influenzasaison 2019/20

Grippeimpfung für Babys – aber mit welchem Impfstoff?

Stuttgart - 20.09.2019, 09:00 Uhr

Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung für gesunde Babys und Kinder nicht standardmäßig. Liegen Grunderkrankungen vor, sollten aber auch Säuglinge und Kinder grippegeschützt werden. Doch mit welchem Impfstoff? (Foto: sonar512 / stock.adobe.com)

Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung für gesunde Babys und Kinder nicht standardmäßig. Liegen Grunderkrankungen vor, sollten aber auch Säuglinge und Kinder grippegeschützt werden. Doch mit welchem Impfstoff? (Foto: sonar512 / stock.adobe.com)


Grippeimpfung bei Säuglingen und Kindern: Die STIKO empfiehlt diese nicht standardmäßig. Welcher Impfstoff eingesetzt werden kann, hängt unter anderem vom Alter des Kindes ab. Ein Baby muss jedoch mindestens sechs Monate alt sein, um aktiv grippegeschützt zu werden. Neugeborene können nur passiv durch die Impfung der Mutter während der Schwangerschaft geschützt werden – zugelassen hierfür ist jedoch bislang nur ein vierfacher Grippeimpfstoff.

In dieser Grippesaison 2019/20 gibt es zwei vornehmliche Änderungen bei den verfügbaren Grippeimpfstoffen. Erstmals ist ein zellkulturbasierter tetravalenter Influenzaimpfstoff, Flucelvax® Tetra, zusätzlich zu den hühnereibasierten Grippevakzinen verfügbar. Außerdem gibt es Neuerungen bei Vaxigrip® Tetra: Denn seit kurzem hebt sich Vaxigrip® Tetra von den anderen zugelassenen tetravalenten Grippeimpfstoffen ab.

Vaxigrip® Tetra erhielt jüngst eine Zulassungserweiterung und darf als einziger Grippeimpfstoff explizit nun auch zur aktiven Immunisierung von Schwangeren eingesetzt werden, ebenso zur passiven Immunisierung von Säuglingen bis zum Alter von sechs Monaten.

Nur Vaxigrip Tetra hat Zulassung in der Schwangerschaft

Auch wenn die Impfung Schwangerer wohl mit allen etablierten Grippeimpfstoffen in den letzten Jahren durchgeführt wurde, hat nur Sanofi Pasteur nun Daten vorgelegt, die eine Indikations- und Zulassungserweiterung rechtfertigen.

Fachinformation Vaxigrip Tetra

„Vaxigrip Tetra ist zum Schutz vor Influenza indiziert, die durch zwei Influenza-A-Virussubtypen und zwei Influenza-B-Virustypen verursacht wird, welche im Impfstoff enthalten sind:

  • zur aktiven Immunisierung von Erwachsenen, einschließlich schwangeren Frauen, und Kindern ab einem Alter von 6 Monaten und älter,
  • zum passiven Schutz von Säuglingen ab der Geburt bis zu einem Alter von weniger als 6 Monaten nach der mütterlichen Immunisierung während der Schwangerschaft.“

Die Fachinformationen von Flucelvax® Tetra, Influsplit® Tetra und Influvac® Tetra hingegen informieren lediglich, dass inaktivierte Grippeimpfstoffe während der gesamten Schwangerschaft angewendet werden können.

Vaxigrip Tetra: schützt Säuglinge in den ersten sechs Monaten

Auch bei der Grippeimpfung von Säuglingen und Kleinkindern unterscheiden sich die einzelnen Vakzine: Säuglinge ab sechs Monaten dürfen zur aktiven Immunisierung mit Influsplit® Tetra und Vaxigrip® Tetra geimpft werden.
Influvac® Tetra darf erst bei Kindern ab einem Alter von drei Jahren und Flucelvax® Tetra sogar erst ab einem Alter von neun Jahren zum Grippeschutz eingesetzt werden. Daneben gibt es einen nasalen Lebendimpfstoff Fluenz® Tetra, der Zwei- bis 17-Jährige vor Grippe schützen soll.

Zusätzlich schließt nun seit kurzem Vaxigrip® Tetra offiziell, durch aktive Immunisierung der Mutter und folglich passive Immunisierung des Säuglings im Mutterleib, die „Impflücke“ zwischen Geburt und der ersten aktiven Immunisierung im Alter von sechs Monaten. Das war natürlich auch in den vorigen Jahren der Fall, nur eine explizite Zulassung hatte bislang keine Vakzine.

Grippe bei Säuglingen unterschätzt

Wie wichtig die Grippeimpfung von Säuglingen – auch passiv durch maternalen Antikörperschutz – ist, hat jüngst eine von der CDC (Centers für Diesease Control and Prevention, Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention, US-Bundesbehörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums) finanzierte länderübergreifende (Albanien, Jordanien, Nicaragua, Philippinen) Studie ergeben. Publiziert wurde die Untersuchung „Underdetection of laboratory-confirmed influenza-associated hospital admissions among infants: a multicentre, prospective study“ Anfang September 2019 in Lancet Child & Adolescent Health. Das Ergebnis: Grippe wurde bei Säuglingen bislang massiv unterschützt. Die Zahl der unter einjährigen Kinder, die mit Grippe ins Krankenhaus eingeliefert wurden, war mindestens doppelt so hoch, wie bislang angenommen worden war.

Nach Ansicht der CDC erhöht dieses Ergebnis der Untersuchung „die globale Belastung durch schwere Grippe erheblich“ und unterstreicht den „präventiven Wert von Impfprogrammen für Mütter und Säuglinge“.

USA: Grippeimpfempfehlung ab sechs Monaten

Im Gegensatz zur STIKO in Deutschland, die eine Grippeimpfung standardmäßig nur für Personen ab 60 Jahren, Schwangere ab dem zweiten Trimenon, Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung, Alten- und Pflegeheimbewohnern und Personen mit einem erhöhtem beruflichen Risiko vorsieht, empfiehlt das bei der CDC ansässige US-amerikanische STIKO-Pendant ACIP (Advisory Committee on Immunization Practices) eine Grippeimpfung pauschal für alle Personen ab einem Alter von sechs Monaten. Diese Empfehlung existiert in den USA bereits seit 2010.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Grippeimpfstoff

von E.Seeberger am 23.09.2019 um 8:19 Uhr

Es wäre wünschenswert, diese Informationen im Frühjahr vor der Impfstoff-Bestellung zu erhalten und nicht erst am Tag der Auslieferung. Mit freundlichen Grüßen, Ihre E.Seeberger

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