Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.11.2019, 08:00 Uhr

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)


E-Rezept rauf und runter - ganz klar, das E-Rezept hat diese Woche beherrscht. Der Versender DocMorris, der sich auf Plakaten schon seit Wochen mit dem E-Rezept schmückt, will mit dem E-Rezept kräftig wachsen. Mit GERDA, dem E-Rezept-Modellprojekt von Kammer und Verband aus Baden-Württemberg, geht’s nun richtig los – auch wenn’s noch klemmt. Wohl ähnlich wie bei über 50 anderen Modellprojekten zum E-Rezept in der Republik. Denn so richtig weiß noch keiner wie’s am Ende aussieht. Wer das Rennen macht? Ganz klar derjenige, der die endgültigen Spielregeln fürs E-Rezept am besten umsetzt. Aber diese Regeln, die gibt’s von der Gematik erst Mitte 2020. Und ein Makelverbot haben wir immer noch nicht.

4. November 2019

Walter Oberhänsli, Chef der Schweizer Zur Rose-Gruppe, zu der auch der Versender DocMorris gehört, schaut gar arg optimistisch in die Zukunft. ER hat große Pläne. Wie er dem Schweizer Finanzmagazin „The Market“ in einem Interview erklärte, will er den Umsatz seines Konzerns bis 2022 im Vergleich zu 2018 verdoppeln! Zur Orientierung: Der Umsatz des gesamten Konzerns  soll in den ersten neun Monaten 2019 auf rund 1,16 Milliarden Franken (etwa 1,05 Milliarden Euro) gestiegen sein. Ja, mein liebes Tagebuch, wer kann heute noch solche Umsatzziele ausgeben? Eben, wohl nur Arzneimittelversender. Nun, wir wissen alle: Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Aber dennoch ist es nicht verkehrt, die Aktivitäten solcher Versender im Blickfeld zu beachten. Sein Ziel der Umsatzverdopplung will Oberhänsli auf vier Wegen erreichen. Erstens: durch die Übernahme von anderen Versendern. Zweitens durch die „Konversion“ der OTC-Kunden ins Rx-Geschäft – Konversion, ein netter Begriff für kräftige Kundenbearbeitung, oder? Drittens: Wachstum durch das Marktplatz-Modell. Für diese Strategie hat die Zur Rose-Tochter DocMorris bereits in Südeuropa  Promofarma übernommen – das ist eine Verkaufsplattform, auf der Vor-Ort-Apotheken gemeinsam ihre Waren anbieten und Zur Rose verdient daran. Und der vierte Wachstumseffekt soll, na klar, aus der Einführung des E-Rezepts kommen. Und da kriegt Oberhänsli glänzende Augen, wenn er nach Schweden guckt, wo der Rx-Versand seit 2012 nach Einführung des E-Rezepts jährlich um 50 Prozent gewachsen sein soll – durch gezielte Marktbearbeitung, wie es Oberhänsli nennt. Mein liebes Tagebuch, DocMorris macht ja bekanntlich jetzt schon viel Wind und Stimmung fürs E-Rezept. Aber lassen wir uns dadurch nicht kirre machen – ich hoffe, unser Apothekerverband und unsere Anbieter für E-Rezept-Apps werden kräftig dagegen halten.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Rührend und naiv

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 15:15 Uhr

Ist es, immer noch zu denken, aus dem BMG käme irgendwas, was fair wäre.
Der Bürger ist nicht interessant, nicht die Arbeitenden im Gesundheitswesen, nicht der Kranke.
Es geht anderen im Gesundheitswesen nicht viel anders als uns oder noch schlimmer. Ausgebeutet und mit ein paar warmen Sprüchen bedacht, interessant sind Gewinne, Renditen, Umsätze, Macht und Einfluss.
Wann sagt denen jemand, was Bismarck wollte? Ein Erzkonservativer, der immerhin so weit dachte, dass ein Kranker für die Gesellschaft nichts bringt und im Alter ein Überleben möglich sein sollte.
Solche Gedanken sind heute der reine Sozialismus oder Kommunismus. Weil unsere Politiker blind sind, überhaupt keine Vorstellung mehr vom Bürger haben.
Eine der größten Errungenschaften der Demokratie wird zerstört, ein unabdingbarer Teil der sozialen Gesellschaft

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Politik

von Anita Peter am 10.11.2019 um 15:14 Uhr

Meinen Glauben an die Politik habe ich diese Woche endgültig verloren, als sich Lauterbach und Co über die hohe Belastung der Politker beschwert haben.
Es bleibt aber Gott sei Dank noch genügend Energie für x Nebenjobs, sonstige Pöstchen sowie das Schreiben von Büchern.
Mich widert die deutsche Politik nur noch an. Wenn man sich die Wahlergebnisse anschaut geht es immer mehr Menschen so.

