Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.11.2019, 08:00 Uhr

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)


5. November 2019

Der Zukunftspakt hat Zukunft! Der Zukunftspakt – das ist der von Burda und Noweda ins Leben gerufene Zusammenschluss –, lässt wissen, dass ab sofort auch Pharma Privat (das ist der Verbund der inhabergeführten Pharmagroßhandlungen) mit im Pakt ist. Diesem Verbund gehören beispielsweise Großhandlungen wie Fiebig, Geilenkirchen, Jenne, Kehr und Holdermannn an. Mittlerweile sollen sich bereits rund 7000 Apotheken dem Zukunftspakt angeschlossen haben. Ja, mein liebes Tagebuch, das ist recht ordentlich, was sich da aufstellt. Kurz zur Erinnerung: Der Zukunftspakt ist keine abstrakte Worthülse, zum Zukunftspakt gehören beispielsweise die  digitale Kunden-Vorbestellplattform für Arzneimittel „IhreApotheke.de“ und die Apothekenkundenzeitschrift „MyLife“, außerdem hat sich das Unternehmen „Apostore“ dem Pakt angeschlossen, das sich auf digitale Lösungen für Apotheken spezialisiert hat. Mein liebes Tagebuch, im Markt ist Bewegung.

 

An der Bewältigung von Lieferengpässen arbeitet nicht nur die Unionsfraktion. Auch die SPD-Bundestagsfraktion zerbricht sich ihren Kopf darüber, wo die Gründe für dieses Desaster in der Arzneimittelversorgung liegen und wie man es bewältigen könnte. Für die Sozialdemokraten haben Lieferengpässe sieben Ursachen: Es geht unter anderem um die Fehleranfälligkeit des Systems, es geht darum, dass Hersteller auf kurzfristige Lieferanfragen schlecht reagieren können, es geht außerdem um die Konzentration der Märkte auf einige wenige Hersteller, um schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Hersteller, um Kontingentierungen und Konzernstrukturen, aber auch um den Parallelhandel. Alles richtig, mein liebes Tagebuch, und was macht man dagegen? Die SPD-Gesundheitspolitiker sehen eine Lösung des Problems darin, Lieferengpässe erst gar nicht entstehen zu lassen und und wenn sie denn da sind, sie besser zu managen. Hier nur mal so ein paar Vorschläge aus dem SPD-Maßnahmenkatalog: verschärfte Vertragsstrafen in den Rabattverträgen für Hersteller, wenn sie nicht liefern können. Außerdem sollten Exklusivverträge zwischen Kassen und Herstellern abgeschafft werden. Weitere Maßnahmen: Großhändler und Hersteller sollen alle erkannten und zu erwartenden Engpässe sofort ans BfArM melden müssen. Gibt es bereits einen Lieferengpass, soll ein Exportverbot für dieses Arzneimittel verhängt werden. Und Fachgesellschaften sollten dem medizinischen Personal Orientierungshilfen geben, wie nicht lieferbare Arzneimittel substituiert werden können. Mein liebes Tagebuch, alles gut, alles richtig – und leider alles aufwendig. Aber irgendwann muss man schließlich mal anfangen. Hoffen wir, dass sich endlich was tut!

 

Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen geht’s voran. O.k., nicht ganz so rasch, wie manche es sich wünschen, aber immerhin. Die Große Koalition jedenfalls steht voll dahinter. Und daher will sie nun auch dafür sorgen, dass in Zukunft nicht nur Arzneimittel elektronisch und digital verordnet werden, sondern auch Heil- und Hilfsmittel sowie die häusliche Krankenpflege. Diese Möglichkeit soll noch ins Digitale Versorgung Gesetz, kurz DVG, aufgenommen werden. Mein liebes Tagebuch, das ist mehr als konsequent. Wenn schon, denn schon. Außerdem wollen Union und SPD die digitalen Verordnungen von der Vorlage der elektronischen Gesundheitskarte abkoppeln. Das wird notwendig sein, um ärztliche Verordnungen auch ohne vorhergehenden persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt, zum Beispiel im Rahmen einer ausschließlichen medizinischen Fernbehandlung, zu ermöglichen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Rührend und naiv

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 15:15 Uhr

Ist es, immer noch zu denken, aus dem BMG käme irgendwas, was fair wäre.
Der Bürger ist nicht interessant, nicht die Arbeitenden im Gesundheitswesen, nicht der Kranke.
Es geht anderen im Gesundheitswesen nicht viel anders als uns oder noch schlimmer. Ausgebeutet und mit ein paar warmen Sprüchen bedacht, interessant sind Gewinne, Renditen, Umsätze, Macht und Einfluss.
Wann sagt denen jemand, was Bismarck wollte? Ein Erzkonservativer, der immerhin so weit dachte, dass ein Kranker für die Gesellschaft nichts bringt und im Alter ein Überleben möglich sein sollte.
Solche Gedanken sind heute der reine Sozialismus oder Kommunismus. Weil unsere Politiker blind sind, überhaupt keine Vorstellung mehr vom Bürger haben.
Eine der größten Errungenschaften der Demokratie wird zerstört, ein unabdingbarer Teil der sozialen Gesellschaft

