Orale Therapie bei Typ-1-Diabetes

Sotagliflozin – reduziert Blutdruck und Nierenfunktion?

San Francisco / Stuttgart - 12.06.2019, 14:00 Uhr

Sotagliflozin verschlechtert initial die glomeruläre Filtrationsrate der Niere stärker als Placebo - ein normaler Effekt? Oder erholt sich die Nierenfunktion wieder? (b/Foto: Crystal light / stock.adobe.com)

Sotagliflozin verschlechtert initial die glomeruläre Filtrationsrate der Niere stärker als Placebo - ein normaler Effekt? Oder erholt sich die Nierenfunktion wieder? (b/Foto: Crystal light / stock.adobe.com)


eGFR-Dip unter Sotagliflozin erholt sich nicht vollständig

Die Nierenfunktion erholte sich laut Sanofi wieder – die eGFR „tendierte" nach 52 Wochen Richtung Ausgangswert, heißt es in der Mitteilung. Jedoch lag die Nierenfunktion der 200 mg-Sotagliflozingruppe auch nach 52 Wochen (-0,5 ml/min/1,73m2) und der 400 mg Sotagliflozingruppe (-2 ml/min/1,73m2) verglichen mit Placebo noch unter dem Ausgangswert bei Studienbeginn.

Die Nierenfunktion ist ein wichtiger Parameter für Diabetiker, im Laufe der Erkrankung nimmt das Risiko einer diabetisch bedingten Nierenerkrankung zu. Es wird allgemein angenommen, dass Nephropathien 30 bis 40 Prozent der Typ-1-Diabetiker betreffen.

Unterschied bei Sotagliflozin und Dapa-/ Empagliflozin: SGLT 1 und SGLT2

Sotagliflozin ist wie Dapagliflozin und Empagliflozin ein SGLT-Inhibitor (sodium-dependent glucose transporter). Allerdings hemmen Dapagliflozin und Empagliflozin SGLT2 etwa 1000-fach selektiver als SGLT1. 
SGLT2 wird in der Niere stark exprimiert und ist maßgeblich für die Rückresorption von Glucose aus dem glomerulären Filtrat verantwortlich. Die Expression in anderen Geweben fehlt oder ist dort sehr gering. 
SGLT1 ist der maßgebliche Transporter für die Glucoseresorption im Darm. Sotagliflozin soll sowohl SGLT2 als auch SGLT1 hemmen. Es wirkt also auf die Glucoseresorption in Niere und Darm. 

Übrigens: Alpha-Zellen in den Langerhans’schen Inseln der Bauchspeicheldrüse exprimieren auch SGLT2-Rezeptoren. Werden diese durch Gliflozine blockiert, wird eine Hypoglykämie imitiert, was die Ausschüttung von Glukagon verstärken kann. Das kann zur Entstehung von Ketoazidosen beitragen.

Sotagliflozin senkt Blutdruck

Die Sotagliflozindaten zur Blutdrucksenkung bestätigten die früheren Untersuchungen hierzu. 200 mg beziehungsweise 400 mg Sotagliflozin reduzierten den Blutdruck (bei Typ-1-Diabetikern mit Ausgangswerten größer 130 mmHg systolisch) um 2,7 mmHg beziehungsweise 3,73, jeweils +/- 0,77 mmHg, verglichen mit Placebo. Diastolisch senkte Sotagliflozin 200 mg beziehungsweise 400 mg (Ausgangswerten größer gleich 80 mmHg diastolisch) um 2,28 mmHg und 2,08 mmHg, jeweils +/-0,83 mmHg.

In der Tandem-3-Studie sank bei Patienten mit einem systolischen Blutdruck von 130 mmHg oder höher zu Studienbeginn der Blutdruck signifikant stärker unter 400 mg Sotagliflozin als in der Placebogruppe (Woche 16: Differenz -3,5 mmHg).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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