrung zeigte auch, dass die zunehmende Polypharmazie zwar natürlich das
Risiko für Stürze steigert – wenn man sich innerhalb der Polmedikation aber gezielt die Arzneimittelgruppe
der FRID anschaue, erkenne man, dass diese die Stellschraube sind, an der das
Risiko vermindert werden kann, klärte Stahl in ihrem Vortrag auf.
Wichtig ist auch, dass das Sturzrisiko
dosisabhängig ist: So würden etwa auch kurzwirksame Benzodiazepine das
Sturzrisiko steigern, wenn sie zu hoch dosiert werden. Der Hauptgrund, warum
ältere Patienten aber auf Benzodiazepine empfindlicher reagieren sei eine reduzierte
Leberkapazität: Bei einem 80-Jährigen sei die Diazepam-Halbwertszeit etwa zwei
bis dreimal länger als bei einem 20-Jährigen. Auch hier kann die Apotheke also
auf das Sturzrisiko positiv einwirken und ein alternatives Präparat
vorschlagen. Noch einfacher lässt sich in diesem Zusammenhang der „Hangover-Effekt“ unter Benzodiazepinen von der Apotheke beeinflussen: Der Abstand von einer Mahlzeit muss ausreichend
sein, damit das Benzodiazepin nicht verzögert in den Morgen hineinwirkt. Auch
die Schlafdauer muss ausreichend sein, damit es am Morgen zu keinen Stürzen kommt. Sind die Psychopharmaka also die „bösen
Buben“? Nicht allein: Vielmehr solle man den Blick auch auf die kardiovaskuläre
Medikation richten, meint Stahl.
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Stahl machte dann noch auf einen „Exoten“ unter den Arzneimitteln, die das Sturzrisiko steigern könnten, aufmerksam: die Alpha-Blocker bei der Prostatabehandlung, die zu einer orthostatischen Hypotonie führen können. Gerade das häufig eingesetzte Tamsulosin solle man deshalb immer mit oder nach der Nahrung einnehmen, auch wenn es nüchtern besser wirkt. Die Orthostase sei dann dosisabhängig geringer. Nicht zuletzt machte Stahl auch auf die „unschöne Seite“ der Opioide, also deren Nebenwirkungen, aufmerksam. Stahl beschrieb die Opioide als „Medusa“.
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