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Kein Grund zu Optimismus

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 11:48 Uhr

„ Wer das Rennen macht? Ganz klar derjenige, der die endgültigen Spielregeln fürs E-Rezept am besten umsetzt. Aber diese Regeln, die gibt’s von der Gematik erst Mitte 2020. Und ein Makelverbot haben wir immer noch nicht.“

1. lese ich immer wieder, dass das BMG Hauptanteileigner der Gematik ist.
2. erstellt die Gematik die Spielregeln und legt fest, wer den Zuschlag bekommt.
3. kein Makelverbot
1+2+3= stinkt erheblich nach Korruption.
Ich bin sicher, dass DocMorris den Zuschlag bekommt, weil es das BMG so will und sicherlich Infos rechtzeitig an DM fliessen werden. Dazu wird DM machen können, was es will.
Es besteht kein Grund zum Optimismus, was die Apotheken vor Ort an geht. Der Plan ist weiterhin, uns zu behindern und zu zerstören.
Wer blickt bei der Digitalisierung noch durch? Ich nicht. Das ist vielleicht kein Wunder, aber bei vier Vielzahl der Anwendungen, Apps, Platformen, Anbieter blickt bestimmt der Normalo auch nicht mehr durch. Die Digitalisierung geht an den Wünschen und Möglichkeiten der Bürger vorbei.
Da wird dann durch den Bundestag das DVG beschlossen, das mal zuerst den Datenschutz aufhebt, den Anfang für die komplette Überwachung der Bürger bietet. Daten werden kaum verschlüsselt zur „Forschung“ frei gegeben. Wer profitiert? Spahn direkt? Das BMG? Auf jeden Fall Datenkraken und Konzerne, die uns zu Opfern und Objekten machen, die es auszunehmen gilt.
Der Datenschutz existiert nicht mehr.
Die AOK ist schon ein seltsamer Verein. Keine Schuld an Lieferengpässen. Wenn man bei den Rabattpartnern gut liefernde Firmen gegen andere austauscht, deren Namen man vorher nie gehört hat und die nicht liefern können, ist man schon schuld. Die alten haben Lager und Produktion reduziert. Die Neuen können nicht.
Da macht es schon Sinn, auf die einzuprügeln, die noch erhebliche Energien investieren (müssen), damit die Kunden versorgt werden. Mit Versand und Automaten wäre das Ganze schon zusammengebrochen. Wäre evtl. ganz gut, dann gingen die Leute mal auf die Barrikaden.
Aus Missachtung oder Verachtung hat der Bundestag unsere Frist zur Anbindung an die TI nicht verlängert. Unser schlafender Verein der Schweiger hätte da auch ein wenig früher reagieren können. Die Ärzte sind schon dran gewesen. Da ist es keine Überraschung, dass wir auch mal müssen...
Viele Ärzte verweigern die Anbindung, aus Datenschutz. So.
Ich wäre auch für ein mehr analoges Leben. Wir sind Spielball fremder Interessen, weder Regierung noch Bundestag verhindern das. Das ist ein Bruch ihrer Aufgaben und des Eids. Diese Leute können zurücktreten, wie die ABDA, und dürften nie wieder kandidieren oder ein öffentliches Amt bekleiden.
Ich sehe vor allem Unehrlichkeit und Korruption, wobei es Spahn ganz ungeniert auf die Spitze treibt. Er verbirgt es nicht mal. Und trotzdem verschließen alle die Augen.
Wie gesagt. Es gibt keinen Grund für Optimismus. Der Zug ist Richtung Versand abgefahren, die Weichen gestellt. Von Spahn. Und desinteressierten Abgeordneten und naiver ABDA.

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Es wird Zeit…

von Gunnar Müller, Detmold am 10.11.2019 um 9:14 Uhr

... dass die Apothekerschaft nicht länger wie der Hase den Igeln hinterher läuft!
Viele unserer „langjährig bewährten“ Spitzen haben den Berufsstand Stück für Stück abgewirtschaftet.
Die Zeit ist reif für einen Wechsel!

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