- DAZ.online
- News
- Spektrum
- Apotheke sichert ...
„Apotheker ohne Grenzen“ in Buenos Aires
Apotheke sichert Arzneimittelversorgung der Ärmsten
Arzneimittelspenden ungeeignet – Nachhaltigkeit fehlt
Die Arzneimittel der AoG-Apotheke würden in erster Linie über Spenden aus Deutschland finanziert. Aber auch lokale Partner seien an der Finanzierung beteiligt. „Wir haben versucht, das Projekt auf sehr vielen Schultern zu verteilen, weil es immer die Frage ist, wie die Nachhaltigkeit zu gewährleisten ist“, so Vetye. Sie ergänzt: „Die Medikamente werden im Land eingekauft. Wir kaufen Krankenhauspackungen. Es gibt sehr oft die Frage, ob die Medikamente aus Deutschland kommen. Natürlich nicht, weil Arzneimittel zu exportieren und zu importieren, überhaupt keinen Sinn macht – ein viel zu großer Aufwand für die Apotheke eines Slum-Gesundheitszentrums.“ Als Hilfsorganisation sei es ihnen zudem möglich, Preisnachlässe bei den lokalen pharmazeutischen Unternehmen auszuhandeln.
Ein Punkt ist Vetye sehr wichtig: Arzneimittelspenden, so gut sie auch gemeint seien, könnten meist nicht zielführend eingesetzt werden. „Es bringt mir gar nichts, wenn mir jemand sagt, ich habe da eine Spende von 50.000 Tabletten, die in drei Monaten verfallen“, erläutert Vetye. Große Mengen mit nur kurzer Haltbarkeit oder kleine Mengen, die gespendet würden, nur weil sie gerade irgendwo anfielen, seien für eine langfristige Versorgung ungeeignet. „Genauso wie bei einem HIV-Positiven, dem ich nicht sagen kann, jetzt bekommst du für sechs Monate die Therapie und wie es dann weitergeht, ist nicht mein Problem, so muss ich beim Diabetiker Typ II auch eine langfristige Zusage machen“, beschreibt die Apothekerin die Problematiken.
Villa Zagala – Perspektivlosigkeit dominiert
Carina Vetye liebt Argentinien. Sie kennt ihr Land sehr gut – und weiß auch viel über Villa Zagala und seine Bewohnern zu berichten. So habe sich der Staat fast komplett aus dem Viertel zurückgezogen. Es fehle an entsprechender Infrastruktur. Die Menschen reagierten häufig entsprechend misstrauisch. Hilfe und Interesse seien sie nicht gewöhnt. So hätten sie auch erst lernen müssen, dass das Gesundheitszentrum und das Team von AoG tatsächlich zuverlässig für sie da seien. „Das Leben in den Slums ist hart. Es ist diese Perspektivlosigkeit, diese fehlende Zukunft. Dieses Missachtetwerden, weil man Slumbewohner ist. Es ist alles nicht etwas, was hilft, gerade bei einer chronischen Krankheit auf sich aufzupassen“, erläutert Vetye.
Das Gesundheitszentrum leiste deshalb mit all seinen Angeboten eine wertvolle Arbeit. So seien auch Hausbesuche wichtiger Bestandteil, um die Lebensbedingungen besser kennenzulernen. Das sei notwendig, damit die Menschen Vertrauen fassen könnten und lernten, sich für ihre Gesundheit zu engagieren. Ein wichtiger Bestandteil sei somit auch die Präventionsarbeit: „Wenn die Menschen anfangen, Fragen zu stellen, wenn sie anfangen, nachzudenken, dann sind wir angekommen und dann ändert sich auch etwas.“
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.