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Politik

von Anita Peter am 10.11.2019 um 15:14 Uhr

Meinen Glauben an die Politik habe ich diese Woche endgültig verloren, als sich Lauterbach und Co über die hohe Belastung der Politker beschwert haben.
Es bleibt aber Gott sei Dank noch genügend Energie für x Nebenjobs, sonstige Pöstchen sowie das Schreiben von Büchern.
Mich widert die deutsche Politik nur noch an. Wenn man sich die Wahlergebnisse anschaut geht es immer mehr Menschen so.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kein Grund zu Optimismus

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 11:48 Uhr

„ Wer das Rennen macht? Ganz klar derjenige, der die endgültigen Spielregeln fürs E-Rezept am besten umsetzt. Aber diese Regeln, die gibt’s von der Gematik erst Mitte 2020. Und ein Makelverbot haben wir immer noch nicht.“

1. lese ich immer wieder, dass das BMG Hauptanteileigner der Gematik ist.
2. erstellt die Gematik die Spielregeln und legt fest, wer den Zuschlag bekommt.
3. kein Makelverbot
1+2+3= stinkt erheblich nach Korruption.
Ich bin sicher, dass DocMorris den Zuschlag bekommt, weil es das BMG so will und sicherlich Infos rechtzeitig an DM fliessen werden. Dazu wird DM machen können, was es will.
Es besteht kein Grund zum Optimismus, was die Apotheken vor Ort an geht. Der Plan ist weiterhin, uns zu behindern und zu zerstören.
Wer blickt bei der Digitalisierung noch durch? Ich nicht. Das ist vielleicht kein Wunder, aber bei vier Vielzahl der Anwendungen, Apps, Platformen, Anbieter blickt bestimmt der Normalo auch nicht mehr durch. Die Digitalisierung geht an den Wünschen und Möglichkeiten der Bürger vorbei.
Da wird dann durch den Bundestag das DVG beschlossen, das mal zuerst den Datenschutz aufhebt, den Anfang für die komplette Überwachung der Bürger bietet. Daten werden kaum verschlüsselt zur „Forschung“ frei gegeben. Wer profitiert? Spahn direkt? Das BMG? Auf jeden Fall Datenkraken und Konzerne, die uns zu Opfern und Objekten machen, die es auszunehmen gilt.
Der Datenschutz existiert nicht mehr.
Die AOK ist schon ein seltsamer Verein. Keine Schuld an Lieferengpässen. Wenn man bei den Rabattpartnern gut liefernde Firmen gegen andere austauscht, deren Namen man vorher nie gehört hat und die nicht liefern können, ist man schon schuld. Die alten haben Lager und Produktion reduziert. Die Neuen können nicht.
Da macht es schon Sinn, auf die einzuprügeln, die noch erhebliche Energien investieren (müssen), damit die Kunden versorgt werden. Mit Versand und Automaten wäre das Ganze schon zusammengebrochen. Wäre evtl. ganz gut, dann gingen die Leute mal auf die Barrikaden.
Aus Missachtung oder Verachtung hat der Bundestag unsere Frist zur Anbindung an die TI nicht verlängert. Unser schlafender Verein der Schweiger hätte da auch ein wenig früher reagieren können. Die Ärzte sind schon dran gewesen. Da ist es keine Überraschung, dass wir auch mal müssen...
Viele Ärzte verweigern die Anbindung, aus Datenschutz. So.
Ich wäre auch für ein mehr analoges Leben. Wir sind Spielball fremder Interessen, weder Regierung noch Bundestag verhindern das. Das ist ein Bruch ihrer Aufgaben und des Eids. Diese Leute können zurücktreten, wie die ABDA, und dürften nie wieder kandidieren oder ein öffentliches Amt bekleiden.
Ich sehe vor allem Unehrlichkeit und Korruption, wobei es Spahn ganz ungeniert auf die Spitze treibt. Er verbirgt es nicht mal. Und trotzdem verschließen alle die Augen.
Wie gesagt. Es gibt keinen Grund für Optimismus. Der Zug ist Richtung Versand abgefahren, die Weichen gestellt. Von Spahn. Und desinteressierten Abgeordneten und naiver ABDA.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Es wird Zeit…

von Gunnar Müller, Detmold am 10.11.2019 um 9:14 Uhr

... dass die Apothekerschaft nicht länger wie der Hase den Igeln hinterher läuft!
Viele unserer „langjährig bewährten“ Spitzen haben den Berufsstand Stück für Stück abgewirtschaftet.
Die Zeit ist reif für einen Wechsel!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.