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18. Oktober 2019
Man glaubt es kaum! Halleluja, was lange währt, wird endlich wahr – die Apotheken bekommen eine kleine Aufbesserung des Honorars. Eine Flasche Sekt müssen wir deswegen sicher nicht kaltstellen, Selters reicht. Immerhin, es ist soweit: Am kommenden Montag werden im Bundesgesetzblatt die Änderungen der Apothekenbetriebsordnung und der Arzneimittelpreisverordnung verkündet. Und da steht drin, dass es ab dem 1. Januar 2020 eine höhere Notdienstpauschale gibt (voraussichtlich werden es dann so um 350 Euro pro Nachtdienst sein) und eine bessere Honorierung der BtM-Dokumentation (4,26 Euro für die Doku von BtM- oder T-Rezept). Die beiden Verordnungen wurden glücklicherweise aus dem Apothekenstärkungsgesetz ausgeklammert. Wäre dies nicht passiert, würde diese Honoraranpassung immer noch wegen der Rx-Boni-Verbotsprüfung durch die EU feststecken. Mein liebes Tagebuch, da sind wir ja mal so was von froh, dass die Apotheke ein Stück Heimat ist, wie es Spahn herzerwärmend ausdrückt. Denn mit dem höheren Notdienstzuschlag sollen vor allem Apotheken in strukturschwachen oder ländlichen Gebieten belohnt werden, weil sie öfters Nachtdienst haben. Und diese Apotheken sollen erhalten bleiben, sie sind, ja genau, ein Stück Heimat. Schön, dass die heimatlosen Apotheken in den Städten auch davon profitieren. Mit der Änderungsverordnung werden aber auch die Verbesserungen beim Botendienst eingeführt: Er ist nicht nur im Einzelfall, sondern grundsätzlich auf Kundenwunsch zulässig. Mein liebes Tagebuch, das war schon lange überfällig. Außerdem: Ist die Beratung in der Apotheke oder per Telefon erfolgt, kann die Auslieferung durch weisungsgebundenes Personal der Apotheke (z. B. durch den Fahrer der Apotheke) erfolgen. Ist noch keine Beratung erfolgt oder lag das Rezept noch nicht in der Apotheke vor, muss sich pharmazeutisches Personal auf den Weg machen, um die Arzneimittel auszuliefern. Endlich, endlich, mein liebes Tagebuch, die Anpassung des Botendienstes war überfällig, jetzt haben wir eine kleine Chance gegenüber dem Versandhandel.
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zum Thema Lieferengpässe: „In den Apotheken ist es so schlimm, wie es seit 30 Jahren nicht mehr gewesen ist. Für die Patienten ist es nicht nur schlimm, sondern es wird zunehmend auch gefährlich.“ Das sagte er in einem Interview in der Sendung „Hauptsache gesund“. Im Lauf des Gesprächs wird Schmidt noch deutlicher: „Nein, das ist kein vorübergehendes Geschehen. Marktversagen, Systemversagen liegt dahinter.“ Das Problem liege vor allem im Wettbewerb, angefeuert durch die Politik, um die Preise zu senken: „Das hat gut funktioniert. Es ist wie beim Schrauben: Nach fest kommt ab. Und jetzt ist ab.“ Mein liebes Tagebuch, da hat Schmidt endlich mal Tacheles geredet. Für den sonst eher ruhigen und gesetzt redenden Präsidenten war das schon ein megadeutliches Statement. Endlich! Und zum Engagement seiner Kollegen fügt er hinzu: „Die Apotheken tun was sie können. Es macht uns viel Arbeit und es macht uns keinen Spaß.“ So ist es. Solche Worte hätten schon vor einem halben Jahr oder früher zum Thema Lieferengpässe kommen müssen.
Lieferengpässe! Auf der einen Seite die Aussage des ABDA-Präsidenten: In den Apotheken ist es so schlimm wie noch nie. Auf der anderen Seite redet der Verband der Ersatzkassen (vdek) das Thema klein: Lieferengpässe hätten nichts mit den Arzneimittel-Ausschreibungen zu tun. Mein liebes Tagebuch, Mannomann, das vdek-Geschwafel wirkt angesichts der dramatischen Verhältnisse in den Apotheken zynisch. Die Kassen jonglieren mit Zahlen herum und versuchen, die Lage schön zu reden. Und der Gipfel der Aussage: „Tatsächlich helfen die Rabattverträge der Kassen, Lieferengpässe zu verhindern.“ Mein liebes Tagebuch, lasst uns frohlocken und dankbar sein, dass wir Rabattverträge haben, sonst würde Deutschlands Arzneimittelversorgung zusammenbrechen. Nein, nein, nein, wie kann man nur so arrogant argumentieren. Hinter solchen Äußerungen steckt natürlich die Sorge, dass die Politik die von den Herstellern und Apotheker geäußerte Forderung verfolgt, Mehrfachausschreibungen für Rabattverträge vorzuschreiben. Mein liebes Tagebuch, wenn’s die Kassen ernst meinen mit ihrer Sorge um ihre Versicherten, dann sollten sie sich schleunigst eines Besseren besinnen und ihr Rabattunwesen überdenken: Mehrfachausschreibungen sind das Mindeste, was sie dazu beitragen können.
7 Kommentare
Was nie erwähnt wird
von Karl Friedrich Müller am 21.10.2019 um 9:23 Uhr
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Marginalien
von Pille Palle am 21.10.2019 um 9:11 Uhr
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@ Ströh: Sorry, aber ...
von Gunnar Müller, Detmold am 20.10.2019 um 10:13 Uhr
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AW: @ Ströh: Sorry, aber
von Friedemann Ahlmeyer am 20.10.2019 um 19:54 Uhr
AW: @ Friedemann Ahlmeyer
von Anita Peter am 21.10.2019 um 8:42 Uhr
Stärkungsgesetz
von Anita Peter am 20.10.2019 um 9:20 Uhr
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Almosen und Rabattspiralen
von Ulrich Ströh am 20.10.2019 um 8:33 Uhr
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