- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Sotagliflozin – ...
Orale Therapie bei Typ-1-Diabetes
Sotagliflozin – reduziert Blutdruck und Nierenfunktion?
Übergewichtige Typ-1-Diabetiker, die allein mit Insulin ihren Blutzucker nicht ausreichend kontrollieren können, dürfen ab einem BMI von 27 kg/m2 zusätzlich oral mit dem SGLT2-Inhibitor Dapagliflozin (Forxiga 5 mg) oder dem dualen SGLT1- und SGLT2-Hemmer Sotagliflozin (Zynquista) behandelt werden. Bei einer wissenschaftlichen Tagung der American Diabetes Association (ADA) hat Sanofi jetzt neue Daten zu Sotagliflozin vorgestellt: Sotagliflozin reduzierte den Blutdruck, verschlechterte aber auch die Nierenfunktion, gemessen an der glomerulären Filtrationsrate (eGFR). Ein normaler Effekt?
Bereits seit 26. April 2019 hat Sanofi die EU-Zulassung für
Sotagliflozin (Zynquista®) als-Add-on-Therapie des Typ-1-Diabetes mellitus. Das
Antidiabetikum darf in Kombination mit Insulin bei erwachsenen und übergewichtigen
(BMI > 27 kg/m2) Typ-1-Diabetikern eingesetzt werden, wenn diese allein mit
Insulin ihren Blutzucker nicht ausreichend kontrollieren können. Laut der S3-Leitlinie
Therapie des Typ-1-Diabetes von 2018 liegt der Anteil erwachsener Patienten mit
Typ-1-Diabetes und einem BMI > 25 heute bei etwa 50 bis 60 Prozent.
Der
Zulassungstext von Zynquista® sieht vor, dass Sotagliflozin nur einmal täglich vor
der ersten Mahlzeit des Tages in einer Dosierung von 200 mg eingenommen wird. Nach
drei Monaten kann die Dosis auch auf zwei Tabletten, sprich 400 mg
Sotagliflozin, erhöht werden, falls eine zusätzliche Blutzuckersenkung
erforderlich ist. Die Blutzuckersenkung wies Sanofi in mehreren Studien nach: In einer der EU-zulassungsrelevanten Phase-III-Studien, Tandem
3, erreichten 28,6 Prozent der Typ-1-Diabetiker unter Sotagliflozin (400 mg
einmal täglich) den primären Endpunkt, einen HbA1c kleiner 7 Prozent. In der
Placebogruppe waren es 15,2 Prozent. Jedoch erlitten die Sotagliflozinpatienten
auch signifikant mehr Ketoazidosen (3 Prozent) im Vergleich zu Placebo (0,6
Prozent). Das Risiko erhöhter Ketoazidosen veranlasste jüngst, im März 2019,
die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA, den Zulassungsantrag von Sotagliflozin abzulehnen.
Derzeit ist Zynquista® nicht in Deutschland auf dem Markt. Auf Nachfrage von DAZ.online erklärt eine Unternehmenssprecherin: „Einen Termin für die Markteinführung in Deutschland kann ich heute noch nicht mitteilen". Sanofi bereite zur Zeit „eine nachhaltige Einführung" vor.
Mehr zum Thema
Sotagliflozin: FDA und EMA sind uneinig
Orales Add-on bei Typ-1-Diabetes: Überwiegt der Nutzen das Risiko?
Nun veröffentlicht Sanofi neue Daten zu Sotagliflozin, die den Effekt von Sotagliflozin auf die Nierenfunktion von Typ-1-Diabetikern zeigen. Vorgestellt hat das Unternehmen die aus zwei zulassungsrelevanten Phase-III-Studien, Tandem 1 und Tandem 2, gepoolten Daten bei einer wissenschaftlichen Tagung der American Diabetes Association (ADA) in San Francisco (7. bis 11. Juni 2019).
Sotagliflozin verschlechtert eGFR mehr als Placebo
Laut einer Mitteilung von Sanofi senkte Sotagliflozin in dieser gepoolten Analyse mit Daten von 1.575 Studienteilnehmern den Blutdruck, und Sotagliflozin war mit kurz- und langfristigen Veränderungen der eGFR (estimated GFR, Glomeruläre Flitrationsrate) und einem Rückgang der Albuminurie assoziiert. Diese „Veränderungen der eGFR“ waren jedoch keineswegs Verbesserungen – die eGFR verschlechterte sich verglichen mit Placebo unter Sotagliflozin. Die Patienten – Typ-1-Diabetiker mit unzureichender Blutzuckerkontrolle – erhielten entweder eine optimierte Insulintherapie plus 200 mg beziehungsweise 400 mg Sotagliflozin oder nur eine optimierte Insulintherapie (plus Placebo).
Ausgehend von einer eGFR von 89,3 ml/min/1,73m2 (+/- 0,86 ml/min/1,73m2) reduzierte sich die Nierenfunktion gemessen an der eGFR nach vier Wochen dosisabhängig um 2,5 ml/min/1,73m2 (200 mg Sotagliflozin) und 2,8 ml/min/1,73m2 (400 mg Sotagliflozin), jeweils verglichen mit Placebo.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.